SAP will zum führenden Datenbank-Anbieter werden

SAP hat die Roadmaps für Mobile und Datenbanken in den nächsten Jahren vorgestellt. Offenbar hat der Walldorfer Konzern ehrgeizige Ziele, die weit über den Bereich Unternehmens-Software hinausreichen.

Die In-Memory-Technologie HANA soll für SAP in den nächsten Jahren eine entscheidende Rolle spielen, wie der SAP-Vorstand Vishal Sikka bei einer Präsentation in San Francisco erklärte. Mit Hilfe von Echtzeitdaten und einer extrem leistungsfähigen Datenbank will SAP sowohl im Bereich Datenbanken, wo bisher der Konkurrent Oracle tonangebend ist, wie auch bei mobilen Unternehmens-Anwendungen Marktführer werden.

HANA ist zwar einer der SAP-Bereiche mit dem stärksten Wachstum, aber natürlich gibt es für diese In-Memory-Technolgoie auch noch viel Wachstumspotential. Und das versucht SAP mit zwei neuen Programmen zu befördern. Ein knapp 340 Millionen Dollar schweres Programm soll die Investitionen von Anwendern in neue Datenbank-Anwendungen befördern. Das bedeutet, dass SAP zusammen mit Anwendern in Datenbank-Technologien und Services investiert.

Im Zuge dieses Programms soll zudem Sybase, das SAP 2010 übernommen hat, voll mit den bestehenden SAP-Lösungen integriert werden. “SAP definiert den Markt für Datenbanken neu, in dem wir die Innovation und die Expertise von SAP und Sybase kombinieren”, erklärte der SAP-Aufsichtsratsvorsitzende Hasso Plattner bei der Präsentation.

Hier will sich SAP vor allem auf das Thema Big Data konzentrieren. So will SAP zum Beispiel den Sybase IQ Server, der vor allem Management und Analytics abdeckt, und den Sybase Event Stream Processor, der die Verarbeitung von Echtzeitdaten ermöglicht, mit Hadoop integrieren.

Daneben kündigte Sikka auch den “SAP HANA Real-Time Fund” an. Mit den 155 Millionen Dollar dieses Fonds sollen Start-ups rund um HANA gefördert werden. Schwerpunkt soll jedoch die Entwicklung von Echtzeit-Anwendungen sein.

Die ersten handfesten Resultate dieser Ankündigung jedoch wird man nicht vor 2015 erwarten dürfen. Ende April hingegen darf man bereits mit der Version der Business Suite rechnen, die dann über Sybase ASE Real-Time-Reporting ermöglicht. Damit wolle SAP neuen und bestehenden Kunden Ende-zu-Ende Anwendungen und Datenbank-Lösungen ermöglichen. Eine integrierte Maintenance und synchronisierte Releases sollen das Bild weiter abrunden.

Ab sofort ist auch das “NetWeaver Business Warehouse Powered by SAP HANA” allgemein verfügbar. Seit November arbeiten erste ausgesuchte Anwender mit dem Real-Time-Warehouse und berichten von massiv kürzeren Ladezeiten und verbesserten Datenkomprimierungen. Das wiederum führe zu einer Reduzierung der nötigen Storage- und Back-Up-Ressourcen.

Wie etwa Weijun Zhang, Deputy Director bei Shanghai Volkswagen: “Mit SAP HANA sehen wir eine großartige Möglichkeit, um unsere Data Warehouse Lösungen mit NetWeaver BW zu verbessern. Die Latenzzeiten sind drastisch reduziert und Abfragen sind bereits nach 45 Sekunden da. Im Vergleich dazu, muss man bei einer klassischen NetWeaver BW Installation auf einer Platten-basierten Plattform bis zu 20 Minuten warten.”

Aber auch im Bereich Enterprise-mobility hat SAP weitreichende Pläne. So sollen neue strategische Partnerschaften mit Adobe, Appcelerator und Sencha diesen Bereich stärken. Zusammen mit diesen Anbietern will SAP nun eine offenes Entwicklungs-Framework für mobile Apps errichten. Als Grundlage dient die bestehende Mobil-Plattform von SAP. Entwickler sollen in der Lage sein, Anwendungen für beliebige mobile Plattformen wie iOS, Windows Phone, BlackBerry oder Android zu schreiben. Hier könne auch der Mittelstand profitieren, teilt SAP mit.

Außerdem gibt SAP die Übernahme des Branchen-Spezialisten Syclo bekannt. Apps, Dienste und Angestellten werden in die Enterprise Mobility Platform integriert. “Diese Ankündigung ist der nächste Schritt auf dem Weg zu einer voll integrierten Mobilplattform samt App-Angebot für Unternehmen, das für SAP- und Syclo-Kunden zur Verfügung stehen wird”, kommentiert Syclo-CEO Rich Padula.

Syclo kann 600 Kunden in 39 Ländern vorweisen – hauptsächlich in den Branchen Stromversorgung, Öl und Gas, Biowissenschaften sowie verarbeitende Industrie. Hier stellt Syclo unter anderem Anwendungen für Enterprise Asset Management, Außendienst, Inventarisierung oder Workflow zur Verfügung.

Mit der Übernahme verspricht sich SAP, schneller im Mobilbereich wachsen zu können. Vor allem die neue “Unwired Platform” für Außendienstmitarbeiter, die ebenfalls ein wichtiger Teil der Roadmap bis 2015 ist, könnte von dieser Übernahme profitieren.

SAP will die Syclo Smart Mobile Applications Suite mit der eigenen Business Suite kombinieren und so die Zahl mobiler Unternehmensanwendungen steigern. SAP hofft zudem, von der Expertise Syclos und dem Partnernetzwerk des Unternehmens profitieren zu können. Syclo ist bereits SAP-Partner. SAP hofft, die Übernahme im zweiten Quartal 2012 abschließen zu können. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt.

[mit Material von Rachel King, ZDNet.com und Florian Kalenda, ZDNet.de]

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