Weniger offene IT-Stellen in Deutschland

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Etwa 39.000 Stellen für IT-Experten sind momentan in Deutschland offen, meldet Bitkom. Gegenüber dem Vorjahr sind das 4000 Stellen weniger. Software-Entwickler mit Fähigkeiten rund um Social Media und Cloud Computing sind besonders gefragt. Um fast 50 Prozent ist der Frauenanteil seit 2011 gestiegen. Allerdings liegt er immer noch auf niedrigem Niveau.

Logo BitkomAktuell gibt es in der deutschen Wirtschaft etwa 39.000 offene Stellen für IT-Experten. Die Zahl der freien Arbeitsplätze ist im Vergleich zum Vorjahr um 4000 gesunken. Zu diesem Ergebnis kommt der Hightech-Verband Bitkom in einer Studie (PDF) zum Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte. 1500 Geschäftsführer und Personalverantwortliche von Unternehmen aller Branchen hat das Meinungsforschungsinstitut Aris für die Studie befragt.

“Der Fachkräftemangel ist ein strukturelles Problem”, sagte Bitkom-Präsident Dieter Kempf. “Er besteht dauerhaft und weitgehend unabhängig von der konjunkturellen Entwicklung.” Jedes zweite ITK-Unternehmen (50 Prozent) gab wie im Vorjahr an, dass momentan ein Mangel an IT-Spezialisten vorliegt. Eine Verschärfung des Fachkräftemangels erwarten ähnlich viele Firmen (48 Prozent).

In der ITK-Branche selbst gibt es etwa 16.000 unbesetzte Stellen, davon 13.800 bei den Anbietern von Software und IT-Dienstleistungen. Hersteller von Hardware und Unterhaltungselektronik suchen weitere 1600 IT-Experten, 600 von Anbietern von Telekommunikationsdiensten. Software-Entwickler suche fast drei Viertel der ITK-Unternehmen. Unter diesen sind vor allem Fähigkeiten rund um Cloud Computing (in 40 Prozent der Fälle) und Social Media (38 Prozent) gefragt, gefolgt von Kenntnissen zur Programmierung von Webpräsenzen (29 Prozent), betriebswirtschaftlichen Anwendungen (27 Prozent) sowie Apps und mobilen Webseiten (22 Prozent).

Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der offenen Stellen für IT-Experten um 4000 auf 39.000 gesunken (Grafik: Bitkom).
Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der offenen Stellen für IT-Experten um 4000 auf 39.000 gesunken (Grafik: Bitkom).

Bei den gesuchten Berufsbildern folgen hinter den Software-Entwicklern mit deutlichem Abstand Anwendungsbetreuer und Administratoren (31 Prozent) sowie Qualitätsmanager (25 Prozent). IT-Berater und Experten für Marketing und Vertrieb (je 16 Prozent) werden ebenfalls häufig gesucht, danach kommen Grafik- und Web-Designer (6 Prozent) sowie Projektmanager und IT-Service-Manager (je 4 Prozent).

Bitkom zufolge schaffen die Unternehmen voraussichtlich 15.000 neue Arbeitsplätze in diesem Jahr, obwohl die ITK-Branche in Anbetracht des weiterhin hohen Fachkräftemangels ihr Beschäftigungspotenzial nicht voll ausnutzen kann. Zum Teil entstehen diese auch außerhalb des harten Kerns der IT-Qualifikation, beispielsweise in der Kommunikation und anderen zentralen oder unterstützenden Funktionen. Insgesamt 917.000 Beschäftige werden so zum Jahresende in den ITK-Unternehmen erwartet.

Auch bei den Anwendern von IT-Lösungen werden IT-Experten gesucht. Quer durch alle Bereiche von Wirtschaft und Verwaltung. Weitere 23.000 unbesetzte Stellen gibt es dort. Allerdings suchen IT-Anwender andere Qualifikationen als IT-Anbieter. So brauchen fast zwei Drittel der IT-Anwender mit freien Stellen Administratoren und Anwendungsbetreuer (61 Prozent). Mit deutlichem Abstand folgen Projektmanager (16 Prozent) und IT-Berater (11 Prozent). Softwareentwickler, die Spitzenreiter bei den IT-Anbietern, stehen bei Anwendern dahinter mit 9 Prozent.

Auch den Frauenanteil in Führungspositionen in ITK-Unternehmen hat die Studie, wie schon vor zwei Jahren, untersucht. Demnach ist der Anteil seit 2011 um jeweils fast 50 Prozent gestiegen. 4 Prozent beträgt der Frauenanteil in den ITK-Unternehmen im Top-Management, im mittleren Management 6,5 Prozent. “Das kann uns noch nicht zufrieden stellen, aber die Richtung stimmt und wir kommen voran”, sagte Kempf. “Und die Unternehmen setzen sich weiterhin ambitionierte Ziele.” Laut der Umfrage soll sich der Frauenanteil im Top-Management bis 2020 auf etwa 15 Prozent fast vervierfachen, im mittleren Management auf 17 Prozent fast verdreifachen.

Damit das funktioniert, setzen nahezu alle Unternehmen (95 Prozent) auf Mittel zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Beschäftigten in drei Viertel der Unternehmen können am häufigsten familienfreundliche Arbeitszeiten nutzen. “Das Home Office ist kein Auslaufmodell, auch wenn seine Rolle in einigen Großunternehmen aktuell eher an Bedeutung verliert”, erklärte Kempf. Zwei Drittel der Unternehmen legen besonderen Wert auf den Wiedereinstieg nach der Elternzeit.

Software-Entwickler sind nach wie vor besonders gefragt (Grafik: Bitkom).
Software-Entwickler sind nach wie vor besonders gefragt (Grafik: Bitkom).

Bitkom sieht noch Entwicklungspotential bei der gezielten Suche nach Bewerberinnen. Zwar setzten in allen Bereichen mehr Unternehmen auf spezielle Maßnahmen wie gezielte Anzeigenkampagnen oder geschlechtsspezifische Recruitments, zwei Drittel verzichteten aber weiter auf jede gezielte Ansprache von Frauen. Dabei liegt der Anteil bei Großunternehmen mit rund 50 Prozent jedoch deutlich niedriger. Kempf: “Gerade kleinere Unternehmen werden den Aufwand kaum aus eigener Kraft bewältigen können. Hier sehen wir eine wichtige Rolle auch für die Verbände, um entsprechende Instrumente bekannt zu machen und Erfahrungen weiterzugeben.”

Dem Branchenverband zufolge haben es große Unternehmen auch deutlich leichter, Mitarbeiterinnen gezielt weiter zu qualifizieren und auf Führungspositionen vorzubereiten. Während zwei Drittel (66 Prozent) der Großunternehmen entsprechende Maßnahmen durchführen, sind es bei kleineren und mittelständischen Unternehmen gerade einmal 31 Prozent. Am häufigsten eingesetzt werden dabei Mentoring (53 Prozent bei den großen und 19 Prozent bei den kleinen Unternehmen) sowie Frauennetzwerke (26 Prozent respektive 11 Prozent). Während es bei fast jedem zweiten Großunternehmen (47 Prozent) ein entsprechendes Gremium zur Beratung des Top-Managements in diesen Fragen gibt, verzichten kleinere und mittelständische Unternehmen fast vollständig darauf (1 Prozent).

[mit Material von Björn Greif, ZDNet.de]

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