Deutschland investiert in Analytics und Business Intelligence

Vor allem in Reporting-Prozesse investieren Anwender. Größten Nachholbedarf scheint es bei Predictive Analytics zu geben.

Anbieterunternehmen, die sich auf Business Intelligence und Business Analytics spezialisiert haben, wachsen schneller als der deutsche Gesamtmarkt für Software. Das ergibt die Lünendonk-Marktstichprobe für das Jahr 2014. Demnach haben die oben genannten Unternehmen Umsätze im Durchschnitt um 10,0 Prozent gegenüber 2013 gesteigert. Der gesamte Markt für Standard-Software allerdings ist im vergangenen Jahr mit einer Steigerung von 5,4 Prozent deutlich langsamer gewachsen.

Die vollständigen Ergebnisse der Lünendonk-Marktstichprobe 2015 “Der Markt für Business Intelligence und Business Analytics in Deutschland”, stehen dann Ende August kostenfrei zum Herunterladen bereit.

Neben Software-Anbietern hatte Lünendonk auch 94 Reporting-Verantwortliche aus großen Anwenderunternehmen befragt. Und dabei zeigt sich, dass die Planungen der Anbieter mit den Investitionsschwerpunkten der Kundenunternehmen Hand in Hand gehen. Digitale Geschäftsmodelle und -prozesse basieren sehr stark auf Informationen über Kunden sowie die Performance von Prozessen. Zur Sammlung, Speicherung und Auswertung der vorhandenen Informationsmassen setzen die Kunden für die so genannte digitale Transformation in immer mehr Bereichen Software für Business Intelligence, Business Analytics sowie Big Data Analytics ein.

Business_intelligence_D_mar (Bild: Lünendonk)

“Digitalisierung, zunehmende Vernetzung sowie das Internet of Things bedeuten in der Konsequenz vor allem, dass deutlich mehr Daten innerhalb und außerhalb der Unternehmensorganisationen entstehen”, kommentiert Mario Zillmann, Leiter Professional Services und Autor der Lünendonk-Marktstichprobe. “Immer mehr Unternehmen entwickeln auf Basis von Massendaten ganz neue Geschäftsmodelle oder steuern auf dieser Grundlage ihre Geschäftsprozesse in Echtzeit noch effizienter und flexibler.”

In Branchen wie Handel, Touristik, Medien/Verlage oder Finanzdienstleistungen würden sich derzeit auch disruptive Veränderungen vollziehen. Diese führt Zillmann auf die Umstellung auf digitale Geschäftsmodelle reinrassiger Online-Unternehmen oder auf den globalen Wettbewerb zurück.

Daher “investieren Anwender in moderne Software-Lösungen für die Speicherung und Auswertung großer Datenmengen sowie in entsprechende Prozessanpassungen im Management Reporting”, so Zillmann weiter. Somit bestätigen auch die parallel befragten 94 Kundenunternehmen diesen Trend und investieren folglich in Reporting-Prozesse. Im Schnitt wollen die Verantwortlichen die Ausgaben für Business Intelligence und Business Analytics im Jahr 2015 um 10,4 Prozent erhöhen. 2016 könnte wird sich dieser Wert wieder auf 8,5 abschwächen.

Optimierungspotenzial macht die Studie bei der Analyse von Zukunftsszenarien aus. Mit 57 Prozent stimmen nur etwas mehr als die Hälfte der befragten Reporting-Verantwortlichen der Aussage zu: Das Berichtswesen beinhaltet zukunftsgerechte Methoden (Forecasts, Planungsszenarien). “Dabei sind die Analyse von Eintrittswahrscheinlichkeiten und Prognosen wichtige Indikatoren für strategische Anpassungen an veränderte Wettbewerbsbedingungen und Kundenverhaltensweisen”, warnt Zillmann. “Unternehmen und Organisationen sollten sich zukunftsweisend aufstellen, damit die digitale Transformation gelingt. Hierzu ist eine frühzeitige Implementierung von Software-Werkzeugen notwendig, um den neuen Rohstoff ‘Daten’ auch nutzbar zu machen.”

Jedoch die historische Betrachtung der Daten scheint in den meisten Fällen sehr gut ausgeprägt zu sein. Bei 77 Prozent der untersuchten Kundenunternehmen sei demnach das Berichtswesen in der Lage, Ist-Daten und Vergangenheitsdaten zu analysieren und zu visualisieren. Diese rückwärtsgerichtete Betrachtung können die meisten BI-Werkzeuge und Organisationsstrukturen im Management Reporting bereits sehr gut abdecken.

Der Markt

Nachdem Lünendonk lediglich Unternehmen in diese Marktanalyse einbezieht, die mindestens 50 Prozent des Umsatzes mit BI-Software erwirtschaften, fallen eine ganze Menge Anbieter aus dem Ranking, die für den deutschen BI-Markt nicht unerheblich sind und bei vielen Anwendern zum Einsatz kommen: Damit fällt vor allem SAP durchs Raster, das einen guten Teil des deutschen BI-Marktes bestimmt.

In der Betrachtung von Lünendonk jedoch ist es der Anbieter SAS Institute, Heidelberg. Der Anbieter von Big-Data-Analytics steigerte 2014 seine Deutschlandumsätze um 4,3 Prozent auf 134,3 Millionen Euro. Auf dem zweiten Platz unter den auf Business Intelligence und Business Analytics spezialisierten Standard-Software-Unternehmen folgt Teradata, mit dem deutschen Hauptsitz in München. Der geschätzte Umsatz lag 2014 mit 78,0 Millionen Euro 8,5 Prozent über dem Wert von 2013. An dritter Position folgt MicroStrategy mit einem geschätzten Deutschlandumsatz von 35,0 Millionen Euro. Informatica und QlikTech haben ihre Plätze im Vergleich zum Vorjahr getauscht und komplettieren die Top 5 innerhalb der Lünendonk- Marktstichprobe.

Die Plätze 6 bis 10 halten Standard-Software-Unternehmen, die ihren Hauptsitz in Deutschland haben und auch den Großteil ihrer Erlöse im Inland erzielen. Von diesen fünf deutschen Anbietern haben prevero, München, und CP Corporate Planning, Hamburg, mit 14,4 Prozent respektive 7,5 Prozent die höchsten Steigerungsraten beim Umsatz geschafft. Insgesamt erwirtschafteten zwölf Business-Intelligence- und Business-Analytics-Spezialisten jeweils mehr als 10 Millionen Euro in Deutschland. 2014 gelang erstmalig der LucaNet, Berlin, der Sprung über die 10-Millionen-Euro-Umsatzgrenze in Deutschland.

International führende Anbieter entwickeln sich sehr unterschiedlich Lünendonk hat auch in diesem Jahr die international führenden, auf Business Intelligence und Business Analytics spezialisierten Standard-Software-Unternehmen analysiert. Auch im internationalen Vergleich ist SAS Institute Marktführer, gefolgt von Teradata, Informatica, MicroStrategy und QlikTech. Den sechsten Rang belegt Tableau mit einem weltweiten Umsatzwachstum von 77,5 Prozent im Vergleich zu 2013. Damit hat es das Unternehmen in kurzer Zeit seit seiner Gründung im Jahr 2003 geschafft, zu den weltweit führenden, auf Business Intelligence und Business Analytics spezialisierten Softwareanbietern aufzuschließen. Bezogen auf die vergangenen fünf Jahre (2009 bis 2014) ist Tableau im Durchschnitt um 89,5 Prozent pro Jahr gewachsen.

Zum Vergleich hat Qliktech mit einem durchschnittlichen jährlichen Umsatzwachstum von 30,6 Prozent im Vergleichszeitraum die zweithöchsten Wachstumsraten. Mit etwas Abstand folgt Informatica mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 17,4 Prozent über die vergangenen fünf Jahre hinweg. Teradata (+8,6 Prozent) und SAS Institute (+7,2 Prozent) haben ebenfalls im Jahresdurchschnitt der letzten fünf Jahre nennenswerte Zuwächse erzielt.