KMU: Bürokratie als Innovationshemmnis

Etwa ein Drittel von Mittelständischen Unternehmen haben bereits aufgrund bürokratischer Hürden, Projekte aufgegeben. Doch es ist nicht alles schlecht.

Mittelständische Unternehmen fordern von Ämtern schnellere Bearbeitungszeiten. Das ergibt eine kostenlose Studie von TNS Emnid im Auftrag von Sage Software. Immerhin 96 Prozent der befragten Unternehmen beklagen hohe bürokratische Hürden sowie die hohe Zahl an Vorschriften und gesetzlichen Anforderungen. Auch eine zügigere Bearbeitung von Anträgen und Genehmigungen scheint ein wichtiger Punkt für Mittelständler zu sein.

Zumindest geben das 78 Prozent der 400 befragten Unternehmen an, dass sie länger als erwartet auf Anträge oder Bearbeitungen warten müssen. Auch die Kommunikation mit Behörden scheint für 73 Prozent der Unternehmen verbesserungswürdig zu sein. 65 Prozent der Unternehmen kämpfen zudem mit sprachlichen Problemen von Behördentexten. Häufig seien diese nicht zu verstehen. Und 61 Prozent wünschen sich eine zentrale Anlaufstelle, wo sich verschiedene behördliche Verfahren bündeln lassen.

Die hohe Zahl von Vorschriften bedeutet für Unternehmen auch eine hohe finanzielle Belastung – vor allem Unternehmen mit 10 bis 49 Mitarbeitern scheinen besonders unter der Vielzahl von Auflagen und Vorschriften zu leiden. Insgesamt scheinen jedoch Unternehmen in der Größenordnung von 50 bis 249 Mitarbeitern unter bürokratischen Hürden zu leiden.

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Das empfindet die Mehrzahl der Unternehmen so, auch wenn der Bürokratiekostenindex nach Angaben des Statistischen Bundesamtes erneut gesunken ist und einen Tiefstand erreicht hat. “Die von der Bundesregierung initiierten Maßnahmen erzielen messbare Wirkung. Allerdings erfasst der Bürokratiekostenindex nur die reinen Informationspflichten der Unternehmen – und nicht den deutlich weiter definierten gesamten Erfüllungsbedarf”, kommentiert Prof. Dr. Friederike Welter, Präsidentin des IfM Bonn und Lehrstuhlinhaberin an der Universität Siegen, die die Studie wissenschaftlich begleitet hat. “Die Bürokratiefolgekosten und der Bürokratieaufwand, der über die reinen Informationspflichten hinausgeht, werden nicht miteinbezogen. Hierdurch ergibt sich die deutliche Diskrepanz zwischen der empirisch gemessenen und der von den Unternehmen subjektiv wahrgenommenen Bürokratiebelastung.”

Welter betont freilich, dass viele Regelungen durchaus notwendig sind. Doch durch häufig geänderte Vorgaben und unverständliche Texte würden Auflagen schnell zu einer (auch finanziellen) Belastung für Unternehmen. Zudem zeige sich, “dass die Bürokratiekosten in der Regel nur etwa 15 bis 20 Prozent der gesamten Folgekosten ausmachen”, so Welter weiter.

“Wenn Ämter immer neue Auflagen einfordern und zu langsam reagieren, führt das zu Resignation und Frust auf Seiten der Unternehmer. Bürokratie, die blockiert, wirkt sich negativ auf unser Wirtschaftswachstum aus”, warnt Andreas Lechner, Mitglied der Geschäftsführung von Sage Deutschland. Laut Lechner habe bereits ein Drittel der Befragten ein Projekt wegen bürokratischer Hürden abgebrochen.

Auch haben – wie aus der Studie hervorgeht – bei einem Drittel der Unternehmen bürokratische Vorgaben schon einmal dazu geführt, dass neue Stellen nicht geschaffen werden konnten. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass immerhin 62 Prozent der Unternehmen Vorhaben auch trotz hoher Zahl von Auflagen, Vorschriften und Genehmigungsverfahren erfolgreich umsetzen konnten. Etwa 9 Prozent konnten der Befragten konnten hier keine Angabe machen.