Rico van Leuken

ist Director Business Consulting für den Supply-Chain-Spezialisten E2open und bloggt vor allem über die Cloud in der Lieferkette.

In vier Schritten die Absatz- und Produktionsplanung revolutionieren

Absatz- und Produktionsplanung muss mit der Lieferkette harmonisieren, findet silicon.de-Blogger Rico van Leuken. Er skizziert, wie man Lieferanten, Verteiler, Distruboren und Kunden auf globaler Ebene unter einen Hut bringen kann. Große Investitionen und aufwändige Schulungen seien dabei nicht nötig.

Komplexität, Mangel an Integration und fehlendes Vertrauen – in meinem letzten Blog habe ich die gegenwärtigen Problemfelder in der Absatz- und Produktionsplanung skizziert. Die Komplexität kann freilich nicht einfach so reduziert werden. Durch Integration wird sie jedoch überschaubar. Zudem ermöglicht die Integration den Austausch verlässlicher Echtzeit-Informationen zwischen allen relevanten Partnern. Dies wiederum ist die Grundlage für Vertrauen. Doch wie lässt sich dies bewerkstelligen? Wie bekommen die größten und erfolgreichsten Unternehmen der Welt ihre globalen Lieferketten in Einklang mit ihrem S&OP?

Der Weg dorthin umfasst im Wesentlichen vier Schritte: integrieren, planen, justieren und umsetzen. Das erste Mittel gegen Informationssilos sowohl innerhalb des Unternehmens als auch in Partner-Beziehungen ist die umfassende Integration aller wesentlichen Daten und aller Beteiligten. Gerade bei der Absatz- und Produktionsplanung kommt es auf die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit an, um die Pläne umzusetzen und gegebenenfalls zu korrigieren. Die (technologische) Grundlage hierfür ist eine Cloud-basierte Plattform. Sie erlaubt es allen Beteiligten, am Prozess teilzuhaben – und das völlig unabhängig von ihrem jeweiligen technologischen Stand. Große Investitionen und aufwändige Schulungen sind dabei nicht nötig. Mit dieser Plattform sind jeder-zu-jedem-Verbindungen sowohl auf der Lieferseite (Lieferanten und Distributoren ) als auch auf der Bedarfsseite (Distributoren und Kunden) möglich. Sämtliche Daten werden in Echtzeit geteilt, was die Informationen verlässlich macht und Vertrauen schafft. Und die Grundlage für intelligente Entscheidungen ist.

Der S&OP-Prozess beginnt mit dem Bedarfsplan. Dieser Plan ist die Grundlage und sollte nicht nur auf einer Aggregatsebene vorliegen, sondern so granular wie möglich sein. Dazu müssen die Informationen – etwa nach Produkten, Kunden oder geographisch – segmentiert werden. Je detaillierter die Daten sind, desto besser und präzisier lassen sich Voraussagungen machen. Darüber hinaus ermöglichen Szenario- und Simulationsfunktionen die Bewertung und den Vergleich verschiedener Alternativpläne.

In einem dritten Schritt werden die Pläne auf ihre Durführbarkeit hin überprüft und gegebenenfalls gemeinsam mit den beteiligten Partnern zeitnah modifiziert und justiert. In Zeiten des manuellen, seriellen Datenaustauschs ist es die Regel, dass bereits das nächste S&OP-Meeting stattfand, obwohl noch nicht alle relevanten Daten vom letzten Treffen vorlagen. Die Qualität der hier getroffenen Entscheidungen und Pläne kann man sich vorstellen. Durch die Cloud-basierte Echtzeit-Zusammenarbeit gehört dies der Vergangenheit an: Sie beschleunigt den Prozess um ein Vielfaches und verbessert zudem noch die Entscheidungsqualität.

Ist dem gemeinsam erarbeiteten, besten Plan von allen Beteiligten zugestimmt worden, sollte er direkt umgesetzt  werden – ohne zeitraubende und fehleranfällige manuelle Übertragung in andere Systeme. Durch eine nahtlose Integration stehen die vereinbarten Informationen und Zahlen sofort auch in anderen Systemen, etwa dem ERP, zur Verfügung. Alle Systeme sind synchron und ermöglichen so die End-to-End-Umsetzung – vom Plan über die Produktion bis zur Auslieferung. Dies schließt selbstverständlich auch die externen Partner ein: Durch die direkte Übermittlung von Instruktionen können die getroffenen Entscheidungen unmittelbar von ihnen umgesetzt werden.

Es ist deutlich, dass hierdurch die Prozesse deutlich beschleunigt werden. Nach wie vor haben die meisten Firmen einen monatlichen Planungsprozess. Mit solchen neuen Technologien kann derselbe Prozess jetzt innerhalb von einer Woche ausgeführt werden. Sprich: Entscheidungen werden auf echtzeit-basierte Daten getroffen und ich Echtzeit umgesetzt, während bei monatlichen Prozessen die Entscheidungen auf drei Wochen alten Daten basieren. Inwieweit diese noch mit der gegenwärtigen Realität übereinstimmen ist nicht abzuschätzen, in der Zwischenzeit können (und werden!) sich die Umstände wie Nachfrage, Lagerbestand, etc. (möglicherweise deutlich) verändert haben. Zudem benötigt auch die Umsetzung dieser fragwürdigen Entscheidungen wieder einiges an Zeit und Aufwand.

Deshalb: Machen Sie sich auf den Weg! Gehen Sie diese vier Schritte – es wird sich lohnen! Vielleicht haben Sie auch bereits ein Stück der Strecke hinter sich und stecken momentan zwischen den einzelnen Phasen: Bleiben Sie nicht stehen, nehmen Sie die nächste Stufe, denn das Ziel ist es wert.