CeBIT 2013: Mangel an kreativen Startups und das Tor nach Osteuropa

Vorsichtig optimistisch blicken die Macher der CeBIT auf die nächste größte IT-Messe der Welt. Diesmal will man sich aber nicht mehr nur alleine an der Zahl der Aussteller messen lassen, sondern die Deutsche Messe will gezielt die “Qualität” der Veranstaltung verbessern.

Die CeBIT 2013 steht vor der Tür. Quelle: Deutsche Messe.
Die CeBIT 2013 steht vor der Tür. Die Veranstalter gehen etwa von konstanten Ausstellerzahlen aus. Quelle: Deutsche Messe.

 

Noch rund 90 Tage sind es noch bis zum Start der CeBIT, die in diesem Jahr vom 5. bis 9. März in Hannover stattfinden wird. Daher hält sich die Messe auch mit Zahlen zurück. Allerdings “sind wir auf einem guten Weg und erreichen etwa den Wert des Vorjahres”, so Frank Pörschmann, CeBIT-Vorstand der Deutschen Messe AG. Er hält das “für eine sehr gute Entwicklung”.

Doch genau von diesem Zählen der Aussteller als Messlatte des Erfolges wolle sich die CeBIT entfernen. Pörschmann formuliert das so: “Wir werden weiter in Qualität investieren, es geht um Klasse statt Masse.” Und damit meint der CeBIT-Chef vor allem die Zahl der “Leads und Kunden”.

 

 

Beim Leitthema hat sich die Deutsche Messe auf “Shareconomy” geeinigt. Damit ist der Übergang vom “Haben zum Teilen” gemeint, wie Frank Pörschmann, CeBIT-Vorstand der Deutschen Messe AG, erklärte. Die viel beschworene Wissensgesellschaft hat nun auch ihre Technologien gefunden, etwa im social Media. Aber auch IaaS, SaaS oder PaaS sind neue Konzepte. “Kurz gesagt: Es geht um die Facebookisierung der globalen Wirtschaft. Wer erfolgreich sein will, muss vernetzt agieren”, verdeutlicht Pörschmann.

Die CeBIT 2012 hat unter dem Motto Managing Trust gestanden. Auch heute sei natürlich Sicherheit und Vertrauen ein großes Thema, erklärt Pörschmann. Doch inzwischen hat sich auch die Industrie weiter entwickelt. Und heute gewinnt das, was die CeBIT-Verantwortlichen und dem Kunstwort Shareconomy verstehen, entscheidenden Einfluss auf Prozesse in Unternehmen. Hier seien es vor allem die Social-Media-Instrumente, die immer populärer werden. Und das führe innerhalb und außerhalb des Unternehmens zu mehr Teamwork. “Dazu müssen auch Mitarbeiter und Manager umdenken und bereit sein, Wissen, Kontakte und Ressourcen zu teilen”, so Pörschmann. Der CeBIT-Chef sieht eine ganze Reihe von neuen Konzepten und Geschäftsmodellen und er spricht von einem Paradigmenwechsel.

Natürlich kann sich auch die CeBIT, die auch in diesem Jahr wieder das Viersäulenmodell Lab, Live, Gov und Pro verfolgt, vor Megatrends wie Cloud, Mobility, Social Business. Industrie 4.0 oder auch dem Internet der Dinge, Bid Data und Analytics nicht verschließen.

Bei all der Fülle von neuen Themen sieht die Messe aber auch Engpässe. So gebe es derzeit schlicht zu wenige Innovative Unternehmen und kreativen Startups. Hier wolle die CeBIT gegensteuern, etwa mit dem Startup-Wettbewerb Code_n. Aber auch bei den Fachkräften mangelt es und das bekommt natürlich gerade der Mittelstand besonders zu spüren.

Und daher legt die CeBIT wie zuerst im vergangenen Jahr wieder eine Online-Jobbörse auf. Diesen Job-Markt legt die CeBIT zusammen mit dem Jobportal Monster auf. “Schon der Auftakt im März 2012 und die Nachfrage nach unseren Angeboten und unserer Beratung waren beeindruckend“, sagt Bernd Kraft, Vice President General Manager CE bei Monster, das in Halle 9 der CeBIT vertreten sein werde. Erstmals steht auf der CeBIT daher den Unternehmen ein Recruiting-Business-Center für vertrauliche Gespräche und Verhandlungen zur Verfügung. Außerdem startet die Nachwuchsinitiative TectoYou.

In diesem Jahr wollen die Veranstalter jedoch das Karrierethema noch weiter internationalisieren. Und hier spiele dann auch das Partnerland Polen eine besondere Rolle. Denn Polen, so teilt die Deutsche Messe mit, “verfügt über ein hohes Potenzial an gut ausgebildeten Spezialisten der digitalen Industrie”.

Polen immerhin die achtgrößte Volkswirtschaft der EU, war im Krisenjahr 2009 das einizige EU-Land, das noch Wachstum erzielen konnte, wie Jacek Robak, polnischer Botschafter in Berlin erklärte. Insgesamt, schätzt Robak zusammen mit IDC Poland, den ITK-Markt in Polen 2012 auf ein Volumen von über 10 Milliarden Euro. Deutschland ist Polens größter Handelspartner Deutschland und das “Tor nach Osteuropa”. Bislang werden rund 200 polnische Aussteller erwartet, von denen ein Großteil in Halle 6 zu sehen sind. Im Jahr Zuvor waren es hingegen nur 74 polnische Unternehmen, die sich in Hannover präsentierten.

“Eine solche internationale Kooperation ist in Zeiten schwieriger konjunktureller Rahmenbedingungen ein strategischer Vorteil für alle Beteiligten”, sagte BITKOM-Präsident Dieter Kempf. “Der deutsche ITK-Markt ist mit einem Umsatz von 152 Milliarden Euro der größte Europas – und er wird auch im kommenden Jahr stärker wachsen als die Gesamtwirtschaft. Polen ist eine der wirtschaftlich dynamischsten Nationen Europas und gilt zurecht als Hoffnungsträger.“

Gerade auch die räumliche Nähe macht Polen zu einer guten Wahl. “Gerade auch Mittelständlern bietet sich so die Chance, ohne großen Aufwand wichtige internationale Kontakte zu knüpfen”, erklärt der Bitkom-Präsident.

Auf der “Security World“ werden in diesem Jahr neben virtuellen Sicherheitslösungen erstmals auch Anwendungen zum physikalischen Schutz von Rechenzentren, öffentlichen Verwaltungen und Industriebetrieben gezeigt. Im “Future Center Security Park” in Halle 12 gibt es neue Kartentechnologien, Videoüberwachung, biometrischen und mechanischen Zutrittskontrolle, Fußbodensensorik oder auch Lösungen zum Brand- und Feuerschutz zu sehen.

Die CeBIT Global Conferences stehen in diesem Jahr ebenfalls unter dem Leitthema. Seit 2008 wird diese Konferenz angeboten, die auf dem Gelände der CeBIT im ConventionCenter während der CeBIT ab 10 Uhr mit verschiedenen Konferenzen und Podiumsdiskussionen stattfindet. Und die CeBIT werde zum Beispiel zum ersten mal so genannte Open-Stage-Präsentationen angeboten.

Die Stimmung in der IT-Industrie scheint nicht all zu schlecht zu sein. So zeigt auch eine Befragung des BITKOM, dass die deutsche Hightech-Branche im kommenden Jahr erneut mit Wachstum rechnet.

Fast drei Viertel (71 Prozent) der Anbieter von Informationstechnik, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik gehen für 2013 von Umsatzsteigerungen aus. Damit ist die Stimmung noch etwas optimistischer als vor einem Jahr, als 69 Prozent der Unternehmen von einem Umsatzplus für das Folgejahr ausgingen. „Die Geschäftserwartungen im Hightech-Sektor sind hoch“, sagte BIKTOM-Vizepräsident Heinz-Paul Bonn bei der CeBIT-Pressekonferenz in Hannover.

Besonders zuversichtlich seien demnach die Anbieter von IT-Dienstleistungen und Software. Acht von zehn Unternehmen (81 bzw. 79 Prozent) gehen von Umsatzsteigerungen im kommenden Jahr aus. Mehr als die Hälfte der ITK-Unternehmen (57 Prozent) wollen zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Nur 12 Prozent befürchten einen Stellenabbau. “Die Euro-Schuldenkrise und die Rezession in Südeuropa haben bislang kaum Auswirkungen auf die BITKOM-Branche in Deutschland”, so Bonn weiter.

Im laufenden Jahr werden die ITK-Umsätze um 2,8 Prozent wachsen, deutlich schneller als die Gesamtwirtschaft. Der Markt überspringt mit 152 Milliarden Euro erstmals die 150-Milliarden-Euro-Marke. Auch für 2013 wird mit plus 1,6 Prozent ein Wachstum vorhergesagt, das über der Prognose der Bundesregierung für die Gesamtwirtschaft von 1,0 Prozent liegt. “Das sind gute Aussichten für die weltweit wichtigste Hightech-Messe CeBIT im kommenden Jahr“, sagte BITKOM-Vizepräsident Bonn.