Ballmer: Microsoft wird nicht zerschlagen

Von Kinect bis zum Betriebssystem für Supercomputer. Microsoft, so der CEO Steve Ballmer, funktioniere am besten als die Einheit, die es derzeit ist. Einer Abspaltung erteilte Ballmer damit eine harsche Absage.

Steve Ballmer auf der Microsoft-Hauptversammlung 2011. Quelle: CNET
Steve Ballmer auf der Microsoft-Hauptversammlung 2011. Quelle: CNET

Es ist eine ungewöhnliche Frage, aber bei Microsofts Jahreshauptversammlung mit Steve Ballmer stellte ein Aktionär sie dennoch: Ließe sich nicht mehr Wert schöpfen, wenn man die teilweise stark unterschiedlichen Bereiche von Microsoft aufteilt. Eine klare Frage, die Ballmer deutlich beantwortet.

“Ich kann überhaupt keinen fundamentalen Nutzen darin sehen, das Unternehmen aufzuspalten”, erklärt Ballmer. Durch seine Antwort lernt man aber auch neues über Microsoft. Das Unternehmen profitiere davon, dass unterschiedliche Bereiche Synergien haben. So nutze zum Beispiel die Spielekonsole Xbox Technologien aus der Suchmaschine Bing. Die Stimmerkennung komme aus der Forschungsabteilung des Unternehmens und werde von beiden Technologien genutzt. Selbst wenn man wollte, gebe es derzeit keinen sinnvollen Weg, einzelne Bereiche voneinander zu trennen.

“Dieses Unternehmen investiert nicht in Technologien, die nur für sich stehen”, erklärt Ballmer. Es sei hier ziemlich schwer, willkürliche Grenzen zwischen den einzelnen Bereichen von Microsoft zu ziehen.

So sei vor 10 Jahren die Xbox auf den Markt gekommen. Diese wurde in den Keller verdammt, wo seine drei Söhne sich damit den Nachmittag versüßten. Inzwischen sei die Xbox nicht nur die am besten verkaufte Konsole. Auch gebe es jetzt Kinect und damit sei die Konsole keine Sache für den Keller mehr, sondern für das Wohnzimmer, wo die gesamte Familie damit spiele.

“Wir haben nicht nur die Xbox aus dem Keller geholt, inzwischen wurde ich auch beauftragt, für Oma und Opa neue Spiele zu Thanksgiving mitzubringen”, berichtet Ballmer aus seinem Familien-Leben. Doch Spiele für Kinect seien nur die eine Seite. Das Gerät erlaube es, mit der Konsole in Kontakt zu treten, ohne dass man etwas berühren muss. Alleine Stimme und Gesten sorgen dafür, dass man durch Spiele aber auch durch andere Inhalte navigieren kann. Und offenbar hat Microsoft mit dieser neuen Technologie noch mehr vor.

Warum aber kauft Microsoft derzeit so viele Aktien zurück, anstatt das Geld direkt – etwa in einer Dividende – an die Aktionäre auszuschütten? Der Chief Financial Officer Peter Klein, erklärt, dass Microsoft in der Vergangenheit viel an die Aktionäre ausgeschüttet habe, dass aber Microsoft auch investieren müsse. Balance sei hier das Stichwort.

Seit einigen Jahren stagniert der Kurs der Microsoft-Aktie. Und hier meldete sich Bill Gates persönlich zu Wort. Microsoft kann auf eine starke Bilanz verweisen. Doch, wie Microsoft wieder zu einer wirklich interessanten Anlage-Option werden kann, scheint auch Bill Gates nicht so genau zu wissen: “Das ‘Big Thing’ sind unsere neuen Produkte und die Volumina dieser Produkte”, so Gates. “Die Möglichkeiten als das beste Software-Unternehmen der Welt sind sehr stark, so stark wie sie immer waren.” Und um sich nicht noch weiter unangenehme Fragen der einigen hundert Aktionäre anhören zu müssen, beendete Microsoft trotz einiger Proteste aus dem Podium die Konferenz im Meydenbauer Center in Redmond.

Und obwohl neben Ballmer auch Gates bei der Hauptversammlung anwesend war, nahm Ballmer doch deutlich mehr Raum ein. “Es ist eine aufregende Zeit für uns als Unternehmen und auch für die gesamte Industrie”, erklärte er. “In den nächsten Jahren werden wir mehr Innovationen sehen als etwa in den zurückliegenden zehn.” Vor allem mit Windows 8 erhofft sich Ballmer eine große Zukunft. Ob aber die Neuauflage dieses Betriebssystems es schafft, den konstanten Kurs der Microsoft-Aktie wieder etwas mehr Schwung zu verleihen, steht noch dahin. Allerdings macht Microsoft zum ersten Mal hier das Touch-Bedienkonzept zu einer Kernkomponente.