Höhere Bußgelder für unerlaubte Telefonwerbung

Die Gesetze gegen unerlaubte Telefonwerbung und dubiose Gewinnspieldienste sollen offenbar drastisch verschärft werden. Die Süddeutsche Zeitung berichtet über ein entsprechendes Eckpunkte-Papier von Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP).

Nach diesen Angaben soll die Bundesnetzagentur bei unerwünschten Werbeanrufen Bußgelder von bis zu 300.000 Euro verhängen dürfen. Bisher liegt die Höchstgrenze bei 50.000 Euro. Weiterhin sollen Verträge über Gewinnspieldienste künftig nur noch wirksam sein, wenn sie schriftlich, per Fax oder per E-Mail geschlossen wurden. Über solche Dienste hatten sich zahlreiche Verbraucher beschwert. Callcenter bieten im Auftrag von Firmen am Telefon beispielsweise an, den Angerufenen gegen Gebühr bei diversen Gewinnspielen einzutragen. Laut dem Eckpunkte-Papier können sich daraus “monatliche Zahlungsverpflichtungen in Höhe vierstelliger Beträge ergeben”.

Die Regierungskoalition geht seit 2009 mit Bußgeldern gegen illegale Werbeanrufe vor. Am 4. August 2009 trat das Gesetz zur ‘Bekämpfung unerlaubter Telefonwerbung und zur Verbesserung des Verbraucherschutzes bei besonderen Vertriebsformen’ in Kraft. Um herauszufinden, wie wirkungsvoll die Neuregelung ist, gab das Justizministerium eine Untersuchung in Auftrag. Das Ergebnis: Die Anrufe sind zwar seltener geworden, aber es gibt sie nach wie vor. Zugenommen haben die Beschwerden über untergeschobene Verträge.

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Foto: Datenschutzkongress
Leutheusser-Schnarrenberger, Foto: Datenschutzkongress

Um solche Geschäftsmodelle zu erschweren, sollen diese Anbieter Verträge künftig nicht mehr mündlich abschließen können. Die Schriftform verlangt Leutheusser-Schnarrenberger aber nur von Gewinnspieldiensten. Eine ähnliche Formvorschrift für alle Anbieter würde “über das Ziel hinausschießen”, da sonst auch seriöse Unternehmen bei jeder telefonischen Bestellung eine schriftliche Bestätigung verlangen könnten, was Geschäfte unnötig verkomplizieren würde.

Schon vor 2009 hatte Deutschland strenge Gesetze zur Telefonwerbung. Es gilt die “Opt-in”-Regelung, die Telefonmarketing nur erlaubt, wenn der Angerufene zuvor eingewilligt hat. Überraschende Anrufe zur Neukundenwerbung, so genannte “Cold Calls”, sind verboten. In vielen anderen Ländern gilt eine “Opt-out”-Regelung – dort muss der Kunde Anrufe explizit ablehnen.

Wer ungebetene Werbeanrufe erhalte, solle sich Datum, Uhrzeit, Rufnummer und Anrufer notieren und diese Informationen an die Bundesnetzagentur weiterleiten, rät der Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV). Die Bundesnetzagentur ist dafür zuständig, Bußgelder zu verhängen. Sie hatte eine Verzehnfachung des Maximalbetrags gefordert, weil Gerichte ihrer Erfahrung nach die Strafen oft nachträglich drastisch kürzen.