Kanadischer Geheimdienst überwacht mit Levitation Millionen von Downloads

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Telekommunikationsfirmen sollen dem Nachrichtendienst CSE Zugang zu den Downloads ermöglichen. Angeblich stehen bei Operation Levitation 102 Gratis-Filehoster unter Beobachtung. Es sind unter anderem Rapidshare, Sendspace und Megaupload betroffen.

Dokumente aus dem Fundus von Whistleblower Edward Snowden enthüllen die Operation Levitation des kanadische Nachrichtendienst Communications Security Establishment (CSE). Das berichtet der kanadische Fernsehsender CBC. Demnach fängt der Geheimdienst täglich massenhaft Videos, Dokumente und andere Dateien ab, die Nutzer weltweit von kostenlosen Filehostern herunterladen. Mit dem Vorgehen will der Dienst Terrorverdächtige aufspüren und ihre Anschlagspläne enthüllen.

Mitarbeiter des CSE sollen mit Levitation täglich auf etwa 10 bis 15 Millionen Uploads und Downloads zugreifen können. “Alles was Sie machen – in diesem Fall jeder Upload/Download von einer dieser Seiten – wird archiviert, gesammelt und analysiert”, zitiert CBC Ron Deibert von der University of Toronto, der das Snowden-Dokument geprüft hat.

Das Dokument gibt allerdings keine Hinweise darauf, welche Websites insgesamt überwacht werden. Es nennt lediglich das eingestellte Megaupload, den ehemaligen Marktführer Rapidshare und Sendspace. Letzteres erklärte, man arbeite nicht mit dem CSE zusammen. Nutzerdaten gebe es zudem nur heraus, wenn es rechtlich dazu gezwungen sei.

Privatsphäre (Bild: Shutterstock_162110726)

Zugriff über Telekommunikationsanbieter

Das CSE erhält über “spezielle Quellen” Zugang zu den Uploads und Downloads. In anderen Snowden-Dokumenten bezeichnet dieser Begriff Telekommunikationsanbieter und Netzbetreiber, führt CBC weiter aus.

Die Analyse der Daten ergäben rund 350 “interessanten Download-Ereignissen” pro Monat. Das entspreche nur 0,0001 Prozent des gesamten überwachten Datenverkehrs. Über eine Datenbank namens “Mutant Broth” des britischen Geheimdienstes Government Communications Headquarters (GCHQ) identifizieren die Mitarbeiter die Nutzer anhand ihrer IP-Adresse.

Auch kanadische Bürger im Visier

Bei dem jetzt ausgewerteten Dokument aus Snowdens Fundus handelt es sich um eine 2012 erstellte PowerPoint-Präsentation. CBC hat es nach eigenen Aussagen von The Intercept erhalten. Es zeigt zudem, dass Kanada ebenfalls auf die Datenbanken der Geheimdienstpartner USA, Australien und Neuseeland zugreift, um den Online-Datenverkehr von Millionen Menschen weltweit zu überwachen. Auch kanadische Bürger gehören zu den Zielen der Aktivitäten.

Bei der Entwicklung des Projekts Levitation für die sogenannten Five Eyes gehörte Kanada dem Bericht zufolge zu den federführenden Mitgliedern. Bisher sei das Land in der Gruppe eher als “Junior Partner” aufgetreten. “Es ist wirklich das erste Mal, dass berichtet wird, dass CSE in einem Massenüberwachungsprogramm führend war”, sagte Glenn Greenwald, Snowden-Vertrauter und Herausgeber von The Intercept.

Der kanadische Geheimdienst selbst wollte den Bericht nicht kommentieren. Ein Sprecher sagte CBC lediglich, dass ein Teil der Metadatenanalyse zur Identifikation ausländischer Terroristen gedacht sei, die das Internet für Aktivitäten nutzten, die die Sicherheit Kanadas und seiner Bürger bedrohten.

[mit Material von Stefan Beiersmann, ZDNet.de]