IoT-Start-up Relayr übernimmt Gerätemanagementspezialisten Proximetry

Relayr (Grafik: Relayr)

Der Kauf soll Relayr im industriellen IoT-Umfeld voranbringen. Die Übernahme wurde durch eine Serie-B-Finanzierungsrunde in Höhe von 20,7 Millionen Euro Anfang November möglich. Mit der kam auch Munich RE/HSB Ventures als Investor an Bord.

Das IoT-Start-up Relayr hat seine erste Übernahme angekündigt. Mit dem Kauf des Gerätemanagementspezialisten Proximetry soll die IoT-Plattform von Relayr, die sich für den Einsatz bei ambitionierten Heimanwender bis zur Industrie eignet, vor allem im industriellen Bereich gestärkt werden. Proximetry ist seit über zehn Jahren im Bereich Gerätemanagement tätig und beschäftigt rund 50 Mitarbeiter im San Diego (Kalifornien) sowie in Kattowitz (Polen). Es kann auf Partner und Kunden in den Bereichen Smart City, Logistik und Versorgung verweisen, ist Teil der Angebote des IC-Anbieters Microchip Atmel und des bei Versorgern gut positionierten Anbieters Itron Riva sowie Partner von General Electric für dessen Predix-Plattform.

Relayr hat damit einen weiteren wichtigen Schritt in seiner rasanten Entwicklung gemacht. Die hatte 2014 begonnen, als es bei einem Start-up-Wettbewerb von Cisco ausgezeichnet wurde. Spätestens seitdem besteht eine enge Verbindung zu dem Netzwerkausrüster aus den USA, in dessen deutschem Team Harald Zapp, einer der Relayr-Gründer, zuvor jahrelang in Management-Positionen beschäftigt war. Außerdem ist Relayr eines der Unternehmen, dass sich bei seinen Produkten auch an der OpenFog-Referenzarchitektur der Industrieallianz OpenFog Consortium orientiert, die unter anderem von Cisco ins Leben gerufen.

IoT-Start-up Relayr übernimmt Gerätemanagementspezialisten Proximetry (Grafik: Proximetry)

Die Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit bekam Relayr aber erstmals im Frühjahr 2015 durch den Gewinn des damals noch im Rahmen der CeBIT ausgetragenen Start-up-Wettbewerbs CODE_n. Zwar lag damals das Hauptaugenmerk auf der “Wunderbar” genannten IoT-Lösung für jedermann, die Einsatzmöglichkeiten im industriellen Umfeld waren aber ebenfalls schon gegeben.

“Mit der ‘Wunderbar’ wird das Internet der Dinge sehr leicht fass- und anwendbar für Programmierer. Und das ist auch wichtig, denn obwohl IoT gerade auch auf der CeBIT ein omnipräsentes Thema ist, sind die gefühlten Hürden für Entwickler noch sehr hoch”, sagt damals Ulrich Dietz, Vorstandsvorsitzender der GFT Group und Initiator von CODE_n. Relayr beseitige diese Hürden. Mangelnde Hardware-Kenntnisse seien nun keine Entschuldigung mehr. Die Einfachheit der Lösung und die Auswirkungen für das IoT hätten die Jury überzeugt. Und wie sich jetzt zeigt, hatte die Jury damals das richtige Gespür.

Die “Wunderbar” von Relayr: Sensortechnik im Schokoladentafelformat (Bild: Relayr).
Die “Wunderbar” von Relayr: Sensortechnik im Schokoladentafelformat, die inzwischen über 5000 Entwickler für sich gewonnen und sich damit längst zur industrietauglichen IoT-Plattform weiterentwickelt hat. (Bild: Relayr)

Im November 2015 investierten dann Kleiner Perkins Caufield & Byers (KPCB) sowie Munich Venture Partners insgesamt 11 Millionen Dollar in das Start-up. Das hatte kurz davor mit Josef Brunner, der sich zuvor als Seed-Investor beteiligt hatte, einen erfahrenen Start-up-Manager zum CEO ernannt. Brunner hatte zuvor mehrere IT-Start-ups gegründet oder mitgegründet, sein größter Erfolg war aber das auf Energiemanagement spezialisierte Unternehmen JouleX, das 2013 für 107 Millionen Dollar an Cisco verkauft wurde. Das Produkt steht inzwischen als JouleX Energy Manager auf der Cisco-Preisliste.

Mit der Übernahme von Proximetry will Relayr nicht nur seine Technologieplattform ausbauen und wie angekündigt sein Entwicklerteam rasch vergrößern, sondern auch Angebote für die Transport-, die Energie- beziehungsweise Versorgungsbranche anbieten. Bisher lag der Scherpunkt auf den Bereichen Produktion, intelligente Gebäudetechnik, Einzelhandel und Nachrüstung vorhandener Anlagen. Außerdem baut Relayr sein Partner-Ökosystem damit deutlich aus.

Mehr zum Thema

Die IoT-Strategie von Cisco

Cisco bezeichnet die endgerätenahe Hardwareseite von IoT als Fog Computing. Für dieses Thema hat der Hersteller ein großes Portfolio, das naturgemäß vor allem bei Netzwerk-Devices stark ist. Projekte werden konsequent durch Partner umgesetzt. silicon.de gibt einen Überblick.

Die Bedeutung der Übernahme könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, erklärt Josef Brunner, CEO und Mitbegründer von Relayr, in der Pressemitteilung. “Durch die Technologien von Proximetry in unserem bestehenden Produktportfolio kann Relayr seinen Kunden einmalige Funktionen im Bereich Leistungsoptimierung, Risikoprävention und Verfügbarkeit bieten. Dies ist ein weiterer Meilenstein auf unserem Weg, zum führenden Anbieter für das industrielle IoT zu werden.”

Durch die kürzlich abgeschlossene Finanzierungsrunde wurde auch eine neue Anwendung der Relayr-Technologie ins Rampenlicht gerückt. Die Beteiligung von Munich RE/HSB Ventures erfolgte nicht nur in der Hoffnung auf eine gute Entwicklung des Unternehmens und Wertsteigerung der Beteiligung, sondern offenbar auch, um dem Mutterkonzern Munich RE (Münchner Rückversicherung) bei seinem angestammten Geschäft neue Möglichkeiten zu eröffnen. Dessen Sparte HSB versichert Fertigungsunternehmen gegen Geräteausfall oder andere Störungen des Fabrikbetriebs. Indem Maschinen “smart” gemacht und mit der Relayr-Cloud verknüpft werden, lässt sich ihr Zustand online überwachen und wird es bei geschickter Programmierung möglich, Probleme zu erkennen und zu beheben, bevor der Versicherungsfall eintritt.



Im Interview während der CeBIT 2015 erklärte Relayr-Mitgründer Paul Hopton das ‘Wunderbar’-Prinzip.