EU will Roaming-Kosten nur für 90 Tage aussetzen

EU (Bild: Shutterstock/chrupka)

Wer sich länger im Ausland aufhält wird wohl nicht um Roaming-Gebühren herum kommen. Die EU will mit einer neuen Fair Use Regelung ungewöhnliche Nutzung von ausländischen Netzen unterbinden.

Die Aussetzung der Roaming-Kosten soll auch für die Provider bezahlbar bleiben. Daher hat die EU in einem neuen Entwurf vorgeschlagen, dass bei der ab Juni 2017 vorgesehenen Abschaffung der Roaminggebühren bestimmte Ausnahmen gelten. Über eine “Fair Use”-Regelung sollen Verbraucher für Telefonate, SMS und Datennutzung überall in der EU den gleichen Preis bezahlen und bei Auslandsaufenthalten keine zusätzlichen Kosten in Kauf nehmen müssen. Damit diese Regelung aber nicht missbraucht wird, ist das nur innerhalb eines bestimmten Zeitraums im Jahr der Fall.

Deutsche Telekom stellt neue Auslandstarife vor (Bild: Deutsche Telekom AG)

Damit will die Kommission Telekomprovider entlasten. Die vorgesehenen Regelungen für angemessene Nutzung sollen “missbräuchliche oder ungewöhnliche Nutzung von Roaming-Services” verhindern. Im Urlaub oder bei einer Dienstreise entfielen demnach die bisherigen Zuschläge, nicht aber bei längerem Auslandsaufenthalt.

Grundsätzlich sieht der Vorschlag ein Kontingent von bis zu 90 Tagen jährlich vor, in dem keine Zusatzkosten anfallen. Als weitere Einschränkung könnten Netzbetreiber verlangen, dass sich ein Kunde spätestens nach einem 30-tägigen Auslandsaufenthalt einmal im Netz seines eigenen Landes einbucht, um weiter ohne Roamingzuschläge telefonieren und im Internet surfen zu können.

Wenn die Netzbetreiber dann doch wieder Aufschläge verlangen dürfen, sollen diese zumindest nicht höher als die zwischen Netzbetreibern abgerechneten Großhandelspreise ausfallen. Die EU-Kommission schlägt als Obergrenze 4 Cent je Minute, 1 Cent je SMS und 0,85 Cent je verbrauchtem MByte vor. Die zulässige Aufschlagshöhe soll aber noch zwischen den europäischen Institutionen abgestimmt werden.

Ausnahmen von den Ausnahmen sieht die EU für Nutzer vor, die in Grenzgebieten wohnen oder regelmäßig über eine Landesgrenze pendeln. Ihnen sollen keine Roamingkosten im Nachbarland drohen, sofern sich ihr Mobiltelefon am selben Tag auch im Netz ihres eigenen Landes anmeldet.

Mit einer besonders preisgünstigen Prepaid-Karte aus einem anderen Mitgliedsland soll Roaminggebühren nicht ohne Weiteres zu entkommen sein. Die Provider dürfen vielmehr voraussetzen, dass die Karte erst nach dem Verbrauch eines bestimmten Gebührenvolumens im Inland auch ohne Roamingzuschläge in einem anderen Land nutzbar ist. Laut EU-Kommission soll das Geschäftsmodelle verhindern, die auf dem Wiederverkauf ausländischer Prepaid-Karten basieren.

Der Kommissionsvorschlag ist noch mit der Dachorganisaton der europäischen Telekomregulierer (BEREC) und den Mitgliedsstaaten abzustimmen. Auch Nutzer sowie Unternehmen bittet die EU-Kommission um Kommentare innerhalb der nächsten vier Wochen.

[mit Material von Bernd Kling, ZDNet.de]