IBMs Software-Sparte mit neuen Zielen

Eine spezielle Situation herrsche derzeit in Deutschland beim Thema Cloud Computing, meint Patrick Bauer, Chef von IBMs Software-Geschäft in der DACH-Region. Nachteile gegenüber deutschen Anbietern in Sachen Datenschutz kann er aber nicht erkennen. Sein Team soll sich außerdem stärker auf Lösungen als auf Produkte fokussieren.

Seit Juli 2013 ist Patrick Bauer als Vice President für IBMs Software-Geschäft im deutschsprachigen Raum verantwortlich. Eine seiner wichtigsten Aufgaben sieht er darin, das Silo-Denken aufzubrechen. “Wir waren in der Vergangenheit sehr produktorientiert”, erklärt Bauer. Der Markt wolle aber integrierte Lösungen. Und dazu müssten auch seine Mitarbeiter über die eigenen, einzelnen Technologien hinaus schauen. Anwendern sollen komplette Lösungen angeboten werden, die sie für einen bestimmten Anwendungsfall beziehungsweise die entsprechende Branche benötigen. “Das ist der nächste Schritt unserer Transformation“, sagt Bauer. “Dazu werden wir die entsprechenden Branchen- und Lösungs-Skills im Team weiter ausbauen.”

Bauer versucht damit, IBMs Gesamtstrategie auch in der DACH-Region umzusetzen. Das breite und oft auch etwas unübersichtliche Produktportfolio des IT-Konzerns soll hinter den jeweiligen Anwendungen verschwinden. Im Vordergrund steht die integrierte Lösung.

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Gerade in den deutschsprachigen Ländern sieht er sich aber noch mit einem weiteren Problem konfrontiert. “Wir haben zurzeit in Deutschland beim Cloud Computing mit dem alles überlagernden Thema Sicherheit eine spezielle Situation”, so Bauer. Schließlich sind hierzulande die Bedenken in Sachen Datenschutz traditionell besonders groß. “Es gibt bei diesem Thema einen klaren kulturellen Unterschied zwischen Deutschland und etwa den USA”, so Bauer. Durch die Vorfälle der jüngsten Vergangenheit sind diese nicht kleiner geworden, vor allem US-Anbieter werden kritisch beäugt.

Bauer sieht sein Unternehmen aber gut gerüstet. “Wir haben schnell reagiert”, so der Manager, “und werden nun ein zusätzliches Rechenzentrum in Deutschland zu den bestehenden in Ehningen und Winterthur aufbauen.” Grundsätzlich erkennt er keinen Wettbewerbsnachteil für IBM als amerikanischen Cloud-Anbieter. “Es gibt nichts, das uns von einem deutschen Unternehmen unterscheidet”, meint Bauer, “wir unterliegen der gleichen Gesetzgebung, müssen uns an die gleichen Vorschriften halten.” Und er fügt hinzu: “Wir geben keine Daten heraus, wenn es nicht gesetzlich erforderlich ist.”

Durch Angebote im Bereich Outsourcing verfüge IBM bereits über viel Erfahrung, wenn es um den Schutz von sensiblen Daten geht. Zudem engagiert sich Big Blue laut Bauer in Zusammenarbeit mit der Politik auf EU-Ebene, um die notwendige Transparenz bei diesem Thema zu schaffen.

Bauer glaubt sogar, dass Cloud Computing eine große Chance für Unternehmen sein kann, das eigene Sicherheitskonzept zu überdenken. “Wir sind im Security-Bereich sehr gut aufgestellt”, so Bauer. “Wenn wir eine Cloud aufbauen, dann können wir mit dem Unternehmen individuell ein passendes Sicherheitskonzept erarbeiten.”

Trotz der aktuellen Datenschutz-Debatte registriert IBM laut Bauer eine große Nachfrage nach seinen Cloud-Angeboten. Ein wichtiger Baustein sei dabei die Technologie des Cloud-Spezialisten Softlayer, der im vergangenen Jahr übernommen wurde. Zum einen spiele Softlayer in IBMs Rechenzentrumsstrategie eine entscheidende Rolle. So hat Big Blue vor kurzem angekündigt, über eine Milliarde Dollar zu investieren und 40 neue Rechenzentren aufzubauen.

Neue Cloud-Dienste brauchen eine Anlaufphase

Zum anderen soll das SaaS-Angebot (Software as a Service), das auf Softlayer-Technik basiert, erweitert werden. “Wir haben momentan über 110 Services im Angebot”, berichtet Bauer, “und diese Zahl wird sich über das Jahr hinweg deutlich vergrößern.”

Somit könne IBM einem Unternehmen beides bereitstellen: eine On-Premise-Lösung oder alternativ dazu einen SaaS-Dienst. “Diese Zweistufigkeit werden wir beibehalten”, sagt der Software-Chef. Im großen SaaS-Angebot von IBM seien zurzeit vor allem noch die bereits etablierten Services erfolgreich. Gemeint sind damit in erster Linie die hinzugekauften Cloud-Dienste wie Kenexa für das Personalmanagement. “Diese SaaS-Angebote laufen wirklich gut im Markt”, berichtet Bauer. Vollkommen neue Services benötigten dagegen noch eine gewisse Anlaufphase.

Die Einstiegspunkte der Anwenderfirmen in das Thema Cloud sind laut Bauer sehr unterschiedlich. Es gebe keine bestimmten Anwendungen, die dafür besonders gefragt seien. Grundsätzlich starteten die Unternehmen ihren Weg in die Wolke in Bereichen, in denen sie sich verändern wollen. “Dort, wo ein neuer Business-Ansatz gesucht wird, finden die Firmen den Einstieg in die Cloud”, erläutert Bauer.

Dabei werden sie aber künftig immer weniger auf Applikationen von der Stange zurückgreifen. “Heutzutage können viele Lösungen nicht mehr standardisiert sein”, meint Bauer. “Es wird immer ein gewisser Teil an Integration nötig sein. Vor allem, weil sich die Lösungen zunehmend über mehrere Themen erstrecken – also etwa über Mobile, Analytics oder Social.”

Daher wird nach Meinung von Bauer auch die Hybrid Cloud in Zukunft eine dominante Rolle einnehmen – also die Verknüpfung von On-Premise-Systemen mit Technologien aus der Cloud. “Auf diese Weise können Firmen an Flexibilität gewinnen“, so Bauer. “So lassen sich individuelle Kundenlösungen bauen.” Wichtig sei dabei auch, dass die Architektur des Cloud-Anbieters auf offenen Standards basiert.

Die Entwicklung der Analytics-Technologie bei IBM

Ein Standbein von IBMs Software-Geschäft ist neben dem Cloud Computing die Analytics-Technologie. Mit dem Supercomputer Watson hat Big Blue dabei viel Aufmerksamkeit erregt. Die Verantwortlichen sprechen in diesem Zusammenhang von Cognitive Computing. Denn Watson ist lernfähig, kann natürliche Sprache verstehen und ist in der Lage, große Datenmengen schnell zu analysieren. Hinzu kommt aber noch eine weitere Eigenschaft: Die Technik ist zurzeit nur für wenige Firmen erschwinglich.

Den Supercomputer Watson, IBMs Ansatz für Cognitive Computing, vergleicht Software-Chef Patrick Bauer mit einem Formel-1-Rennwagen. Quelle: IBM
Den Supercomputer Watson, IBMs Ansatz für Cognitive Computing, vergleicht Software-Chef Patrick Bauer mit einem Formel-1-Rennwagen. Allerdings kann das Unternehmen mit dieser Technologie kaum Umsatz generieren. Quelle: IBM

Bauer vergleicht den Supercomputer mit einem Formel-1-Wagen. Der sei innovativ und leistungsfähig, aber eben auch recht teuer. “Die Technologien, die dort zum Einsatz kommen, werden aber auch in anderen Produkten verwendet”, erklärt Bauer. “Wenn man zum Beispiel einen Mercedes fährt, dann steckt da ganz viel Technik drin, die zuerst für die Formel 1 entwickelt wurde.”

Ähnlich macht das laut Bauer auch IBM. Die einzelnen Technologien, die in Watson stecken, werden genutzt, um auf deren Basis neue Anwendungen für unterschiedliche Branchen zu entwickeln. Zudem stehe Watson auch in der Cloud und somit in einer kostengünstigeren Variante zur Verfügung.

Analytics steckt mittlerweile in sehr vielen Lösungen, die IBM für Unternehmen zusammenstellt. Aber so beeindruckend die Möglichkeiten der Technik zum Teil sein mögen – auch hier stößt man wieder auf die Datenschutz-Problematik.

So berichtet Bauer von einer Lösung aus dem Hause IBM, die Kunden in einem Verkaufsgeschäft identifiziert und ihre Wege über die Wifi-Signale ihrer Smartphones oder Tablets verfolgen kann. Dies geschehe in erster Linie anonym, könne aber auch auf einen konkreten Kunden bezogen werden, so Bauer.

Das Unternehmen kann dann die jeweilige Person direkt mit einem personifizierten Angebot ansprechen oder den Kundenfluss in seinem Laden analysieren. Dafür müssen die Kunden aber bereit sein, Informationen zur ihrer Person preiszugeben. Bauer glaubt, dass auch die Menschen in Deutschland dies tun würden. “Voraussetzung ist aber, dass sie einen Nutzen davon haben”, so Bauer. Er denkt dabei etwa an Anwendungen rund um Mobile Marketing wie individuelle Push-Nachrichten, die sich auf das Besucherverhalten im Laden beziehen.

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