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Social Business – Kaltstart mit Yammer

silicon.de: ITK-Anbieter, die ja aus der Technologie kommen, müssen in vielen Fällen den Wechsel zu Social selber erst hinbekommen. Wie schaffen sie das?

Eichstädt: Tatsächlich bieten Enterprise-Social-Network-Ansätze für Unternehmen oft eine bessere Spielwiese als die Aktivität im “externen Social Web”. Denn in letzterem agieren die Unternehmen oft unter einem Logo aus der Kommunikationsabteilung heraus. Wer als Person aktiv wird, ist oft direkt der Öffentlichkeit des globalen Social Web ausgesetzt – oder er befürchtet das. Interne Social-Business-Tools ermöglichen das Agieren im geschützten Raum mit einer klaren Zweckgebundenheit. Hier kann man soziale Mechanismen ausprobieren, Prinzipien und Funktionen erlernen, die grundlegendes Know-how vermitteln. Die Einführung eines Enterprise Social Networks – vielleicht erst einmal als reines Messing Tool – ist also ein erster sinnvoller Schritt. Außerdem sollten Social Networks (auch externe) zur allgemeinen Nutzung freigegeben sein, damit interessierte Mitarbeiter die Plattformen erkunden können. Und dann sollten erste Schritte getan werden, um in spezifischen Funktionen das Nutzen von Social Networks zum Standard zu machen. Etwa der Einsatz von XING für das Kontakthalten im Vertrieb. Kleine, aber stetige Schritte sind das A und O.

silicon.de: Wie müssen Social-Business-Projekte beschaffen sein, damit sie ein Erfolg werden?

Eichstädt: Social Business Projekte, die erfolgreich werden sollen, müssen ein klares Ziel verfolgen. Sie sollten etwas vereinfachen, ermöglichen, die Arbeit unterstützen. Etwas, das im Marketing oder der Kommunikation sinnvoll ist, etwa ein Twitter-Account, der die neuesten Unternehmensnachrichten verbreitet, muss für Entwicklung oder Vertrieb oder die erfolgreiche Projektarbeit noch lange nicht passen. Notwendig ist es, einen breiten Überblick über die vorhandenen Plattformen und Tools zu haben und diese zielgerichtet einzusetzen. Und natürlich ist es wichtig, dass die Vorreiter in dem Bereich regelmäßig mit den internen Kritikern konfrontiert werden und Bedenken abgebaut werden. Etwa in regelmäßigen Schulungen. Auch ist es zentral, dass Parallelnutzung nicht zu lange geduldet wird. Wer die interne Projektarbeit etwa in ein Enterprise Social Network verlagern will, der sollte irgendwann als Regel “Keine internen Projekt-E-Mails mehr” ausgeben. Da haben wir zuletzt so gemacht, als wir bei Storymaker die interne Projektkommunikation auf Yammer umgestellt haben.

silicon.de: Wie kommt die Yammer-basierte Kommunkation bei Kunden von Storymaker an?

Eichstädt: Sehr unterschiedlich. Viele bekommen es nur indirekt mit. Durch schnellere Abstimmungen, gemeinsames Arbeiten an Dokumenten oder Präsentationen bekommen sie einfach schnellere und bessere Ergebnisse. Bei manchen Kunden haben wir inzwischen Pilotprojekte, in denen wir ein sogenanntes “externes Yammer-Netzwerk” nutzen, zu dem auch Nicht-Storymaker-Mitarbeiter eingeladen werden können. Hier haben wir vor allem mit Mobile- und Internet-affinen Kunden gute Erfahrungen gemacht. Manchmal ist es aber auch so, dass die Kunden bereits ähnliche Ansätze verfolgen, aber ein anderes Tool nutzen. Da probieren wir dann beides und entscheiden uns für das bessere – oder wir passen uns an den Standard des Kunden an. Unsere Adaptationsfähigkeit hat sich durch unsere eigene Nutzung natürlich deutlich verbessert!

silicon.de: Vergleicht man Projektgruppen mit Beteiligung von Kunden mit rein internen Gruppen – was ist der größte Unterschied?

Eichstädt: Die Gruppen mit Kunden sind im eigentlichen Sinne keine “Gruppen”, sondern eigene Netzwerke. Die Sicherheit des Ansatzes von Yammer besteht ja gerade darin, dass nur authentifizierte Storymaker-Mitarbeiter in unser Netzwerk kommen. Kunden sind also eigentlich ausgeschlossen. Deshalb bietet Yammer die Möglichkeit, parallele Netzwerke zum “internen” aufzubauen. Ansonsten sind alle Funktionen gleich. Es ist aber gesichert, dass Kunden keinen Zugriff auf unser internes Netzwerk bekommen.

silicon.de: Wie beschwichtigen Sie Sicherheitsbedenken, zum Beispiel , dass firmenkritische Informationen in den flachen Hierarchien der Social-Business-Kommunikation in falsche Hände geraten?

Eichstädt: Nun, zum einen –wie bereits oben beschrieben – sind die Kundennetzwerke komplett von den internen Storymaker-Netzen abgekoppelt. Auch kann jede Gruppe auf “privat” gestellt werden. Das ist wie ein abgeschlossener Ordner auf dem Firmenlaufwerk. Nur eingeladene Teammitglieder haben Zugriff auf Informationen. Und natürlich gelten NDAs und Vertraulichkeitserklärungen auch in den Enterprise-Social-Networks. Diese sind ja im Prinzip Intranets mit Social-Funktion. Uns ist es ganz wichtig, dass wir alle Sicherheitsvereinbarungen einhalten. Deswegen ist auch unser externer IT-Berater in die Projekte involviert. Er sorgt dafür, dass alle Sicherheitsvereinbarungen, die wir mit Kunden abgeschlossen haben, zu 100 Prozent eingehalten werden.

silicon.de: Können Sie sich vorstellen, dass künftig auch alle externen Prozesse über Yammer abgewickelt werden?

Eichstädt: Prinzipiell schon. Allerdings wird das schon daran scheitern, dass auch Kunden zunehmend eigene Enterprise-Social-Network-Ansätze nutzen und in der Regel das System des jeweils Größeren in einer Partnerschaft genutzt wird. Aber dass wir künftig einen Großteil der externen Kundenkommunikation über Yammer-ähnliche Systeme abwickeln, das glaube ich schon. Individuelle Kommunikation wird es aber natürlich weiter geben. Wir als PR-Agentur haben ja nicht nur Projektkommunikation, sondern auch externe Kommunikation – etwa mit den Medien. Da ist eine Yammer-Gruppe natürlich nur sehr bedingt sinnvoll. Aber auch die Kommunikation mit diesen Ansprechpartnern wird mehr und mehr “social”. XING, Facebook, Twitter spielen hier eine deutlich größere Rolle als noch vor zwei Jahren.

silicon.de: Haben Sie je auch den Einsatz von anderen Angeboten großer Hersteller, beispielsweise IBM Connections, in Erwägung gezogen?

Eichstädt: Bislang nicht. Wir nutzen Yammer ja schon seit dreieinhalb Jahren – also viel länger als das Tool zu Microsoft gehört. Die Entwicklung von Yammer hat uns bis heute viel Spaß gemacht. Wir bekommen viel mit, weil sich ein interner Mitarbeiter eng mit Yammer austauscht und regelmäßig berichtet, was so auf der Agenda für künftige Releases steht. Sollte hier die Innovation versiegen, dann wäre das ein Grund, sich nach einer Alternative umzusehen.

silicon.de: Vielen Dank für das Gespräch!

Tipp: Wie gut kennen Sie Twitter? Testen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Redaktion

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