Mit Managed Cloud auf die Überholspur wechseln

Weg in die Cloud (Bild: Shutterstock)

Unternehmen bilden heute ihre Geschäftsprozesse digital ab, verbessern ihre Anwendungen und entwickeln selbst innovative Lösungen. Kommen diese beim Kunden gut an, müssen IT-Ressourcen schnell skalieren. Das ist mit Hybrid-Cloud-Modellen gut darstellbar – insbesondere für den Mittelstand, wie Holger Müller von Fritz & Macziol im Gastbeitrag für silicon.de erklärt.

Beim Betrieb der Unternehmens-IT lediglich auf das eigene Rechenzentrum zu setzen, hat ausgedient. Die Mehrheit der deutschen mittelständischen Unternehmen peilt deshalb an, die eigene Serverlandschaft in Hybride- und Multi-Cloud-Architekturen umzubauen. Auf 69 Prozent taxiert die Studie “Multi-Cloud-Management im deutschen Mittelstand” von Crisp Research die Anzahl derer, die dedizierte und virtualisierte Umgebungen kombinieren wollen.

Zwei weitere wesentliche Erkenntnisse ergeben sich aus den Antworten der IT-Entscheider: Noch wagt der Mittelstand den Gang in die Public Cloud eher selten. Weil vielen Unternehmen nicht klar ist, wer die Verantwortung trägt, holen Sie sich lieber Hilfe von außen. Um trotzdem von den Vorteilen der Wolke zu profitieren, beabsichtigen 55 Prozent der befragten Firmen das Managed-Cloud-Modell zu nutzen.

Holger Müller, der Autor dieses Gastbeitrags für silicon.de, ist Director Division IT Infrastructure & Operations bei Fritz & Macziol (Bild: Fritz & Macziol)
Holger Müller, der Autor dieses Gastbeitrags für silicon.de, ist Director Division IT Infrastructure & Operations bei Fritz & Macziol (Bild: Fritz & Macziol)

Die Notwendigkeit neuer Betriebsmodelle, ziehen die stark gestiegenen Anforderungen nach sich. Die IT-Infrastruktur wird immer komplexer und muss rund um die Uhr (24/7-Betrieb) laufen. Mit Service-Zeiten werktags 9 bis 18 Uhr kann ein Unternehmen und dessen IT-Abteilung heute nicht mehr überleben. Auch die fortschreitende Digitalisierung der Geschäftsprozesse, wie für mobile Anwendungen, macht die Abläufe in der IT immer komplizierter. Irgendwann rechnet sich der interne Aufwand einschließlich Personalbedarf nicht mehr. Ganz davon abgesehen, dass externe spezialisierte Dienstleister ein Maß an Know-how mitbringen, welches durch eigene Kraft nicht aufzubauen ist.

Statt die IT noch selbst zu betreiben, ziehen deshalb immer mehr Unternehmen ihre Server-Hardware in das Colocation-Rechenzentrum eines Dienstleisters um. Dies bietet eine hochverfügbare und performante Internetanbindung, beispielsweise durch die Nähe zum Internet-Knotenpunkt in Frankfurt. Colocation-Anbieter stellen eine physisch dedizierte Umgebung bereit, zu der nur der IT-Dienstleister und auf Wunsch die Mitarbeiter des Anwenderunternehmens Zutritt haben.

Die klassische Hosted Private Cloud basiert auf neuer Hardware, die meist vom Anbieter gemietet wird. Dabei kann der Kunde zwischen Shared-Plattformen oder dedizierten Umgebungen wählen, um virtuelle Maschinen, Speicher und Backups zu nutzen. Steigt der Performancebedarf bieten sich “Bare Metal Server” an, bei denen das Betriebssystem direkt mit der Hardware kommuniziert. Durch die Private Cloud entstehen mehr Flexibilität und Performance, denn neue Instanzen sind schnell aufzusetzen.

62 Prozent der Kunden nutzen Colocation

Die technische Grundlage für Managed Private Cloud schaffen Virtualisierungslösungen wie Microsoft Hyper-V, Vmware, Vsphere oder die Open-Source-Varianten Citrix Xenserver und KVM. Die genannten kommerziellen Angebote schließen die Verwaltung mit ein. Die Nachfrage nach Colocation und Hosted Private Cloud nimmt sehr stark zu.

Server im Rechenzentrum (Bild: Shutterstock/Stefan Petru Andronache)
Die klassische Hosted Private Cloud basiert auf aktueller Hardware, die meist vom Anbieter gemietet wird. Kunden können dabei zwischen Shared-Plattformen oder dedizierten Umgebungen wählen, um virtuelle Maschinen, Speicher und Backups zu nutzen (Bild: Shutterstock/Stefan Petru Andronache)

Je nach vertraglichen Vereinbarungen kümmert sich der externe Spezialist nicht nur um den IT-Betrieb. Anwenderfirmen legen im “Managed Service”-Szenario die zentrale Verwaltung einzelner oder der gesamten IT-Ressourcen in die Hand eines IT-Dienstleisters. Er kann auch neue Hardware- und Netzwerkstrukturen aufbauen und integrieren. Ein Komplettangebot umfasst zudem die Verwaltung von Applikationen, Wartung von IT-Diensten, Softwarelösungen und insbesondere die Bereitstellung von Cloud-Anwendungen. Mit der zentral verwalteten Managed Cloud sind Unternehmen also in der Lage, ihre IT einfacher, effizienter, performanter und flexibler zu betreiben.

Ein Muss: Der Datenschutz nach Safe Harbor

Für viele Unternehmen – besonders aus dem Mittelstand – ist die Datenverarbeitung nach EU-Recht und dem deutschen Bundesdatenschutzgesetz entscheidend. Speichern und Verarbeiten personenbezogener Daten außerhalb der EU ist untersagt. Dieser Datenschutzaspekt hat sich zu einem absoluten Muss entwickelt, den Anwender im Vertrag sehen wollen. Hybrid Cloud “Made in Germany” lässt sich als Service in den SLAs (Service Level Agreements) mit dem Dienstleister vertraglich fixieren und absichern.

Unternehmen achten inzwischen verstärkt auf ein Rechenzentrum in Deutschland, seitdem “Safe Harbor” nicht mehr gilt. Das Konzept des “Privacy Shield” soll nun den Datenaustausch zwischen der EU und den USA regeln. Wann sich die Politik auf das Nachfolgeabkommen einigen wird, zeichnet sich allerdings noch nicht ab. Unternehmen zögern deshalb, Public-Cloud-Services aus den USA oder von außerhalb der EU zu beziehen.

Von der Landstraße auf die Autobahn

Mit der sicheren und hochverfügbaren Hosted Private Cloud legen viele Unternehmen den Grundstein für eine flexiblere und performantere IT. Denn über “Cloud Bursting” lassen sich Einheiten aus der Public Cloud jederzeit skalieren. Es werden also zusätzliche Ressourcen kurzfristig aus der Cloud bereitgestellt. Das ist interessant für eine Vielzahl von Branchen, in denen Lastspitzen zu erwarten sind.

Ein deutsches Unternehmen aus der herstellenden Industrie beispielsweise verwendet die Hosted Private Cloud für virtuelle Konstruktionsarbeitsplätze. Dabei liegen die vertraulichen CAD-Daten auf sicheren, verschlüsselten Servern und nicht in der Public Cloud. Umfangreiche Berechnungen und Konvertierungen laufen jedoch schneller und reibungslos ab, weil sie in die Public Cloud skalieren können. Die Stammdatenhaltung verbleibt auf dedizierter Hardware im eigenen oder dem Rechenzentrum des Anbieters.

Diese Kombination braucht eine hochperformante und sichere Verbindung zum Kernsystem in der Hosted Private Cloud. Die Anwenderfirma kann beim Colocation-Anbieter die Public Cloud-Services konfigurieren, wobei die Möglichkeiten zum Automatisieren begrenzt sind. Managed Services stellen hingegen vorgefertigte Templates bereit, die sich über ein Self-Service-Portal hinzufügen lassen und das Deployment beschleunigen. Der IT-Dienstleister achtet darauf, dass in der hybriden Infrastruktur keine Sicherheitslücke entsteht.