Wie ein iPad ein Smart Home steuert

Smart Home ist ein Thema, mit dem man IT-Profis kaum hinter dem Ofen hervorlocken kann. Es wird schon lange diskutiert, ohne dass sich ein Durchbruch abzeichnet. Das könnte sich ändern. Der Trend kommt aus den USA. Dort macht Apple-Technik Smart Homes sexy.

In Kalifornien hat der Verlag Sunset Publishing in Palo Alto zwei Sunset Smart Homes eingerichtet, die von oben bis unten mit Apple-Technik vollgestopft sind. Der Verlag hat sich auf die Fahnen geschrieben, das Lebensgefühl der Westküste zu vermitteln. Zu diesem Lebensgefühl gehört es seit jüngster Zeit auch, Vorreiter in Sachen Umweltschutz und Energieeffizienz zu sein.

Kontrollzentrum des Smart Home ist ein an der Wand angebrachtes iPad. Zudem sind im Haus weitere 7-Zoll-Touchscreens installiert. Das Home Management System des Herstellers Savant kontrolliert unter anderem die Klimaanlage, das Licht und die Einrichtungen für die Sicherheit. Dazu wird auf dem Display des iPad ein Raum angezeigt. Der Nutzer kann das Licht ein- oder ausgeschalten, indem er auf das entsprechende Symbol am rechten Rand des Displays klickt. Unter anderem kann er auch die Kameras einstellen, die den Raum überwachen.

Das Home Management System kann via iPad oder iPhone aus der Ferne bedient werden. Es basiert auf dem Kompaktcomputer Mac Mini, der unter der Treppe installiert ist. Über Apples Funktechnologie AirPort und ein Audio System von Sonos streamt es Musik aus dem Internet sowie von iPod oder iPhone. Auch das Unterhaltungssystem läuft über eine Apple-Lösung – die Set-Top-Box Apple TV.

Das Sunset Smart Home ist innen sechsfach isoliert und weist nach außen eine Isolierung mit Polystyrol auf. Dies soll das Haus vor Temperaturschwankungen sowie Straßenlärm schützen. Die Bäder des Hauses werden beim Duschen aufgewärmt. Lüfter bringen diese Luft in das Klimasystem des Hauses ein und nutzen die abgeleitete Luft, um andere Teile des Hauses zu erwärmen.

Eine 3-KW-Photovoltaik-Warmwasser-Wärmepumpe sorgt dafür, dass sich das Haus selbst mit der benötigten Energie versorgen kann. Zum Sunset Smart Home gehört auch ein Parkplatz für ein Elektroauto. Dieser ist mit einer 240-Volt-Stromtankstelle des Herstellers Blink ausgerüstet, an der ein Elektroauto in vier bis sechs Stunden aufgeladen werden kann.

Günther Ohland, Bild: SMID
Günther Ohland, Bild: SMID

In Deutschland ist Smart Home freilich ein Nischenthema. “Immer mehr Interessenten wollen smarte Funktionen, doch nur wenige wollen ein komplettes Smart Home”, sagt Günther Ohland, Vorsitzender der Smart Home Initiative Deutschland. Bei nur einem Prozent von 55.000 gestellten Bauanträgen im Jahr 2009 werde ein Smart Home realisiert – das seien 550 Häuser in einem Jahr.

Warum das Smart-Home-Thema so langsam voran kommt, obwohl viele Verbraucher gerne Energie sparen oder ihre Heimelektronik vernetzen möchten, ist für Ohland klar: “Zu diesem Thema ist mehr denn je Querschnittswissen und Beratung gefragt.” So viel Know-how könne der Elektrohandwerker um die Ecke selten bieten.

Auch bei Architekten oder IT-Systemhäusern trifft Ohland nur vereinzelt auf ganzheitliches Fachwissen zu diesem Themenkomplex. Seine Smart-Home-Initiative mit Sitz in Paderborn und Musterhäusern in ganz Deutschland sieht er derzeit als einzigen, interdisziplinären Verband auf diesem Gebiet – auch wenn es inzwischen “Smart Homes” anderer Träger in Duisburg und bald auch Karlsruhe gibt und der Fraunhofer-Spin-Off Smart Living bereits einige Vorzeigeprojekte auflisten kann.

Den Schlüssel für einen Durchbruch in der Smart-Home-Technik sieht Ohland in der Unterhaltungselektronik: “Die Unterhaltungselektronik vernetzt sich über das Internet Protokoll und bereitet damit Smart Home den Weg.” Als Vorreiter für das Smart Home sieht er Firmen wie das Initiativen-Mitglied Devolo. Der Mittelständler aus Aachen entwickelt und vermarktet Vernetzungslösungen, die mittels eines Steckdosenadapters beispielsweise den Weg von der Satellitenschüssel auf dem Dach zum Fernseher im Wohnzimmer überbrücken – via Powerline.

Ebenso kann mit Hilfe dieser Technologie der PC mit dem DSL-Anschluss verbunden werden – ohne den Aufbau eines drahtlosen Netzwerkes. Die Kosten für solche Lösungen liegen im Bereich von 50 bis 200 Euro – so viel Smart Home sei quasi für jedermann erschwinglich.