SAP kommt bei mobilen Apps nicht ohne Partner aus

Enterprise Mobility ist eines der strategischen Kern-Themen der SAP. Zusammen mit den Cloud- und In-Memory-Initiativen des Business-Software-Herstellers. Bei der Umsetzung der mobilen Ziele jedoch braucht SAP mehr denn je ein gutes Partner-Netzwerk, die den SAP-App-Store bestücken und Services für die SAP-Mobil-Strategie liefern. Wir stellen die Interessantesten Vertreter vor.

Partner haben für SAP schon immer eine große strategische Rolle gespielt. Für den Mobility-Bereich gilt jedoch ganz besonders, dass der Marktführer hier nicht ohne ein Partnernetzwerk auskommet. 18 Prozent des Umsatzes des Walldorfer Softwareriesen gingen im Jahr 2005 auf Partner zurück. 2011 waren es schon 34 Prozent. Im Jahr 2015 sollen es 40 Prozent sein. Dabei muss SAP natürlich auch auf die Partner zugehen und das tut SAP mit dem Mobile Apps Partner Program, das seit ungefähr einem Dreivierteljahr läuft. 150 Partner nehmen inzwischen daran teil.

Bislang wurden in diesem Rahmen 110 Apps im SAP-Store live geschaltet. Insgesamt sind dort mehr als 180 mobile Apps eingestellt. “Eine App ist eine Anwendung auf einem mobilen Endgerät, welche zur Optimierung von Geschäftsprozessen eines Unternehmens führt”, so die Definition von SAP. “Mobile Endgeräte sind unter anderem Smartphones und Tablets, aber auch andere Geräte wie Maschinen und Fahrzeuge.”

Clemens Suter-Crazzolara, bei SAP verantwortlich für die Zusammenarbeit mit Partnern im Bereich Plattformen für die Region Europa, Nahost und Afrika (Bild: SAP)

Clemens Suter-Crazzolara, bei SAP verantwortlich für die Zusammenarbeit mit Partnern im Bereich Plattformen für die Region Europa, Nahost und Afrika (Bild: SAP)

Diese Apps lassen sich grob in drei Kategorien einteilen, so Clemens Suter-Crazzolara, verantwortlich bei SAP für die Zusammenarbeit mit Partnern im Bereich Plattformen für die Region Europa, Nahost und Afrika. Da sind zum Ersten Apps, die Geschäftsprozesse unterstützen. “Darunter fallen sowohl analytische Tools als auch Apps zum Beispiel für das Kundenbeziehungsmanagement, die etwa der Vorbereitung eines Besuchs beim Kunden dienen”, erläutert Suter-Crazzolara.

Eine zweite Kategorie bilden Produktivitäts-Apps. Dazu gehören beispielsweise Prozesse aus dem Bereich Personalverwaltung, wie die Genehmigung eines Urlaubsantrags vom mobilen Endgerät aus. Und drittens gibt es Apps, die typische Prozesse der jeweiligen Branche nachzeichnen: Krankenhaus-Apps, die den Arzt beim Stationsrundgang unterstützen oder solche, die der Kommunikation zwischen Maschinen (M2M) dienen.

“Ein Beispiel hierfür ist die automatische Kommunikation des Autos mit der Werkstatt bei Vorliegen eines Schadens oder Fehlers, so dass Ersatzteile schon vor Ankunft in der Werkstatt bestellt werden können”, erklärt Suter-Crazzolara. Die mobilen Apps basieren auf der Middleware SAP Mobile Platform. Diese ermöglicht Bau und Einsatz von Apps. Mit Afaria hat SAP außerdem eine Lösung für das Mobile Device Management.

Wettbewerb um die beste SAP-App für Unternehmen

Proaxia konnte mit seiner App für Autohäuser die Mobile App Challenge gewinnen (Bild: Proaxia).

Proaxia konnte mit seiner App für Autohäuser die Mobile App Challenge gewinnen (Bild: Proaxia).

Im Rahmen seines Partnerprogramms hat SAP im vergangenen Jahr die Mobile App Challenge veranstaltet. An dem Wettbewerb haben sich 150 Partner beteiligt und insgesamt 350 Apps eingereicht. Eine Jury beurteilte die Apps anhand der Kriterien Nutzerfreundlichkeit, Funktionalität, Innovation, Kundenresonanz und Geschäftsnutzen.

Als Sieger wurde auf der Sapphire Now in Madrid die iPad-Lösung Mobile Service Advisor der Schweizer Proaxia Consulting Groupausgezeichnet. Die App versetzt Berater in Autohäusern in die Lage, alle notwendigen Kunden-, Fahrzeug- und Auftragsinformationen aus dem Händlersystem (SAP Dealer Business Management) auf dem iPad abzurufen. Der Berater wird durch einen konfigurierbaren Prozess geleitet, um den Zustand des Fahrzeugs mit Hilfe von 3D-Grafikmodellen und Checklisten unter minimaler Nutzung der Tastatur abzufragen.

Proaxia hat sich laut Peter Brak, Head of Mobile Business Solutions, auf Lösungen spezialisiert, welche den Sales- und Service-Prozess unterstützen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf sogenannten Value Apps: “Das sind Apps, welche zusätzlichen Umsatz generieren, also nicht nur das ERP mobilisieren, und welche durch die User Experience überzeugen und in die Backend-Systeme integriert sind“, erläutert Brak.

Derzeit arbeitet das Unternehmen an mehreren kundenindividuellen Value Apps. Beispiele dafür sind etwa die Anpassung des MSA an Kundengruppen mit vergleichbaren Anforderungen wie der Service für Nutzfahrzeuge oder Autovermietungen. In Arbeit ist auch ein Customer Information System zur Unterstützung von Verkaufsmitarbeitern. Ein Mobile Banking Advisor zur Unterstützung des Privatkundenberaters einer Bank steckt noch in der Konzeptionsphase.

Bürger haben direkten Draht zur Stadtverwaltung

Zu den Finalisten der Mobile App Challenge zählte auch die Citizen App für Apple– und Android-Smartphones der Heidelberger Firma Sovanta. Die App gibt den Bürgern einen schnellen Zugriff auf Informationen der Stadt, zum Beispiel Abfahrtszeiten des öffentlichen Nahverkehrs, Öffnungszeiten von Ämtern und Leerungstermine der örtlichen Müllabfuhr. Die Bürger-App ermöglicht außerdem eine direkte Kommunikation mit der Stadtverwaltung, wenn es zum Beispiel darum geht, Mängel im öffentlichen Raum zu beheben.

Die Anwendeung iPeople der Heidelberger Firma Sovanta korrespondiert mit SAP HCM (Bild: Sovanta).

Die Anwendung iPeople der Heidelberger Firma Sovanta korrespondiert mit SAP HCM (Bild: Sovanta).

Sovanta ist jedoch nicht nur im öffentlichen Bereich tätig, sondern hat auch eine Reihe von Business Apps entwickelt: “Die Einfachheit und Nutzerfreundlichkeit dieser Business Apps ermöglichen es, die Nutzung von Unternehmensanwendungen zu verbessern und damit Geschäftsprozesse zu beschleunigen und die Datenqualität deutlich zu verbessern”, sagt Michael Kern, Vorstand von Sovanta.

Sein Unternehmen bietet mobile Apps für Management Reporting, die eine Anbindung an das SAP Business Warehouse herstellen. Mobilen Zugriff auf SAP CRM für Sales und Marketing gewährt die App Sales Briefcase. Und im Bereich Human Capital Management unterstützt iPeople, das mit SAP HCM korrespondiert, Personalentscheidungen des Managements.

Apps unterstützen den Vertrieb

Auch das Produkt- und Beratungsunternehmen Ecenta ist SAP-Partner. Der Arbeitsschwerpunkt liegt auf der Einführung von SAP Standard-Apps wie etwa die SAP CRM Mobile Sales App für iPhone und iPad. Diese ist unter anderem beim Institut Straumann implementiert, einem Unternehmen, das Medizinprodukte herstellt und vertreibt. 800 Nutzer arbeiten weltweit mit der App, die in acht Sprachen zur Verfügung steht.

Das Unternehmen aktualisiert außerdem gerade eine mobile Lösung für Außendiensttechniker zur Bearbeitung von Serviceanfragen. “Diese App ist noch nicht im SAP App Store, da wir gerade an einer neuen Version mit mehr Funktionalität und auf Basis der neuen SAP Mobile Platform arbeiten”, sagt Hans Kaiser, Director Business Development von Ecenta.

Ein weiteres Beispiel: CCS IT Services aus Waldsee hat mit CCS M2M Communication eine App entwickelt, die eine Verbindung zwischen Maschine und mobilen Endgeräten herstellt. So meldet zum Beispiel eine Verkaufsmaschine eine leere Waren-Box. Diese App für iOS-Endgeräte arbeitet mit SAP-Lösungen für die Materialwirtschaft und den Vertrieb zusammen.

Fazit

Die Mobility-Strategie von SAP findet überwiegend die Zustimmung von Analysten. So bezeichnete Wafa Moussavi-Amin, Deutschland-Geschäftsführer des Marktforschungsunternehmens IDC, die Ankündigung der Mobile Platform als Demonstration der Stärke SAPs im Mobile Enterprise. Aus Sicht des PAC-Analysten Frank Niemann verfügt SAP über eines der umfangreichsten Lösungsplattformen im Bereich Enterprise Mobility, die Themen wie Integration in die Backend-Systeme, Softwareentwicklung, Geräteverwaltung und mobile Anwendungen umfasse.

“Zumindest unter den Anbietern von Business-Applikationen nimmt SAP damit eine Sonderstellung ein”, sagt Niemann. Eine besondere Stärke der Lösungsplattform sieht er in dem Potenzial, mobile Lösungen in betriebswirtschaftliche Prozesse einbinden zu können. Allerdings sieht Niemann auch negative Aspekte: “Zu den Schwächen zählt die Komplexität der Mobile Platform. Diese in eine ohnehin oft schon komplexe SAP-Landschaft einzubinden, stellt für manchen Kunden eine Herausforderung dar. Niemann: “SAP muss es gelingen, seine mobile Technologie noch besser in die bestehenden sowie in neue Lösungen einzubetten und so leichter nutzbar zu machen.”

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