“Vater des IBM PC” William Lowe gestorben

William Lowe 2007 auf einer Veranstaltung zum 25. Geburtstag des Commodore 64 (Bild: Daniel Terdiman/CNET).

Im Alter von 72 Jahren starb William Lowe am 19. Oktober an den Folgen eines Herzinfarkts. Der erste IBM PC 5150 entstand unter der Leitung des Ingenieurs. Nach nur einem Jahr Entwicklungszeit kam das Urmodell heutiger Computer am 12. August 1981 auf den Markt.

William Lowe 2007 auf einer Veranstaltung zum 25. Geburtstag des Commodore 64 (Bild: Daniel Terdiman/CNET).
William Lowe 2007 auf einer Veranstaltung zum 25. Geburtstag des Commodore 64 (Bild: Daniel Terdiman/CNET).

Der ehemalige IBM-Ingenieur William C. Lowe ist im Alter von 72 Jahren gestorben. Er gilt als “Vater des IBM PC”, da unter seiner Leitung der erste Personal Computer des Unternehmens entwickelt wurde. Er sei bereits am 19. Oktober in Lake Forest, Illinois, an den Folgen eines Herzinfarkt verstorben, dass bestätigte seine Tochter Michelle Marshall der New York Times.

In den späten Siebzigerjahren rückte für IBM, damals führender Hersteller von Mainframes für Regierungs- und Unternehmenskunden, der Markt für Personal Computer in den Focus. Apple, Commodore und Atari hatte schon längst eine solide Ausgangstellung geschaffen. Lowe, der 1962 als Produkttest-Ingenieur zu IBM kam, war Direktor von IBMs Boca Raton Labs, als Atari 1980 dem Unternehmen vorschlug einen Spielerechner unter IBMs Namen zu vermarkten.

Lowe legte das Angebot von Atari – zusammen mit dem Vorschlag das Unternehmen gleich zu kaufen – einem Verwaltungskomitee vor. Er hatte im Hinterkopf, dass IBM einen schnellen Einstieg in den Markt suchte. Das Komitee soll den Vorschlag allerdings mit der Aussage abgelehnt haben, es sei “das Dümmste, was wir jemals gehört haben”.

Lowe erhielt vom damaligen IBM-CEO Frank Cary den Auftrag, einen Plan zu erstellen, der es IBM ermöglicht, innerhalb eines Jahres ein eigenes Produkt auf den Markt zu bringen. Dafür sollte er auch ein Team zusammenstellen. Lowe rekrutierte unter dem Codenamen “Project Chess” das sogenannte “Dreckige Dutzend” – zwölf Ingenieure, die einen Prototypen eines Personal Computers namens Acorn innerhalb eines Monats entwickelten und bauten.

IBM brachte das Ergebnis am 12. August 1981 als IBM PC auf den Markt. Es gilt als IBMs Verdienst, dass der Begriff “PC” für “Personal Computer” steht.

Die genaue Modellbezeichnung lautet 5150 PC. Er war mit einem 4,77 MHz schnellenIntel-8088-Mikroprozessor ausgestattet und hatte 16 KByte Arbeitsspeicher. Diesen konnte man auf bis zu 256 KByte erweitern. Der Preis inklusiver einiger Anwendungen lag bei 1565 Dollar. Er gilt als das Urmodell heutiger PCs.

Das US-Magazin Time, das sonst nur eine Person des Jahres auszeichnete, verlieh stattdessen den Titel “Maschine des Jahres” an den PC, um die fortschreitende PC-Revolution zu würdigen. “Die beständige Liebesaffäre der Amerikaner mit dem Automobil und dem Fernsehapparat hat sich jetzt in eine Schwindel erregende Begeisterung für den Personal Computer umgewandelt”, schrieb das Magazin in seiner Ausgabe vom 3. Januar 1983. “Es ist das Endergebnis einer technologischen Revolution, die seit vier Dekaden läuft, und nun buchstäblich Einzug ins Wohnzimmer findet.”

Sein Team habe sich damals mehr auf das Produkt konzentriert, als darauf, Geschichte zu schreiben, sagte Lowe dazu später. “Wir hatten keinerlei Erwartungen, die Welt zu verändern”, erklärte Lowe 2001 in einem Interview mit CNET.com anlässlich des 20. Geburtstags des PCs. “Wir haben gemerkt, dass die Welt sich verändert; Apple zog die Aufmerksamkeit vieler IBM-Entwickler auf sich, und wir wollten, dass IBM-Entwickler mit IBM-Produkten arbeiten.”

Auch die Prognose der Nachfrage nach dem neuen PC zu erstellen, gehörte zu Lowes Aufgaben. Innerhalb von drei Jahren, sagte er der Geschäftsführung, erwarte er, dass IBM 220.000 Einheiten verkaufen könne. “Die Leute kommen jetzt und fragen: ‘Warum nur so eine niedrige Zahl?’”, so Lowe. “Aber man muss sich bewusst machen, dass das mehr war als die Installationsbasis aller IBM-Computer zu dieser Zeit.”

Lowe verließ das Unternehmen 1988 im Rahmen eines größeren Führungswechsels in der Chefetage und wechselte zu Xerox. Bis dahin hatte er IBMs PC-Sparte drei Jahre lang als Präsident vorgestanden. Bei Xerox beaufsichtigte er als Executive Vice President den Geschäftsbereich für Bürogeräte. Schließlich wurde er 1991 zum Chief Operating Officer des US-Flugzeugherstellers Gulfstream Aerospace ernannt.

[mit Material von Björn Greif, ZDNet.de]

Tipp: Kennen Sie das Who is Who der IT-Industrie? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de