Sechs Jahre Haft für PC-Fritz-Betreiber

Angefangen hatte PC Fritz mit billigen Office-Paketen (Bild: PC Fritz)

Das Landgericht Halle hat den 31-Jährigen Berliner Firat Cagac wegen gewerbsmäßigen Betrug sowie Verstöße gegen das Urheber- und Markenrecht verurteilt. Der ehemalige Geschäftsführer von PC Fritz, Maik Mahlow, trat als Hauptzeuge im Prozess auf.

Für sechs Jahre und drei Monate muss einer der Betreiber des deutschen Software-Händlers PC Fritz nun in Haft. Das Landgericht Halle hat den 31-Jährigen Berliner Firat Cagac wegen gewerbsmäßigen Betrug sowie Verstöße gegen das Urheber- und Markenrecht verurteilt. In der Strafe ist eine bereits im März wegen Steuerhinterziehung verhängte Strafe von vier Jahren und neun Monaten enthalten.

Der ehemalige Geschäftsführer von PC Fritz sagte im Prozess als Hauptzeuge aus. Er beteuerte abermals, dass er nur als Strohmann vorgeschoben wurde und sich vor den wahren Hintermännern fürchte. Er ist mittlerweile in einem Zeugenschutzprogramm. Gegen ihn läuft aber weiterhin ein Ermittlungsverfahren.

2012 und vor allem ab 2013 erlangte PC Fritz durch den Verkauf von Software zu äußerst günstigen Preisen – hauptsächlich von Microsoft – große Aufmerksamkeit. Infolgedessen startete der Händler eine viel beachtete Marketingkampagne. Bei zahlreichen Veranstaltungen ließ er als “Avatar”-ähnliche Wesen verkleidete junge Damen mit knappen Bikinis und viel Bodypainting gemeinsam mit Prominenten auftreten. Der angeblich krebskranke Geschäftsführer wolle damit noch einmal so richtig auf die Pauke hauen, hießt es damals. Als Nebeneffekt verkaufte sich die Software problemlos.

Der ehemalige Geschäftsführer von PC Fritz, Maik Mahlow, sieht sich nun als Opfer (Bild: PC Fritz).

Vermutlich verkaufte PC Fritz zunächst Programme aus dem Graumarkt, von OEMs und aus ausländischen Quellen. Zwar ist das nicht wirklich illegal, aber die Hersteller sehen dies nicht gerne. Microsoft hatte die Quellen offenbar trockengelegt und die Betreiber von PC Fritz machten den Fehler, unbestreitbare Raubkopien im großen Stil anfertigen zu lassen.

Gemeinsam mit Zoll und Staatsanwaltschaft konnte Microsoft den Beweis erbringen, dass PC Fritz nicht nur raubkopierte Datenträger von Windows 7, sondern auch gefälschte Echtheitszertifikate verkauft hatte. Im September 2013 erfolgte eine Hausdurchsuchung und PC Fritz bot danach nur noch Produktschlüssel zusammen mit Download-Links an. Darüber hinaus strengte das Unternehmen rechtliche Schritte gegen Microsoft an.

Im April 2014 kam dann das endgültige Aus für PC Fritz: Damals wurden zunächst vier Hintermänner des Online-Shops verhaftet und angeklagt. Nachdem der als Geschäftsführer fungierende Maik Mahlow ein Geständnis abgelegt und seine Mitstreiter beziehungsweise Hintermänner schwer beschuldigt hatte, nahm die Justiz ihre jetzt zumindest zum Teil abgeschlossene Arbeit auf. Laut Microsoft wurden im Zuge des Verfahrens nicht nur “hunderttausende” gefälschter Windows-Datenträger sichergestellt, sondern man habe auch die Produktion von etwa zwei Millionen weiteren Datenträgern in Italien verhindern können.

[mit Material von Peter Marwan, ITespresso.de]