SAP-Chef Hagemann Snabe will Schengen-Abkommen für IT

Auf der Jahrestagung der Deutschen SAP Anwender Gruppe DSAG ergreift traditionell ein hochrangiger SAP-Manager das Wort. In diesem Jahr hatte Jim Hagemann Snabe in Nürnberg einheitliche Regeln für den internationalen Datenverkehr gefordert.

Jim Hagemann Snabe hat den Wechsel in den Aufsichtsrat angekündigt. Quelle: Martin Schindler
Jim Hagemann Snabe fordert ein Schengen-Abkommen für IT. Quelle: Martin Schindler

“Für den sicheren Datenverkehr brauchen wir so etwas wie ein Schengen-Abkommen für IT”, so Jim Hagemann Snabe auf der DSAG-Jahrestagung in Nürnberg gegenüber der dpa. Snabe sieht in der Möglichkeit, dass jedes Land der EU eine eigene Cloud-Umgebung einführt ein “Risiko”. Daher seien europäische Standards nötig.

So steht auch die DSAG-Jahrestagung im Zeichen von Prism und der Überwachung des Internetverkehrs durch die NSA. Auch DSAG-Vorstandsvorsitzender Marco Lenck wirft auf der Tagung die Frage nach dem Schutz des geistigen Eigentums auf. In wie fern seien die Daten von Unternehmen vor dem Zugriff durch staatliche Stellen geschützt.

Und hier hakt auch Snabe ein: “Die NSA-Affäre führt viele zu der Frage: bleiben die Daten in Europa?” Und hier wiederholt SAP wiederum die Aussage, dass letztlich die europäische oder deutsche Wirtschaft von dieser Affäre profitiere.

So hatte erst vor wenigen Tagen SAP-Manager Bernd Leukert erklärt, dass die NSA-Affäre den Ausbau der Cloud-infrastruktur bei dem Walldorfer Unternehmen befeuere. Immer mehr auch internationale Anwender würden jetzt einem deutschen Anbieter den Vorzug geben, weil hierzulande strenge Datenschutzregeln gelten.

Doch auch auf politischer Ebene wirken sich die Enthüllungen von Edward Snowden aus. So berät derzeit die EU über eine Novelle der Datenschutzrichtlinie. Diese sollte ursprünglich 2014 durch das Parlament ratifiziert werden. Jedoch angesichts der aktuellen Enthüllungen kommt dieser Zeitplan immer mehr ins Wanken.

Doch SAP will jetzt offenbar Stimmung gegen nationale Alleingänge bei den 27 Mitgliedsstaaten der EU machen. Solche nationalen Regelwerke würden den Datenaustausch zwischen den einzelnen Mitgliedsstaaten unnötig erschweren. Dadurch würden auch die Business-Modelle von Unternehmen wie SAP in Frage gestellt.
Und gerade die Cloud ist eines der großen Wachstumsmärkte der SAP. So hat das Unternehmen sich zum Ziel gesetzt, die Umsätze mit Cloud-Diensten bis 2015 auf zwei Milliarden Euro zu verdoppeln.

Bei einer aktuellen Befragung unter Mitgliedern der DSAG hat sich gezeigt, dass inzwischen 40 Prozent der Unternehmen zumindest Teile ihrer Infrastruktur in die “Cloud” auslagern. Zu Jahresbeginn waren es noch etwa 25 Prozent.

SAP wirbt damit, dass Anwender bis zu 30 Prozent der Kosten einsparen können, zum Beispiel, weil keine eigene Hardware gepflegt werden muss. SAP versucht Unternehmen auch mit neuen Lizenzregeln zum Umstieg in die Cloud zu bewegen. So lassen sich inzwischen traditionelle SAP-Lizenzen ohne Mehrkosten in die Cloud verlagern.

Und gerade rechtliche Barrieren sind es, die den Einsatz von Cloud-Technologien für Unternehmen erschweren, wie Dr. Thomas Jansen in einer Analyse zum Thema Datenschutz in der Cloud feststellt.

Derzeit betreibt SAP in Amsterdam und in St. Leon-Rot, einem Nachbarort von Walldorf, zwei Rechenzentren für europäische und hier vor allem deutsche Anwender. Snabe spricht sich daher für ein in ganz Europa gültiges Cloud-Regelwerk aus, das Zertifikate und Standards festschreibt. Auch silicon.de-Blogger Dr. Clemens Plieth spricht sich in einem aktuellen Beitrag für eine Art Straßenverkehrsordnung im Internet aus.

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