Wunsch und Wirklichkeit des CIO: Vom Techniker zum Strategen

Über den Wandel der Rolle des CIO wurde in jüngster Zeit viel geschrieben. Auch die Forderung nach mehr strategischer Einflussnahme der CIO auf die Business-Strategie ertönt seit Jahren. Nun klopft aber eine Studie von Deloitte die Wünsche der CIOs auf ihr Wahrheitsgehalt ab.

CIOs wollen Business-Partner und Triebfeder für Innovationen im Unternehmen sein. Allerdings steht vielen IT-Verantwortlichen nach wie vor ein langer Weg bis zu diesem Ziel bevor, wie eine Studie des Beratungshauses Deloitte jetzt zeigt.

So würden sich CIOs allgemein mehr Einfluss im Unternehmen und mehr Einfluss auf die strategische Gestaltung geschäftsrelevanter Prozesse wünschen.

Fast zwei Drittel der CIOs jedoch beurteilen die aktuellen Möglichkeiten als nicht optimal. Die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit begründet sich derzeit nicht mit knappen Budgets: Über drei Viertel der CIOs in den maßgeblichen Unternehmen weltweit verzeichnen mindestens gleich bleibende, nicht selten steigende Budgets.

Es sind in der Regel vielmehr das abweichende Verständnis der Geschäftsbereiche über die Rolle der IT im Unternehmen oder divergierende Prioritäten die den Geltungsbereich und auch Effektivität der IT begrenzen.

Der strategische Beitrag der CIO zum Business wird nur bei wenigen Unternehmen auch in Anspruch genommen. Quelle: Deloitte
Der strategische Beitrag der CIO zum Business wird nur bei wenigen Unternehmen auch in Anspruch genommen. Quelle: Deloitte

Wenn es auch bei den Mitteln in der Regel keine weiteren Einschnitte sind, so macht dennoch ein anderer Mangel die Arbeit der CIOs nicht unbedingt leichter. Fachkräfte, die nicht nur technischen Hintergrund mitbringen, sondern auch in der Lage sind, strategisch zu denken, sind laut der Befragung “CIO Survey 2013 – Reconnect, Rebuild, Reimagine, Redeliver” nach wie vor Mangelware. Deloitte hat für diese Untersuchung mehr als 700 CIOs in insgesamt 36 Ländern befragt.

Natürlich gibt es einige regionale Unterschiede, doch lasse sich auch ein weltweiter Trend unter den CIOs ablesen, wie es von Deliotte heißt. “Ungeachtet einiger abweichender Nuancen zeigt die Studie, dass die Wünsche, Ziele und Befürchtungen der CIOs grenzüberschreitend sehr ähnlich sind. Im Fokus steht nahezu durchgehend ein erweitertes Verständnis der Rolle des CIO als strategischer Business Partner”, erklärt Peter Ratzer, Partner und Leiter Technology Advisory bei Deloitte.

Dass sich die Rolle des CIO tatsächlich verändert, steht offenbar außer Zweifel. Steht und stand bislang vor allem die Support-Funktion im Vordergrund, so entwickelt sich der CIO in den Unternehmen immer mehr zu einem Partner des operativen Geschäfts.

Zumindest sehen laut Studie derzeit rund 70 Prozent der CIOs ihre künftige Aufgabe darin, als Business Partner die Unternehmensstrategie zu unterstützen und zu beeinflussen. Doch aktuell beschreiben immerhin 61 Prozent die aktuellen Kapazitäten dafür als unzureichend. Die Mittel reichen derzeit offenbar nicht dafür aus, um die Abteilung für diese neuen strategischen Ziele zu optimieren. Nach wie vor sehen daher die CIO ihre wichtigste Stärke darin, Service zu liefern.

“Die zunehmende Digitalisierung nahezu sämtlicher Bereiche bietet ausreichend Chancen, die Rolle der CIOs in die gewünschte Richtung zu entwickeln. Dies sollte oberste Priorität für CIOs sein”, empfiehlt Jürgen Lademann, Partner Technology Advisory bei Deloitte.

Und die Grundvoraussetzungen dafür scheinen derzeit nicht schlecht zu sein, gerade im Zuge der aktuellen Entwicklung könne die IT maßgeblich zur Innovation beitragen. Zwei Drittel der Befragten bewerten Innovation als Schlüsselelement für die Business-Strategie ihres Unternehmens. Drei Viertel verfügen eigenen Angaben zufolge über ein tiefes Verständnis darüber, wie die IT die Innovationsstrategie des Unternehmens unterstützen kann. Auf der anderen Seite aber sehen 69 Prozent die IT derzeit nicht als Innovationsförderer.

Etwas über die Hälfte glaubt, dass schmale Budgets und andere Hürden die Entwicklung bis auf Weiteres verhindern oder bremsen. Ungenutztes Innovationspotenzial findet sich insbesondere bei der Nutzung von Big Data/Analytics – Themen, die als strategisches Asset auch im Fachbereich eine große Rolle spielen und somit für die IT einen entsprechenden Hebel für die Demonstration ihres Wertbeitrags zum Unternehmen darstellen.

Auch wenn auf die meisten CIOs keine Budgetkürzungen mehr zukommen, sind die IT-Budgets nach wie vor nicht gerade üppig. Lediglich 22 Prozent der CIOs melden stagnierende oder sinkende Budgets. Die sonst starke Verteilung auf “Run the Business” verändert sich jedoch immer mehr in Richtung “Change the Business”, so Deloitte. Für über 80 Prozent der CIOs liegt inzwischen der wesentliche Fokus auf Maßnahmen, welche die Erfüllung neuer Business-Anforderungen unterstützen.

In Westeuropa fallen vor allem der Mangel an Talenten mit Kommunikations- und Analysequalifikationen sowie hohe, budgetbedingte Hürden für das Business Partnering auf. In Nordeuropa gibt es einen überdurchschnittlich starken Trend zum “Business as usual”, in Südeuropa dominieren hingegen schrumpfende Budgets sowie ein Mangel an Talenten mit Compliance- und Risk-&-Security-Kompetenzen die Probleme der CIOs.

“CIO ohne Einfluss? Ein Drittel der Befragten möchte einen wesentlichen höheren Einfluss auf die Entwicklung des Unternehmens haben und sieht hierin auch einen wesentlichen Grund zu wechseln. Gerade die technologische Entwicklung und die damit verbundene zentrale Rolle für Unternehmen sollte dazu führen, die Position des CIO in der C-Suite deutlich zu betonen, um mögliches Potenzial heben zu können”, fordert Peter Ratzer.