Ubuntu Touch kommt auf High-End-Smartphone

Canonicals Suche nach einem geeigneten Hardware-Partner scheint abgeschlossen zu sein. Das zumindest berichtet Mark Shuttleworth, ohne aber Details zu nennen.

Das Mobilbetriebssystem Ubuntu Touch wird auf einem Smartphone vorinstalliert auf den Markt kommen. Canonical-Gründer Mark Shuttleworth nennt in einem Interview auf der Konferenz LeWeb in Paris jedoch noch nicht den Namen des Herstellers. Shuttleworth bestätigt aber, dass Ubuntu Touch 2014 auf High-End-Smartphones zum Einsatz kommen wird.

“Wir haben unser erstes Abkommen geschlossen, Ubuntu auf Mobiltelefone auszuliefern”, sagte Shuttleworth. “Wir haben den Gang gewechselt von ‘ein Konzept entwerfen’ zu ‘es wird ausgeliefert’. Das ist für das Team von großer Bedeutung.”

Canonical-Gründer Mark Shuttleworth auf der LeWeb in Paris (Bild: Stephen Shankland/CNET)
Canonical-Gründer Mark Shuttleworth auf der LeWeb in Paris (Bild: Stephen Shankland/CNET)

Zudem teilte der Canonical-Gründer mit, dass man bereits Verhandlungen auf Vorstandsebene mit vier weiteren potenziellen Partnern führe. “Sie verkaufen eine Menge Telefone weltweit, in sich entwickelnden aber auch in reifen Märkten, an Geschäfts- und Privatkunden.”

Shuttleworth weiß, dass Ubuntu Touch sich gegen die enorme Vormachtstellung von Android und iOS durchsetzen muss, aber auch gegen kleinere Player am Mobile-OS-Markt wie Windows Phone, Tizen, BlackBerry oder Firefox OS.

Er ist dennoch überzeugt, dass Ubuntu Touch mit einer flexiblen Programmierbasis und einer darüber liegenden Oberfläche, die Services in den Mittelpunkt stellt, einen festen Platz im Markt finden wird. Es soll aber nicht nur eine kleine Nische im Mobilfunkmarkt besetzen. “Volumen ist wichtig. Wir wollen Dinge machen, die die Leute jeden Tag nutzen”, betonte Shuttleworth.

Durch Partnerschaften mit Service-Anbietern wie LinkedIn, Baidu, Facebook, Evernote und Pinterest soll Ubuntu Touch langfristig in die Liga von Apples iOS und Googles Android aufsteigen. Anbieter von Online-Diensten sähen Android als Vehikel, das Nutzer zu Googles Services bringe, und sie suchten nach einer Alternative, die sie und nicht Google an die erste Stelle setze, erläutert Shuttleworth. Ubuntu Touch stelle diese Dienste auf vielfältige Weise in den Mittelpunkt, was sie über bloße App-Icons erhebe. “Der Look ist frisch und aufgeräumt. Es ist deutlich bedienfreundlicher als jedes andere neue Telefon.”

Als zweites Verkaufsargument führt Canonical die Offenheit von Ubuntu Touch an. Es basiert auf demselben Open-Source-OS, das auch Kern der Ubuntu-Produkte für PCs und Server ist. Und es kann Anwendungen ausführen, die für den Linux-Kernel geschrieben wurden, mit einer darüber gelagerten Java-Schicht, die Androids App-Fundament ähnelt. Gleichzeitig laufen darunter aber auch Web-Apps, wie sie im Zentrum von Mozillas Firefox OS stehen.

Allerdings ist nur schwer vorstellbar, dass Android-Entwickler eine Schwester-Version ihrer Anwendungen erstellen – egal, wie gering der Aufwand auch sein mag -, solange Ubuntu Touch nicht weit verbreitet ist. Shuttleworth glaubt dennoch daran, weil sie sich bereits mit einem fragmentierten Android-Geräte-Markt auseinandersetzen müssen und Ubuntu Touch nicht weit davon entfernt ist. “Wir erheben keinen Anspruch auf Kompatibilität zu Android, aber wir machen es ihnen sehr einfach, beide gleichzeitig zu bedienen – und zwar auf sehr coole Weise.”

Darüber hinaus wirbt Canonical mit einem umfangreichen Carrier-Unterstützung für Ubuntu Touch. Man habe beispielsweise schon die Deutsche Telekom, T-Mobile, Vodafone, 3, EE, KT, PT, SK Telecom und Verizon gewinnen können, so Shuttleworth. Und als finales Argument für sein Mobilbetriebssystem führt er an, dass nativ für Ubuntu Touch geschriebene Software auch auf Ubuntu-basierten PCs und irgenwann ebenso auf Tablets und Smart-TVs mit Ubuntu laufen werde.

Canonicals Versuch, in Eigenregie ein Ubuntu-Smartphone namens Edge zu entwickeln, war an der Finanzierung gescheitert. Über die Crowdfunding-Plattform Indiegogo sammelte es zwar mit 12,8 Millionen Dollar eine Rekordsumme ein, verfehlte aber das selbstgesteckte Ziel von 19 Millionen Dollar deutlich. Daher wurde das Projekt eingestellt und die Förderer erhielten ihr Geld zurück.

[mit Material von Björn Greif, ZDNet.de]

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