Wie Skype Dissidenten in China ausspioniert

Offenbar ermöglicht Microsoft in der chinesischen Version des VoIP-Dienstes Skype, Chat-Korrespondenzen nach einschlägigen Begriffen zu durchforsten.

Einem US-Studenten war in der chinesischen Version von Microsofts Kommunikationssoftware Skype eine regelmäßig aktualisierte Datei entdeckt. Sie enthält einen Index von über 1100 Wörtern, der offenbar der Überwachung und Zensur von Skype dient, wie er Bloomberg in einem Interview berichtet hat.

Microsoft kaufte Skype im Jahr 2011 für 8,5 Milliarden Dollar. Gemeinsam mit dem chinesischen Unternehmen TOM Online hatte es aber schon 2005 eine Version für den dortigen Markt entwickelt. Microsoft wurde in der Folge mehrfach von Bürgerrechtsgruppen wie der Electronic Frontier Foundation kritisiert, weil es sich den Anforderungen der dortigen Regierung füge. Denn um auf dem chinesischen Markt erfolgreich zu sein, muss man sich ganz offensichtlich bestimmten Regeln beugen.

Bisher hatte Microsoft eingeräumt, dass Skype für China einen Chat-Filter enthalte, um “den Landesgesetzen zu entsprechen”. Wie weit Microsoft China entgegenkommt, wird durch den Bericht des 27-jährigen Jeffrey Knockel und die von ihm veröffentlichten Listen erstmals etwas deutlicher. Auf seiner Website schreibt er: “Diese Listen werden sowohl für Zensur als auch Überwachung benutzt, soweit nicht anders vermerkt.”

Seine Forschung beschränkt sich allein auf textbasierte Kommunikation, also Chat. Mit Sprachtelefonie (VoIP) hat er sich nicht beschäftigt. Ihm zufolge sendet die TOM-Skype-Software jedesmal eine Nachricht an einen Server, wenn ein Anwender einen der indizierten Begriffe gebraucht. In der automatischen Meldung sind Username und Zeitpunkt der Nachricht enthalten – sowie die Information, ob sie den Empfänger erreicht hat.

Wer auf den Server mit den gesammelten Daten Zugriff hat, ist nicht bekannt. Allerdings kann die Regierung solche Server im Zweifelsfall beschlagnahmen.

Zu den von Knockel aufgezählten Schlüsselwörtern zählen politische Begriffe, etwa “vor 22 Jahren“, die Organisation “Reporter ohne Grenzen” oder der Name des Politikers Jiang Zemin. Auch die chinesischen Entsprechungen zu “anti-japanisch”, “Ferrari”, “Feuerwerksverkauf” und “Sexvideo” sollte man in TOM-Skype-Version besser nicht gebrauchen.

Knockels Arbeit wurde von seinem Professor an der University of New Mexico mit der Bestnote A+bewertet. Microsoft ist übrigens Gründungsmitglied der Global Network Initiative, die bei Unternehmen dafür wirbt, sich für Online-Meinungsfreiheit zu engagieren.

[mit Material von Zack Whittaker, ZDNet.com]