Talend nun an der Börse notiert

Talend (Grafik: Talend)

Das vor gut zehn Jahren in Frankreich gegründete Open-Source-Unternehmen hat dabei knapp 5,3 Millionen Anteilsscheine zum Preis von 18 Dollar ausgegeben. Der IPO brachte somit knapp 95 Millionen Dollar in die Kasse. Laut CEO Mike Tuchen steht man damit jedoch “erst am Anfang der Reise” – denn der Zielmarkt sei Prognosen zufolge bald 21 Milliarden Dollar groß.

Talend ist ab heute unter dem Tickersymbol TLND an der NASDAQ gelistet. Zum IPO hat das Unternehmen 5.250.000 sogenannte American Depositary Shares, die jeweils einer Stammaktie des Unternehmens entsprechen, zu einem Kurs von 18 Dollar pro Anteilsschein ausgegeben. Diesen Weg wählen Firmen, die nicht aus den USA stammen, dort aber dennoch Investoren suchen wollen. Ihnen werden so Währungsprobleme erspart.

Talend Nasdaq (Screenshot: silicon.de)

Zum Börsengang nimmt Talend also rund 94,5 Millionen Dollar ein. Das ist zufriedenstellend, war doch zunächst ein etwas geringerer Betrag angepeilt worden und lag die Preisspanne des Papiers zuvor zwischen 15 und 17 Dollar. Im vergangenen Jahr hat Talend Umsätze von 76 Millionen Dollar erwirtschaftet. In seinem Tätigkeitsschwerpunkt, dem Big-Data- und Cloud-Geschäft konnte das Unternehmen eigenen Angaben zufolge die Umsätze in den beiden vergangenen Jahren jeweils verdoppeln.

Angefangen hat das 2005 von Bertrand Diard und Fabrice Bonan gegründete Unternehmen als “Talend Open Data Solutions”. Bereits mit dem Namen brachte es damals seine Nähe zur Open Source-Szene zum Ausdruck. Am Anfang standen Angebote für ETL-Prozesse (Extract, Transform, Load) und zur Datenintegration auf Open Source basierender Software aufbauten. Diese Vision habe man auch weiterverfolgt, erklärte CEO Mike Tuchen bei der “Bell-Ringing-Ceremony” an der New Yorker Börse, und könne zu Recht sagen, dass man damit erfolgreich gewesen sei.

Allerdings gebe es noch viel tun, denn das Marktumfeld habe sich gewaltig verändert. Heute seien die Datenmengen wesentlich größer und die Cloud sei unverzichtbar. In beiden Bereichen sieht Tuchen sein Unternehmen jedoch gut aufgestellt: Bereits seit dem vergangenen Jahr liefert es Data-Integration als Cloud Service, erst kürzlich wurde das um weitere Möglichkeiten für die Integration mit Datenquellen in der Cloud und für Big Data ergänzt.

Talen-CEO Mike Tuchen beim IPO an der Nasdaq (Screenshot: silicon.de)
Talend-CEO Mike Tuchen beim IPO an der Nasdaq (Screenshot: silicon.de)

Nach einem recht ordentlichen Anfang und vor allem der Gründung von Niederlassungen in den USA und Deutschland nahm Talend 2009 mit der dritten Finanzierungsrunde richtig Fahrt auf. Damals kamen nicht nur 12 Millionen Dollar Wagniskapital ins Unternehmen, sondern von einem der Investoren, Balderton Capital, auch Bernard Liautaud, der einen Sitz im Board of Directors erhielt. Liautaud war Gründer und 18 Jahre lang CEO des französischen Business-Intelligence-Spezialisten Business Objects, der 2007 für rund 6,7 Milliarden Dollar von SAP übernommen worden war.

Im Jahr darauf wurde dann klar, dass man – obwohl in einem Umfeld aktiv, dass von sehr viele größeren Firmen wie IBM und Informatica geprägt war -, dennoch ehrgeizige Ziele verfolgte. Durch die Übernahme der deutschen Firma Sopera wurde aus dem französischen Spezialisten ein breiter aufgestelltes Unternehmen für Open-Source-Middleware. Am Umsatz gemessen war man nach der Übernahme bereits damals nach Red Hat, Novell, Ingres (inzwischen Actian) und SugarCRM das fünftgrößte Open-Source-Unternehmen überhaupt.

Der damalige CEO Bertrand Diard verglich die Transaktion von ihrer Bedeutung und Ausrichtung her mit einem Zusammenschluss von Informatica und Tibco in der Welt proprietärer Software: IT-Organisationen könne man nun eine Middleware-Plattform anbieten, die erheblich günstiger als proprietäre Technologien sei, gleichzeitig eine größere Funktionalität biete und dazu noch einfacher zu installieren und zu verwalten sei. Bereits damals kündigte er die Erweiterung dahingehend an, dass die nahtlose Integration von On-Premise-Daten und -Anwendungen mit cloudbasierten Implementierungen ermöglicht werden solle.

Im Zuge der Übernahme von Sopera hatte Talend in einer weitere Finanzierungsrunde noch einmal über 34 Millionen Dollar Wagniskapital erhalten. Allerdings floss nicht das gesamte Geld in den Kauf, ein Teil wurde auch für die weitere Expansion aufgewendet. In Deutschland erhielt Talend durch den Sopera-Kauf zudem auch Zugang zu weiteren, teils sehr großen Kunden, etwa DHL, der Deutschen Rentenversicherung, den Bundesministerien für Justiz und Gesundheit, dem Bundesrechenzentrum, der Hanse-Merkur-Versicherung und dem Finanzdienstleister Union Investment sowie der Landesbank Berlin Brandenburg und der Bausparkasse Wüstenrot.

Anlässlich des IPO erklärte Talend-CEO Mike Tuchen jetzt: “Der heutige Tag ist für uns ein wichtiger Meilenstein.” Talend befinde sich aber immer noch am Anfang seiner Reise. “Da die Menge der verfügbaren Daten zur Entscheidungsfindung exponentiell steigt, die Technologien zur Analyse und Umsetzung dieser Daten gleichzeitig leistungsfähiger sowie kostengünstiger werden und immer verbreiteter sind, durchlaufen die IT-Infrastrukturen derzeit eine branchenweite Umstellung auf neue Big-Data- und Cloud-Plattformen. Mit den Lösungen von Talend lassen sich diese aufregenden Chancen nutzen. Sie gestatten uns eine Positionierung, mit der wir unsere Führungsrolle bei der Next-Generation-Datenintegration weiter ausbauen können.”

Tipp der Redaktion: Harald Weimer, Geschäftsführer von Talend Deutschland und Vice President Sales Central Europe, bloggt bei silicon.de zu Themen rund um Big Data, Data Warehousing und Cloud-Data-Integration. Seine Beiträge finden Sie hier.