Gewerkschaften wollen international gegen Amazon mobil machen

Amazon-Logistik-Zentrum in Leipzig.

Selbst in Ländern, in denen Amazon noch gar keine Niederlassung hat, planen Gewerkschaften Aktionen. Um den Druck auf den Arbeitgeber zu erhöhen, sollen diese Streiks im wichtigen Weihnachtsgeschäft stattfinden.

Eingang des Amazon-Logistikzentrums in Leipzig (Bild: Amazon).
Das Amazon-Logistikzentrum in Leipzig könnte bald Konkurrenz in Polen und Tschechien bekommen. Daher führt Verdi derzeit Gespräche mit den Gewerkschaften Solidarnosc und OSPO. Quelle: Amazon

Amazon gibt sich bislang von den Forderungen der Gewerkschaften sichtlich unbeeindruckt. Doch die Pläne des Versandhändlers, weitere Zentren in Polen und Tschechien zu errichten, nimmt die Gewerkschaft Verdi sehr ernst.

“Die Ankündigung wird als Drohung verstanden, nach Osten abzuwandern”, so der Thomas Schneider, Verdi-Sekretär gegenüber Agenturen in Dresden. Nun zieht Verdi nach und erklärt, man habe sich bereits mit Solidarnosc in Polen und der tschechischen Gewerkschaft OSPO Gespräche geführt. Ziel dieser Gespräche sei es, eine gemeinsame Strategie gegen Amazons schlechte Arbeitsbedingungen zu erarbeiten.

Verdi störe sich nicht daran, dass Amazon neue Zentren aufbaut. Allerdings, so Thomas Voß, der Chef von Verdi-Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thürigen, arbeite Amazon an einer “gewerkschaftsfeindlichen Strategie”. Dem Konzern gehe es weniger ums Geld als ums Prinzip, daher wolle der Händler keine neuen Tarifverträge abschließen. So hatte sich etwa vor einigen Tagen Dave Clark, Vice President Global Operations, über Verdi mit den Worten geäußert: “Warum sollen wir uns von jemanden zur Zusammenarbeit zwingen lassen, der droht, das Weihnachtsfest für Kinder zu ruinieren.” Clark hatte die Arbeitsvertreter mit dem Weihnachtsdämon Grinch verglichen.

Gemeinsam wolle man verhindern, dass Amazon im Arbeitskampf einzelne Zentren und Länder-Vertretungen gegeneinander Ausspielt. Gegebenenfalls würden die Gewerkschaften ihren Arbeitskampf gemeinsam durchführen.

Eine Sprecherin der OSPO erklärte, man wisse um die schlechten Arbeitsbedingungen bei Amazon. Begrüße aber dennoch die Pläne, dass in der Region 2000 dauerhafte und bis zu 5000 Saisonarbeiter einen Job finden. Amazon will in nahe des Prager Flughafens zwei neue Zentren errichten.

Auch in Polen in den Regionen Warschau und Poznan plant Amazon jeweils ein Zentrum zu errichten. Polen könnte für Amazon auch aufgrund einer Sonderwirtschaftszone interessant sein. Amazon müsste hier auf mehrere Jahre keine Grundsteuer bezahlen.

Für das Weihnachtsgeschäft wolle Verdi an den Standorten Leipzig und Bad Hersfeld streiken. Ziel der Gewerkschaften ist es, bei Amazon den Tarif für den Handel durchzusetzen. Derzeit gilt für Festangestellte bei Amazon die Regelungen für die Logistikbranche.