Facebook kündigt “App Center” an

Facebook will künftig mit einem eigenen “App Center” Apps verkaufen, zudem soll die Plattform auch auf die Apps anderer Stores verweisen. Der neue Dienst soll in den kommenden Wochen an den Start gehen.

Facebooks Entwickler-Blog preist das Center für seine 900 Millionen Nutzer als “den neuen, zentralen Ort, an dem großartige Apps wie Draw Something, Pinterest, Spotify, Battle Pirates oder Viddy zu finden sind”. Zur Auflistung kommen alle Apps infrage, die den Richtlinien entsprechen.

Wie Apple behält sich Facebook eine Prüfung vor sowie das Recht, Anwendungen wieder zu entfernen. Es dürfen sowohl mobile Apps als auch Web-Apps einschließlich der Canvas-Apps sein, die als Web-Apps in Facebook-Seiten eingebunden sind. Jede aufgelistete Anwendung erhält eine eigene Detailseite, die über ihre Besonderheiten informiert. Das App Center soll dann über das Web sowie die Facebook-Apps für iOS und Android zugänglich sein.

Die Plattform ist Store und Ausstellungsraum zugleich. Bei mobilen Apps leitet es zu den Stores der jeweiligen Plattformen weiter, zu Google Play und Apples App Store. Bei Apps für iOS und Android verdient Facebook daher nicht mit. Es will aber offenbar die Chance nutzen, Social-Apps herauszustellen und zu fördern, die das Log-in über Facebook nutzen – ohnehin eine unabdingbare Voraussetzung, um in das App Center aufgenommen zu werden.

Je mehr Nutzer sich im Sozialen Netz bewegen, desto mehr erfährt Facebook über sie und kann es für noch gezieltere Werbung einsetzen. Das gilt selbst dann, wenn Anwendungen nur das Log-in-Feature nutzen. Gleichzeitig liegt Facebook daran, dass sich Nutzer nicht anderweitig einloggen, etwa über Google oder das von Apple bevorzugte Twitter. Facebooks App Center scheint daher auch darauf ausgerichtet, das Wachstum anderer Sozialer Netze zu bremsen.

Facebook bietet selbst plattformunabhängige HTML5-Apps an und behält die branchenüblichen 30 Prozent vom Verkaufspreis ein. Aber auch hier dürften weniger die durch den Verkauf erzielbaren Einnahmen im Vordergrund stehen. Es ist zu Facebooks Vorteil, wenn es Entwickler dazu bringen kann, Apps für HTML5 statt für proprietäre Betriebssysteme zu entwickeln. Wenn eine Anwendung auf einer mobilen Plattform läuft, sammelt diese die Daten über die Nutzer und sichert sich die Werbeeinnahmen. Von Facebook verkaufte HTML5-Apps kommen an Apples geschlossenem Modell vorbei, das auch die Werbeeinnahmen für sich reklamiert.

Es ist sicher kein Zufall, dass Facebook das App Center kurz vor dem Börsengang ankündigt. Das Soziale Netz verzeichnet zwar deutliches Wachstum bei der mobilen Nutzung, musste im Börsenprospekt aber wiederholt auf die Schwierigkeit hinweisen, nennenswerte Gewinne mit mobilem Traffic zu erzielen. Mit dem App Center beweist Facebook zumindest, dass es aktiv nach neuen Einnahmen sucht.

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[mit Material von Rafe Needleman, News.com]