Oracle wird in Bezug auf Lizenzen möglicherweise großzügiger

Oracle (Bild: Oracle)

Offenbar löst es die Abteilung für Compliance and Optimisation License Services (COLS) auf. In Großbritannien ist das angeblich schon geschehen, in anderen europäischen Ländern kann im November damit gerechnet werden. COLS arbeitete mit dem Oracle License Management Service zusammen und beschäftigte in Europa rund 100 Personen.

Oracle misst offenbar der von ihm lange und sorgfältig geübten Lizenzverwaltung bei seinen Kunden weniger Bedeutung zu als früher. In Großbritannien soll das Unternehmen eine Compliance and Optimisation License Services (COLS) genannte Abteilung, die vor einigen Jahren gegründet wurde, um die aus Sicht des Herstellers unbefriedigende Arbeit der Oracle License Management Services (LMS) zu unterstützen, bereits aufgelöst haben. In ihr waren rund 50 Personen beschäftigt. Insgesamt sollen für COLS in Europa rund 100 Menschen tätig gewesen sein, die restlichen werden die Abteilung noch im Laufe des Jahres verlassen, berichtet The Register unter Berufung auf eine mit den Vorgängen vertraute Quelle.

Audits zu Oracle-Lizenzen nimmt nach wie vor Oracles Abteilung LMS vor. Das ist und war Aufgabe von COLS. Die Abteilung war vielmehr dafür zuständig, in Fällen, in denen eine Unterlizenzierung festgestellt wurde, die Nachzahlungen festzusetzen. Die konnten bis zur Hälfte des Anschaffungspreises der Software betragen. Nicht alle Kunden waren mit dem Vorgehen einverstanden und fanden es fair. Sie sahen sich zum Teil zu Unrecht bestraft, da es aus ihrer Sicht selbst mit viel gutem Willen teilweise kaum möglich war, sich in den Oracle-Lizenzbedingungen zurechtzufinden

Diese Sicht untermauerte unter anderem eine Untersuchung (PDF) der unabhängigen, britischen “Campaign for Clear Licensing”. Entsprechende Schwierigkeiten hatten aber auch deutsche Firmen. Daher unterstützte 2015 die Deutsche ORACLE-Anwendergruppe e.V. auch einen offenen Brief der Campaign for Clear Licensing an Oracle-CEO Larry Ellison, in dem sie einen “Sieben-Punkte-Plan” vorgestellt hatte, wie Oracle Kommunikation und Information mit seinen Kunden in Bezug auf die Lizenzverwaltung verbessern könnte.

Die Auflösung der Abteilung COLS scheint auch darauf zurückzuführen zu sein, dass Oracle inzwischen weniger Wert darauf legt, bei Kunden, die seine Software erworben haben, in Bezug auf Lizenzerlöse das optimale herauszuholen. Stattdessen setzt das Unternehmen verstärkt darauf, seine Cloud-Angebote auszubauen. Beleg dafür: Die Ankündigung der Übernahme von NetSuite für 9,3 Milliarden Dollar.

Dabei stellt sich die Frage gar nicht: Kunden zahlen einfach, das was gebucht und genutzt wurde. Dass aus Sicht der Kunden – nicht nur bei Oracle – oft nicht klar ist, was wie gebucht und abgerechnet werden muss, spielt dabei keine Rolle, da Preise und Leistung vorher feststehen und letztlich ja vom Anbieter selbst geliefert wird. Er kann sich also dann gar nicht bei Prozessorsockeln, gleichzeitigen Nutzern oder anderen Bemessungsgrundlagen für den Preis vertun.

Allerdings ist die Auflösung der Abteilung COLS für Oracle-Kunden auch nicht nur Grund zur Freude. Die Abteilung hat sich zwar durch ihre Nachforderungen wenig Freunde gemacht und zudem hatten Kunden oft das Gefühl gehabt, die genannten Beträge basierten eher auf Annahmen als auf belegbaren Tatsachen, so die Quelle von The Register. Bei LMS waren die Ansprüche dagegen in der Regel immer sachlich begründet und besser nachvollziehbar.

Dennoch unterlaufen auch LMS-Mitarbeitern Fehler – und das in letzter Zeit offenbar sogar häufiger. Das könnte daran liegen, dass der Bereich weitgehend nach Rumänien verlagert wurde, wo neues Personal eingestellt wurde, während erfahrene Kräfte aus Westeuropa das Unternehmen verlassen haben. Auch wenn es COLS nicht mehr gibt, sollten Oracle-Kunden also auch künftig die Lizenzabrechnung genau überprüfen und geht Lizenzmanagern die Arbeit nicht aus.