Siegfried Lautenbacher

Gründer und Geschäftsführer von Beck et al. Services, ist ein bekennender IT-Service-Mann, der nichts von Angeboten hält, die an der IT-Wirklichkeit vorbeigehen.

Cloud und Business IT sind Freunde

“So kommen wir nicht weiter”, davon ist Siegfried Lautenbacher von Beck et al. Services überzeugt und er meint damit die Vorurteile mit denen Anwender an die Cloud heran gehen. Auf dem Hintergrund des ersten Amazon-Rechenzentrums auf deutschem Boden räumt der IT-Service-Experte mit Bodenhaftung mit überzogenen Erwartungen, aber auch mit unrealistischen Ängsten auf.

Vorbehalte gegenüber einem produktiven Cloud-Betrieb halten sich hartnäckig. Vor dem aktuellen Hintergrund deutscher Rechenzentren amerikanischer Anbieter ist es an der Zeit, damit aufzuräumen.

Je nachdem, mit wem man über die Cloud redet, lauten die Antworten ungefähr so: 1) “Die Zukunft des Business!”, oder 2) “Oh Gott, Security! NSA!”, oder 3) “Alter Hut! Das machen wir doch schon immer so mit Virtualisierung!” oder 4) “ein Hype, geschürt von Plattformanwendern, die uns abhängig machen wollen, um uns stetig steigende Gebühren aus der Nase zu ziehen”.

Ich glaube, so kommen wir nicht weiter. Wenn diese Vorurteile weiterhin die Entscheidungen in den Unternehmen dominieren, werden Unsicherheit und Halbwissen nur weiter verschärft.

Daher drei Botschaften für alle Unternehmer, die sich ein besseres Verständnis zum Cloud-Business wünschen:

1. Es wird auf absehbare Zeit gute Gründe geben, hybride Infrastrukturen zu unterhalten. Es macht meist keinen Sinn, alte Legacy-Anwendungen in die Cloud zu transportieren. Hals über Kopf Teile der Daten und Applikationsfunktionalität zu einem Cloud-Provider geben, vielleicht noch gedrängt durch eine Unternehmensabteilung oder bereits vor vollendete Tatsachen gestellt werden, kann nicht gut gehen. Sinnvoll erscheint dagegen, Office 365 online zu nutzen für bestimmte Anwendergruppen (zum Beispiels Handelsvertreter, Occasional-User aus Werken/Produktion), das Active Directory jedoch inhouse zu behalten aus Gründen der Sicherheit, Compliance und diverser Regularien.

2. Nur eine Zahl: Laut Forrester waren mangelnde Kenntnis von Mitarbeitern mit 36% die häufigste Ursache für Sicherheitsvorfällen in Rechenzentren amerikanischer und europäischer Unternehmen. Das steht natürlich nicht so häufig in der Presse wie gehackte Privatfotos von Promis oder abhanden gekommene Passwörter.

Ich empfehle, die Logik einfach umzudrehen, denn in “On Premise” Datenzentren lauern die größeren Gefahren! Informell erfahren wir in unseren Assessments immer wieder, dass den Beteiligten sehr wohl bewusst ist, wie weit entfernt sie in Sachen Sicherheit den Cloud Infrastruktur Anbietern eigentlich hinterher hinken – trotz massiver Ausgabenerhöhungen für Infrastruktur durch Risk Management et al.

Und allmählich setzt sich auch die Erkenntnis durch, dass ein “one size fit’s all” der Sicherheit sich schlicht nicht durchhalten lässt. Daten anstatt “Grenzen” schützen lautet die Devise. Das geht natürlich nur, wenn die Corporate IT die Kontrolle über die Plattform behält.

Wenn sie also Infrastruktur als Service (IaaS) bezieht, eine adäquate Sicherheitsschicht einfügt und darauf automatisierte Business Anwendungs-Plattform betreibt. Setzt man hingegen gleich von Anfang an auf komplette SaaS-Angebote (Office365, Salesforce.com), gibt man die Kontrolle über die Daten komplett ab. Dem SaaS-Provider muss man glauben, dass er sorgfältig mit den Unternehmensdaten umgeht.

3. Cloud Computing ist eine Methode, um IT Betriebskosten zu senken und Wirtschaftlichkeit nachhaltig zu fördern. Wie für unzählige Start-ups, kann die Cloud auch für die Corporate IT zum Treibsatz für neue Business Modelle werden.

Dafür braucht es – wie bei jedem guten Werkzeug– Profis, die damit umgehen können. Natürlich ist es gut, sich bei Analysten und Beratern Rat zu holen. Nichts geht allerdings über die eigene Praxis. Dafür ist es empfehlenswert, gemeinsam mit dem Business, die Themen zu identifizieren, die schnell realisierbar sind und bei denen Fehler weniger weh tun.

Beispiel-Szenarien dazu:

* Test- und Demo- Systeme; Entwicklungsumgebungen: Schnell neue Versionen, Features, Möglichkeiten ausprobieren können, ohne neue Server kaufen/ belegen zu müssen;

* Daten, die ohnehin schon öffentlich sind oder sein werden, zum Beispiel E-Commerce, Website, Marketing-Material, Kunden-Service, usw.

* interne “Startups”, (zum Beispiel “Industry-4.0–ready” Produkte, die schon einen hohen Grad an Digitalisierung und Steuerungsschnittstellen aufweisen und für die Software, Management-Tool Sets entwickelt werden. Diese Entwicklung kann durch Einsatz von Cloud-Plattformen beschleunigt werden)

Unter Berücksichtigung dieser Aspekte, zeigt sich sehr schnell, wie gut die Verbindung zwischen Cloud und moderner Business IT sein kann.