NSA: Quantencomputer gegen Verschlüsselung

Quanten-Rechner von D-Wave Systems. Quelle: D-Wave

Mit Hilfe eines Quantencomputers wäre der US-Auslandsgeheimdienst National Security Agency (NSA) in der Lage, selbst die stärksten Verschlüsselungen aufbrechen zu können. Die Washington Post berichtet unter Berufung auf Dokumente des Whistleblowers Edward Snowden, gehört zum Programm “Penetrating Hard Targets”, für das ein Budget von 79,7 Millionen Dollar zur Verfügung steht, auch die Entwicklung eines Quanten-Rechners.

Forschungseinrichtungen weltweit sowie Unternehmen wie Google und IBM versuchen ebenfalls, die Quantenmechanik für die Entwicklung neuer Medikamente, maschinelles Lernen oder komplexe Optimierungen in Bereichen wie Finanzen und Logistik zu nutzen. Die NSA hat dem Bericht zufolge damit das Laboratory for Physical Sciences der University of Maryland beauftragt.

Konventionelle auf Transistoren basierende Computer können nur Binärdaten – also Nullen und Einsen – verarbeiten. Quantencomputer hingegen nutzen sogenannte Quantenbits, kurz Qubits: Anders als normale Bits können sie Null und Eins zugleich enthalten. Das könnte millionenfache parallele Berechnungen erlauben und dem Quantencomputer einen kaum vorstellbaren Leistungsvorsprung gegenüber herkömmlicher Computertechnik verschaffen.

“Die Anwendung von Quantentechnologien auf Verschlüsselungsalgorithmen könnte dramatische Folgen für die Fähigkeit der US-Regierung haben, seine Kommunikation zu schützen und die Kommunikation ausländischer Regierungen abzuhören”, heißt es in dem der Washington Post vorliegenden Dokument. Die NSA befinde sich in einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit Quanten-Computing-Laboren, die von der Europäischen Union und der Schweiz unterstützt würden.

Unklar ist allerdings, wie weit die Entwicklung eines Quantencomputers für die NSA fortgeschritten ist. “Es erscheint unwahrscheinlich, dass die NSA so weit vor der allgemeinen Entwicklung liegt, ohne dass jemand etwas davon mitbekommen hat”, zitiert die Zeitung Scott Aaronson, Professor für Computerwissenschaften am Massachusetts Institute of Technology (MIT).

D-Wave Systems bietet bereits einen Quantencomputer zum Preis von 10 Millionen Dollar an. Kunden des Unternehmens sind unter anderem Google, der Flugzeugbauer Lockheed Martin und die US-Raumfahrtbehörde NASA. Wissenschaftlern zufolge hat der Quantencomputer von D-Wave Systems allerdings noch nicht genug Rechenleistung für den Einsatz im Bereich Kryptografie.

[mit Material von Stefan Beiersmann, ZDNet.de]

Tipp: Wie sicher sind Sie bei der Sicherheit? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de

Redaktion

Recent Posts

KI in der Medizin: Mit Ursache und Wirkung rechnen

Maschinen können mit neuen Verfahren lernen, nicht nur Vorhersagen zu treffen, sondern auch mit kausalen…

8 Stunden ago

Sicherheit für vernetzte, medizinische Geräte

Medizingeräte Hersteller Tuttnauer schützt Gerätesoftware mit IoT-Sicherheitslösung.

8 Stunden ago

Blockchain bleibt Nischentechnologie

Unternehmen aus der DACH-Region sehen nur vereinzelt Anwendungsmöglichkeiten für die Blockchain-Technologie.

23 Stunden ago

Branchenspezifische KI-Modelle

SAS bietet einsatzfertige KI-Modelle für konkrete Herausforderungen wie Betrugserkennung und Lieferkettenoptimierung.

1 Tag ago

Hypershield: Umfassender Schutz von Cloud über Rechenzentrum bis Fabrikhalle

Cisco stellt neuen Ansatz zur umfassenden Absicherung der IT-Infrastruktur vor.

1 Tag ago

Vernetztes Fahren: Bereitschaft zum Teilen von Daten gering

Deloitte-Studie äußert jedoch Verständnis für die Zurückhaltung der Kunden. Nutzen der Angebote sei hierzulande kaum…

3 Tagen ago