Frank Kölmel

Frank Kölmel ist Vice President Central & Eastern Europe bei dem IT-Sicherheitsunternehmen FireEye.

Software-Defined X: Was braucht es für ein Software-Defined Data Center (SDDC)?

Unter dem Begriff SDDC hat die Virtualisierung nun auch das Rechenzentrum erreicht. Aber handelt es sich um ein solides Konzept oder eine Zukunftsvision? Grund genug, sich die Hauptelemente eines Software-Defined-Data Centers mal genauer anzuschauen, meint silicon.de-Blogger Frank Kölmel.

Auch wenn der Begriff zunächst etwas abstrakt klingt, setzt sich ein Software-Defined-Data Center (SDDC) aus mehreren bekannten Elementen zusammen. Das SDDC ist quasi nur die Spitze der Virtualisierung. Im SDDC ist dank einer vereinheitlichten Rechenzentrumsplattform die gesamte Infrastruktur virtualisiert und als Service verfügbar: Das Rechenzentrum definiert sich nicht mehr über die zugrundeliegende Hardware, vielmehr werden Computing-, Storage- und Netzwerk-, Sicherheits- und Verfügbarkeitsservices in Pools zusammengefasst, aggregiert und anhand von Richtlinien per Software verwaltet. Doch sind die Teilbereiche technologisch gesehen schon weit genug entwickelt?

Erstes Element: Virtualisierung von Servern

Virtualisierte Server sind sicherlich am weitesten verbreitet und mittlerweile in vielen Unternehmen Standard. Aktuelle Studien gehen davon aus, dass Firmen bis zu 80 Prozent ihrer Serverlandschaften virtualisiert haben, d.h. mehrere Server auf einer physisch vorhandenen Maschine betreiben. Die Vorteile liegen vor allem darin, dass Unternehmen durch Servervirtualisierung ihren Hardware-Bestand reduzieren und so auch Kosten für Strom, Kühlung und Wartung der physikalischen Server minimieren können. Auch die Administration der IT wird vereinfacht.

Zweites Element: Virtualisierung von Speicher / Software-Defined Storage

Software-Defined Storage (SDS) wird derzeit vor allem von Organisationen eingesetzt, die mit großen und schnell wachsenden Datenmengen zu tun haben. Denn eine intelligente Software-Defined Storage-Plattform zentralisiert und virtualisiert das Speichermanagement und vereinfacht somit die Bereitstellung von Speicherressourcen. So setzen beispielsweise einige soziale Netzwerke auf eine softwaredefinierte Speicherstruktur, da diese eine hohe Ausfallsicherheit garantiert und auch schnelle Zugriffe von vielen Nutzern gleichzeitig ermöglicht. Ein weiterer Pluspunkt ist die Flexibilität von SDS: Sowohl bei reinen Flash- als auch bei Hybridspeicherlösungen können die Speicherressourcen je nach Bedarf hinzugefügt und bereitgestellt werden.

Dritter Schritt: Virtualisierung des Netzwerkes mittels Software-Defined-Networking

Das neueste Element im SDDC-Gefüge ist Software-Defined-Networking – kurz SDN. Hier geht es um die Frage, wie Daten im Netzwerk gesteuert werden, auf welchem Weg die einzelnen Pakete laufen und wer die dafür entsprechende Controller-Instanz innehält. Technisch gesehen wird bei SDN die Kontroll- von der Datenebene getrennt. Während die Daten-Pfade auf dem Switch bleiben, laufen Routing-Entscheidungen und Routing-Kontrolle über einen Controller. Somit sind SDN-Netzwerke sehr flexibel, planbar und zentral steuerbar. Mit SDN können Unternehmen ihr Netzwerk dynamisch an neue Anforderungen anpassen, haben weniger Administrationsaufwand und auch auf der Kostenseite sind Einsparungen möglich – SDN ist quasi die „Krönung“ auf dem Weg zum SDDC.

Die drei Hauptelemente eines SDDC sind momentan noch nicht alle gleich weit verbreitet. Während die Virtualisierung von Servern für viele Unternehmen bereits alltäglich ist und sich auch der Markt für Storagevirtualisierung sehr dynamisch entwickelt, ist die Virtualisierung des Netzwerkes bei weitem noch nicht überall selbstverständlich. Viele Unternehmen werden noch durch ihre IT-Infrastruktur eingeschränkt, da diese komplex oder unflexibel ist und nicht schnell genug an die Geschäftsanforderungen angepasst werden kann. Gerade vor diesem Hintergrund sind Software-Defined Data Center eine logische Weiterentwicklung des Virtualisierungstrends der vergangen Jahre. Und viele Unternehmen sehen ihre IT auch schon als das, was sie ist: eine strategische Wettbewerbskomponente. Denn die Virtualisierung von Rechenzentren und die sinkende Komplexität der IT bieten erhebliche Einsparpotentiale in punkto Kosten und machen Unternehmen damit insgesamt fit für den Wettbewerb.