Konjunktur und Auslastung drücken mittelständische Prozesse

Wie leistungsfähig sind die Geschäftsprozesse im deutschen Mittelstand? Dieser Frage geht das Marktforschungsinstitut Techconsult aktuell nach. Gute Konjunktur und hohe Auslastung der Geschäftsprozesse gehen demnach 2013 zu Lasten des Business Performance Index mittelständischer Unternehmen.

Bereits zum dritten Mal in Folge bietet das Kasseler Analystenhaus techconsult mit dem Gesamtbericht zum Business Performance Index (BPI) 2013 knapp 2000 mittelständischen Unternehmen der Branchen Handel, Dienstleistung und Fertigung in Deutschland, Österreich und der Schweiz einen Überblick über die Leistungsfähigkeit ihrer Geschäftsprozesse im Vergleich zum Wettbewerb. Untersucht werden die Relevanz der Prozesse und deren aktuelle Umsetzung (BPI) sowie der Grad der IT-Unterstützung und der damit verbundene Unternehmenserfolg. Gegenüber dem Vorjahr sank der BPI-Index mit 67,2 von 100 möglichen Punkten branchenübergreifend um 2,5%, die weiteren Performance-Indikatoren um bis zu 3,3%. Somit konnte der Mittelstand nicht an die in der letzten Studie festgestellte leichte Performancesteigerung anknüpfen. Begründet wird diese Entwicklung zum Teil mit der guten Konjunktur und einer hohen Auslastung der Geschäftsprozesse, die den Mittelstand an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit bringt.

Peter Burghardt, Geschäftsführer der techconsult, kommentiert: “Es mag paradox erscheinen, ist aber eine Tatsache: In Zeiten voller Auftragsbücher denken nur wenige Unternehmen über ihre Prozesse nach. Man ist froh, wenn man die Nachfrage zufriedenstellend bedienen kann. Bei hoher Auslastung treten die Schwachstellen in relevanten Prozessen jedoch erst recht zu Tage, da Unternehmen in puncto Personal, Produktion, Vertrieb und Marketing an ihre Grenzen stoßen.”

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Wenngleich viele Unternehmenslenker meinen, die Prozesse im Griff zu haben, ist dieses laut Studie offenbar bei weitem noch nicht der Fall. So fördert die Befragung eine Spannweite der BPI-Werte von 18/100 bis zu 99/100 Punkten über alle Branchen hinweg zu Tage. Dabei weicht die vergleichende Betrachtung der Spannweite innerhalb der Branchen insbesondere in der Fertigung deutlich von den Ergebnissen des Vorjahres ab. Hier legte zwar die obere Grenze einen Punkt zu, die schlechtesten Unternehmen reichen allerdings auf bis zu 20 BPI-Punkte herab, was eine Verschlechterung um 7 Punkte zum Vorjahr bedeutet. Dies ist – verglichen mit dem nur moderat gesunkenen Gesamt-BPI-Wert der Branche – ein deutliches Alarmsignal. Der Dienstleistungssektor erhöht seine Spannweite in beide Richtungen marginal. Der Handel verharrt auf den BPI-Werten des Vorjahres.

Peter Burghardt kommentiert: „Viele Unternehmen haben bei ihren Prozessen noch Nachholbedarf. Wir sprechen über den Mittelstand, also über Unternehmen mit 20 bis 2000 Mitarbeitern. Gerade kleinere Unternehmen haben oft weniger Zeit und Kapazitäten, um sich um die Verbesserung ihrer Prozesse zu kümmern.“ Hinzu kommt, dass eigene IT-Budgets im Mittelstand eher selten sind und Projekte zur Prozessoptimierung häufig vom Fachbereich initiiert und bezahlt werden. “Es wäre wünschenswert, dass die IT-Mitarbeiter sich in die Belange der Fachbereiche einarbeiten und die Prozessoptimierung forcieren”, ist Burghardt überzeugt. “Möglicherweise wirken sich Cloud-Lösungen mittelfristig entlastend auf die IT aus und schaffen hierfür Freiräume.” Ganze 6 Punkte verschlechterte. Am wenigsten spürbar für Österreich. Hier arbeitet man mit 71,9 Punkten weiter an einer überdurchschnittlichen und erfolgsorientierten Prozessperformance.

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Auch die in der Studie ermittelten geschwächten Performance-Werte für die IT-Unterstützung und den Reifegrad innovativer IT-Lösungen wirken sich branchenübergreifend negativ auf den Unternehmens- bzw. Prozesserfolg aus. Hier schlägt in diesem Jahr die Verschlechterung im Unternehmensbereich Personalwesen am stärksten zu Buche. Ebenfalls belasten Probleme im Lagermanagement, im Service-Bereich und bei der Produkt- und Serviceentwicklung die erfolgreiche Entwicklung mittelständischer Unternehmen.

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“Mit diesen Ergebnissen sollte man sich keinesfalls zufrieden geben”, so Peter Burghardt. „Vielmehr sollten mittelständische Unternehmen die momentan günstige Marktlage nutzen, um sich in den vorgenannten Bereichen noch besser aufzustellen und ihre Prozesse zu optimieren.“

Im Ländervergleich liegt die Schweiz abgeschlagen auf Platz 3 und bildet mit deutlichen Performance-Abstrichen und Verlusten von durchschnittlich -5,5 Punkten pro Indikator das Schlusslicht des Jahres 2013. Deutschland führt mit nur leichten Rückgängen (ca. -1 Punkt je Indikator), gefolgt von Österreich mit durchschnittlichen Verlusten von -3 Punkten auf Platz 2.

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An der repräsentativen Studie BPI Mittelstand 2013 beteiligten sich mit 1800 Unternehmen knapp 30% mehr als im Vorjahr. Befragt wurden in erster Linie Geschäftsführer und Fachbereichsleiter. Der BPI wird unterstützt von SAP, marcom source, itelligence, proaxia consulting, trovarit, QSC AG, Swisscom IT Services, dem FIR an der RWTH Aachen sowie dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft. Weitere Informationen zur Studie finden Sie unter Studie BPI Mittelstand Gesamtbericht 2013.

Über den Business Performance Index (BPI) Mittelstand D/A/CH

Das Marktforschungs- und Beratungshaus techconsult führt eine repräsentative Langzeitstudie zur Performance von Geschäftsprozessen im deutschen, österreichischen und schweizerischen Mittelstand durch. Die Leistungsfähigkeit der Geschäftsprozesse wird ergänzt durch weitere wichtige Unternehmens-Performance-Indikatoren: Unternehmenserfolg, IT-Unterstützungsgrad und Reifegrad innovativer IT-Lösungen. Mittelständische Unternehmen können den BPI über das Internetportal www.business-performance-index.de als kostenfreies, unabhängiges Benchmark-Tool nutzen.