Bewerbungen: Soziale Netze spielen immer größere Rolle

Fast die Hälfte der deutschen Unternehmen überprüft Bewerber in Netzwerken wie LinkedIn oder Xing. Vor allem sind für sie Qualifikationen sowie Beiträge zu Fachthemen und öffentliche Aussagen über das Unternehmen oder dessen Mitbewerber interessant.

Deutsche Unternehmen nutzen vermehrt soziale Netzwerke, um Bewerber zu überprüfen. Das hat eine Umfrage von Aris Umfrageforschung im Auftrag des Branchenverbands Bitkom unter 408 Personalverantwortlichen in Unternehmen ab 50 Mitarbeitern ergeben. Demnach recherchieren dort 46 Prozent der Firmen nach neuen Mitarbeitern. Dabei werten Personaler vor allem berufliche Netzwerke wie LinkedIn oder Xing aus (39 Prozent). Eher privat ausgerichtete Dienste wie Facebook oder Twitter sind für rund ein Viertel (24 Prozent) von Interesse.

Jeder zweite Personaler überprüft Bewerber in sozialen Netzen (Infografik: Bitkom).
Jeder zweite Personaler überprüft Bewerber in sozialen Netzen (Infografik: Bitkom).

“Profile in sozialen Netzen sind oft aussagekräftiger als eine kurze Bewerbung. Deshalb werden Personalabteilungen künftig noch häufiger darauf zurückgreifen, um sich ein Bild von Kandidaten zu machen”, kommentiert Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. “Ein bewusst gepflegtes Profil kann die Bewerbungsunterlagen ergänzen, die eigenen Qualifikationen unterstreichen und das Bild eines Kandidaten abrunden.”

Die Prüfung von Bewerberprofilen in Social Networks hat der Umfrage zufolge bei 15 Prozent der Personalchefs dazu geführt, dass sie Bewerber nicht zu einem Gespräch eingeladen oder eine Stelle doch nicht angeboten haben. 90 Prozent dieser Personalentscheider begründeten dies mit Widersprüche zu den Bewerbungsunterlagen.

Dabei entdeckte jeder Dritte (32 Prozent) inkompetente fachliche Äußerungen des Kandidaten. 6 Prozent stießen auf beleidigende Äußerungen. Die politische Einstellung des Kandidaten oder Fotos von ausgelassenen Partys spielten dagegen keine Rolle. “Kein Personalentscheider ist so weltfremd, dass er Bewerber aussortieren würde, weil sie ausgelassen feiern. Es gibt aber Grenzen bei dem, was öffentlich ins Netz gestellt werden sollte”, so Rohleder.

Personaler interessieren sich bei der Prüfung von Social-Media-Profilen vor allem für die fachliche Qualifikation (89 Prozent), öffentliche Äußerungen zu Fachthemen (72 Prozent) sowie über das Unternehmen oder seine Wettbewerber (56 Prozent). Knapp die Hälfte (44 Prozent) achtet auch auf Hobbys oder private Aktivitäten der Kandidaten, 34 Prozent betrachten veröffentlichte Fotos sehr genau. Die Anzahl der Kontakte in den Netzwerken (5 Prozent) oder politische Ansichten (4 Prozent) sind kaum von Interesse.

Der Zeitpunkt wann Personaler Einträge in den sozialen Netzen überprüfen, ist unterschiedlich. Fast zwei Drittel der Unternehmen (62 Prozent) informieren sich online vor der Entscheidung, ob ein Bewerber zum Gespräch eingeladen wird, 39 Prozent überprüfen die Angaben nach dem Gespräch, 30 Prozent bereits bei der ersten Sichtung der Unterlagen. 12 Prozent vergleichen ihren Eindruck vom Kandidaten kurz vor der Entscheidung, ob ein Vertrag unterschrieben wird, noch einmal mit den Social-Media-Profilen.

[mit Material von Björn Greif, ZDNet.de]

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