Intel autentifiziert mit Handfläche statt Fingerabdruck

Jetzt scheint der Chip-Gigant Intel die biometrische Authentifizierung über Handflächenerkennung zu favorisieren. Laptops ließen sich vergleichsweise einfach für das neue Verfahren aufrüsten.

Bei einer Präsentation des jetzt von Intel adaptierten Verfahrens hatte der Intel-Forscher Sridhar Iyendar auf dem IDF, dem Intel Developer Forum, wie Reuters berichtet, seine Handfläche vor einem Spezialsensor geschwenkt. So ermöglichte er am Notebook Zugriff auf ein Bankkonto. Als er den Arbeitsplatz verließ, wechselte das Windows-7-System zeitnah in den Standby-Modus, aus dem es nur Iyendar selbst wieder hätte wecken können.

Die clientbasierte biometrische Authentifizierung sieht Intel als Lösung des Passwort-Dilemmas. Iyendar: “Das Problem mit Passwörtern ist, dass wir zu viele davon brauchen, die komplexen Regeln genügen und sich von Website zu Website unterscheiden müssen.” Im Fall eines biometrischen Log-ins könne die Identität aber auch für Banken und Soziale Netze, E-Mail und Geschäftsanwendungen als eindeutig gelten.

Die Handflächenerkennung griff auch Intels Chief Technology Officer Justin Rattner in seiner Rede auf dem IDF auf. Er sagte, das Verfahren funktioniere deutlich besser als die Fingerabdruck-Erkennung, die bei Business-Notebooks verbreitet ist. Apple scheint nach einer Übernahme von AuthenTec ein ähnliches Verfahren vorzubereiten.

Die Fallstricke von Biometrie haben indes die Verantwortlichen zweier britischer Flughäfen erkundet. Sie erwarben für 9 Millionen Pfund (11 Millionen Euro) Iris-Scanner, die schon technisch veraltet waren, als die Installation abgeschlossen wurde. Zugleich erwies sich die Technik als deutlich ungenauer als von der Regierung im Jahr erhofft. Im Februar hieß es, die Systeme seien nicht mehr im Einsatz.

Abzuwarten bleibt, ob sich der Intel-Vorschlag so wie vom Hersteller vorgeführt auch in der Praxis umsetzen lässt. Die Idee an sich ist nicht neu, neben den japanischen Firmen FujitsuHitachi, NEC undSony arbeiten auch deutsche Firmen daran und haben Produkte, die Personen an der Struktur der Venen ihrer Handfläche erkennen können.

Funktionsweise des Sony-Fingervenenscanners “Mofiria” (Grafik: Sony)

Fujitsu hat mit der Arbeit daran schon 2003 angefangen. Seine PalmSecure-Technologie steckt zum Beispiel in dem auch vom BSI zertifizierten Produkt der Münchener FirmaPCS Systemtechnik, wird schon seit Jahren an Geldautomaten der barsilianischen Bank Bradesco eingesetzt und auch in der Schulkantine der schottischen Stadt Paisleyverwendet.

Hitachi setzt bei seinem Produkt VeinIDebenso wie Sony bei seinem, Mofiriagenanntem Angebot, nicht auf die Venen der gesamten Handfläche, sondern kommt mit denen eines Fingers aus. NEC kombiniert bei seinem, seit Februar 2011 marktfähigen Produkt HS100-10, die Ekennung von Fingerabdruck und Venenerkennung.

Der neue Aspekt der Intel-Lösung ist das kleine Format und damit die Möglichkeit, sie in Notebooks zu verbauen. Bisherige Lösungen sind meist extern an das zu sicherende Gerät anzuschließen oder kommen als etwa orangengroßes Einzelprodukt neben Türen zum Einsatz.

 

[mit Material von Florian Kalenda und Peter Marwan]