IT Made in Germany gegen Überwachung durch die USA

Netzneutralität EU Drosselkom

Die massenhafte Überwachung durch den US-Geheimdienst NSA nimmt der Bundesverband IT-Mittelstand e.v. (BITMi) zum Anlass, um vor dem Einsatz von US-amerikanischer Software zu warnen. Deutschland habe genug eigene innovative Lösungen. Allerdings will Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich auch die Internetüberwachung in Deutschland kräftig ausbauen.

Software aus Germany ist laut Branchenverband BITMi eine Möglichkeit, sich aus der technologischen Abhängigkeit der USA zu befreien.

Deutschland, so der Bundesverband IT-Mittelstand (BITMi) in einer Mitteilung, lebe bei digitalen Technologien in einer bedenklichen Abhängigkeit von den USA. Und diese könnten, so der Verband, zu dem sich zahlreiche deutsche mittelständische IT-Unternehmen zusammengeschlossen haben, die technologische Überlegenheit auch für Wirtschaftsspionage missbrauchen.

BITMi-Präsident Oliver Grün kritisiert in einer Stellungnahme die Abhängigkeit der Deutschen von US-Technologien: “Wir haben in Deutschland eigene innovative Lösungen”, betont er. Der Bundesverband IT-Mittelstand e.V. (BITMi) engagiere sich seit Jahren für Software-Produkte “Made in Germany”. So hat der Verband jetzt auch ein Gütesiegel, mit dem auf qualitativ hochwertige IT-Produkte aus Deutschland hingewiesen werden soll.

Mit dieser Wortwahl, drückt Grün aber auch das wachsende Misstrauen gegenüber US-Lösungen aus. Der Verband vertritt Interessen von über 800 mittelständischen IT-Unternehmen in Deutschland mit einem Umsatzvolumen von mehreren Milliarden Euro. Großunternehmen mit US-Wurzeln sind hier, anders als beim BITKOM, nicht vertreten. 

Die Internet-Überwachung sei keine Überraschung, das Bewusstsein für Datensicherheit in Deutschland aber noch “problematisch”. Grün drängt darauf, die eigene digitale Wirtschaft nach vorne zu bringen. Mehrere deutsche (und deutschsprachige) Anbieter sicherer Software- und Cloud-Lösungen nutzten den Skandal um den Datenschutzmissbrauch durch die US-Regierung bereits zu entsprechenden Presseaussendungen und Marketing-Aktionen, etwa die Firma Uniscon mit ihrer “Secure Sloud” und dem Outlook-Add-on IDGuard sowie die von dem Österreicher Frank Karlitschek gestartete Open-Source-Lösung “ownCloud“.

Eine Liste, welche US-Services welche Daten von deutschen Nutzern abgreifen können, hat das Wiesbadener Unternehmen “Insidersknowledge” in einem kostenlosen PDF-Leitfaden zum Umgang mit der Schnüffelei zusammengestellt.

Die Frage sei nun, in welche Richtung sich die digitale Wirtschaft entwickeln müsse: “Die Kombination aus Nicht-Wissen und Fehlentscheidungen können wir uns als Hightech-Standort nicht leisten”, mahnt der BITMi-Präsident. “Nur mit den richtigen Rahmenbedingungen können auch wir eine Landschaft entwickeln, die mit dem Silicon Valley vergleichbar ist.”

Laut Informationen des Spiegel will das deutsche Bundesinnenministerium auch angesichts der herben öffentlichen Kritik an dem Überwachungsprogramm PRISM die Überwachung des Internets ausbauen. So sollen rund 100 Millionen Euro in den Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur investiert werden. Auch 100 neue Mitarbeiter will das Bundesinnenministerium in der Abteilung “technische Überwachung” einstellen. Damit sollen vor allem die Kommunikation an den ‘Landesgrenzen’ überwacht werden.

Allerdings sollen diese Daten nicht pauschal gespeichert werden, sondern der Geheimdienst plant die Kommunikation lediglich nach bestimmten Auffälligkeiten zu untersuchen. Gegenüber dem Spiegel erklärt Friedrich, dass der Staat dafür sorgen müsse, dass “wir Kontrollverluste über die Kommunikation von Kriminellen durch neue rechtliche und technologische Mittel ausgleichen”.

[mit Material von Manfred Kohlen, ITespresso.de]

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