Windows XP im Bundestag kommt Steuerzahler teuer

Weil im Bundestag und in der Bundestagsverwaltung nach wie vor im großen Umfang das veraltete Windows XP eingesetzt wird, muss der Bundestag für den verlängerten, kostenpflichtigen Support von Microsoft tief in die Tasche greifen.

Der kostenpflichtige Custom Support für Windows XP im Deutschen Bundestag kostet den Steuerzahler rund 120.000 Euro. Bis Januar soll die Migration abgeschlossen werden.
Der kostenpflichtige Custom Support für Windows XP im Deutschen Bundestag kostet den Steuerzahler rund 120.000 Euro. Bis Januar soll die Migration abgeschlossen werden.

Im Bundestag und in der Bundestagsverwaltung wird noch Windows XP genutzt. Insgesamt unterhält die Behörde etwa 7300 Rechner. Auf wie vielen aber noch Windows XP installiert ist, ist derzeit nicht bekannt. Im März dieses Jahres aber hatte sich die Zahl laut Medienberichten noch auf 5400 belaufen. Das war allerdings noch vor dem offiziellen Support-Ende von Windows XP im April.

Jetzt geht aus einer Anfrage des Handelsblatts hervor, dass in der Bundesverwaltung offenbar noch immer im erheblichen Umfang das 2001 eingeführte Betriebssystem im Einsatz sein muss. So muss die Bundestagsverwaltung demnach für den kostenpflichtigen Extraschutz von Microsoft 120.000 Euro bezahlen. Laut Bericht werde der Custom Support von Microsoft 100.000 Euro plus 19 Prozent Mehrwertsteuer kosten.

Abgeordnete und Verwaltungsmitarbeiter soll nach wie vor Rechner mit dem Betriebssystem nutzen. Und das obwohl Microsoft bereits 2007 angekündigt hatte, Anfang 2014 den Support einzustellen. Für die Migration auf ein neueres Betriebssystem wäre also genug Zeit gewesen. Welche Gründe oder Überlegungen aber zu der verzögerten Einführung geführt haben, teilte die Behörde nicht mit.

Die Bundestagsverwaltung hat mit Microsoft einen so genannten Custom-Supportvertrag abgeschlossen. Der soll, wie die Behörde auf Anfrage auf Grundlage des Informationsfreiheitsgesetzes mitteilt, die “Gewährleistung der vollständigen Funktionsfähigkeit“ der noch nicht migrierten Rechner sicherstellen. Geplant ist aber offenbar, dass Ende Januar, der letzte Rechner auf ein aktuelleres Betriebssystem umgezogen wird. Auf welches System dann gewechselt werden soll, wurde nicht bekannt.

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Allerdings ist der Bundestag nicht der einzige verbliebene XP-Nutzer. Laut Net Applications hatte Windows XP im November noch immer einen Marktanteil von 13,57 Prozent und ist damit nach Windows 7 mit 56,41 Prozent auch nach 13 Jahren noch immer das zweitwichtigste Betriebssystem. Windows 8.1 erreicht in dieser Aufstellung 12,10 Windows 8 noch 6,55.

Eine Migration auf eine neueres Betriebssystem würde gerade in einem derart sicherheitssensiblen Umfeld wie dem Deutschen Bundestag Sinn machen, denn das ältere Betriebssystem stellt in den Augen vieler Experten vor allem ein höheres Sicherheitsrisiko dar. Neben dem Bundestag nutzen auch noch weitere Behörden nach wie vor Windows XP, im Mai etwa hatte auch die Bundeswehr noch 50.000 XP-Rechner im Betrieb, laut Medienberichten sollen diese ebenfalls noch bis 2015 im Betrieb bleiben. Auch das Land Berlin hat noch XP-Rechner im Einsatz.

Zudem scheinen angegraute XP-Rechner auch kein rein deutsches Problem zu sein. Erst im September hatte die Stadtverwaltung von Turin angekündigt, von Windows XP auf Linux umzusatteln. Damit, so erklärte eine Lokalpolitikerin, würde man sich auch von den von den Herstellern vorgegebenen Upgrade-Zyklen unabhängig machen.

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