In der Nische zum E-Commerce-Erfolg

E-Commerce (Bild: Shutterstock.com/dizain)

Der Verdrängungswettbewerb im Online-Handel ist hart. Auf der Suche nach einer Überlebensstrategie hat sich das Start-up ambico auf einen Nischenmarkt spezialisiert. Bislang erfolgreich. Eine Crowdfunding-Kampagne soll nun den Grundstein für die weitere Expansion legen.

Amazon ist inzwischen das Maß aller Dinge im E-Commerce – trotz gelegentlicher Schwächen und Ausrutscher. Alteingesessene Anbieter wie Otto aber auch neuere Herausforderer wie Hitmeister oder Rakuten streben nach Konkurrenzfähigkeit, indem sie sich als eine Art “Amazon mit Extras” positionieren. Andere große Händler, etwa Zalando, bemühen sich, eine ganze Sparte – in dem Fall Mode – zu besetzen und zu dominieren. Doch dazu braucht es viel Geld. Sehr viel Geld sowie einen langen Atem und finanzkräftige Investoren.

ambico (Grafik: ambico)

Dass auch andere Strategien zum Erfolg führen können, zeigt das Start-up ambico. Es setzt im Gegensatz zu den Allround-Anbietern ausschließlich auf Nischen im E-Commerce-Bereich – und zwar im Bereich Gartenzubehör und Einrichtungsgegenstände. Seit der Gründung im Jahr 2014 lag der Umsatz bei fast fünf Millionen Euro, davon 2,3 Millionen Euro allein im vergangenen Jahr. Nun will das Start-up mithilfe von Crouwdfunding weitere E-Commerce-Nischen erschließen und den Aufbau von Eigenmarken fortsetzen. Am 10. Januar startete dazu eien Kampagne auf der Plattform Companisto. Schon zwei Wochen nach Beginn der Investing-Phase wurde die Investitionsschwelle von 100.000 Euro erreicht.

Auf die Idee, ein E-Commerce-Start-up zu gründen, kam Klaus Attenberger 2012, als er selbst auf der Suche nach Accessoires im Garten- und Wohnbereich war. Der Diplom-Betriebswirt war erstaunt, dass das E-Commerce-Angebot in diesem Segment noch so gering war. Damals als Projektmanager beim E-Commerce-Anbieter Clickconcepts tätig, war er überzeugt, diese Marktlücke mit einem Online-Angebot an hochwertigen und zugleich preisgünstigen Produkten erschließen zu können.

Der Anteil des Online-Handels am Gesamtumsatz des Einzelhandels (Grafik: <Statista)
Der Anteil des Online-Handels am Gesamtumsatz des Einzelhandels wird sich 2017 einer Prognose des Handelsverbands Deutschlands (HDE) “nur” auf rund zehn Prozent belaufen. Das Segment wächst aber stark und ist mit 49 Milliarden Euro attraktiv genug (Grafik: Statista)

So gründete er im März 2014 mit Pflanzkuebel-direkt.de den ersten eigenen Online-Shop, mit einer kleinen Auswahl an Pflanzgefäßen. Heute betreibt ambico sieben Online-Shops mit einem jeweils spezialisierten Angebot an Produkten, darunter www.feuerschalen-shop.de, www.minikuechen-direkt.de, www.spielhaus-direkt.de und www.tierhaus-shop.de. Bei den Produkten, die hauptsächlich aus China sowie aus Osteuropa importiert werden, handelt es sich zum Großteil um selbst entwickelte Marken. Mit einem Sortiment von über 3000 Produkten und über 30.000 Kunden sieht sich ambico als einer der Marktführer in Deutschland im Online-Vertrieb von Pflanzgefäßen.

Klaus Attenberger, Gründer und Geschäftsführer der ambico GmbH (Bild: ambico)
“Anstatt einfach alles vom Buch hin bis zum Rasenmäher zu verkaufen, entwerfen wir für jede Produktpalette einen eigenen Online-Shop, der direkt auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten ist”, erklärt Klaus Attenberger, Gründer und Geschäftsführer der ambico GmbH (Bild: ambico)

Die aktuellen Zahlen des Online-Händlers sprechen für sich: Der durchschnittliche Bestellwert in den Shops erreicht rund 135 Euro, und die für den Online-Handel so wichtige Retourenquote liegt bei unter fünf Prozent. Davon können andere nur träumen.

“Anstatt einfach alles vom Buch bis hin zum Rasenmäher zu verkaufen, entwerfen wir für jede Produktpalette einen eigenen Online-Shop, der direkt auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten ist”, betont Attenberger. Mit einer solchen Nischenstrategie könne man am besten bei den potenziellen Käufern punkten. “Durch den Fokus auf einen abgegrenzten Themenbereich sehen die Kunden die Online-Shops als kompetente Fachhändler, die eine große Auswahl bieten”, so Attenberger. Hinzu kommt, dass sich die Spezial-Shops durch ihre klar abgegrenzten Themen gut für Suchmaschinen-Marketing (SEO) optimieren lassen.

Mit cloud-basierten IT-Systemen zum Erfolg

Mit einem Team von zwölf Mitarbeitern hat ambico den Großteil seiner IT-Infrastruktur an externe Anbieter ausgelagert, um sich voll auf den Online-Handel konzentrieren zu können. Als E-Commerce-Software kommt Shopware des gleichnamigen Anbieters zum Einsatz. Entscheidend war hierbei, dass nur eine Master-Produktdatenbank für alle Online-Shops verwendet werden kann. Das Hosting hat Profihost übernommen, das mit der Shopware AG ein spezielles Hosting-Paket anbietet, bei dem der Webshop über Server eingerichtet wird, auf denen besonders wenige Seiten gehostet werden. Dadurch stehen dem Online-Shop mehr Systemressourcen zur Verfügung, was bei hohem Besucheraufkommen und rechenintensiven Skripten sehr wichtig ist.

Sortiment von ambico (Bild: ambico)
Angefangen hat alles mit einigen Pflanzkübeln, inzwischen deckt das Sortiment von ambico in mehreren Shops eine breite Palette an Gartenbedarf ab (Bild: ambico)

Für die automatisierte Optimierung von Werbekampagnen kommt die Lösung Adspert Programmatic Display zum Einsatz. Dabei handelt es sich um eine Programmatic DSP, die ihre speziellen Analyse-Algorithmen beim Auktionsprozess anwendet. So soll die Werbung automatisch zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort und für den richtigen User geschaltet werden.

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Als Versandhandelslösung hat sich ambico für Blisstribute-ERP von exitB entschieden. Die browserbasierte ERP-Lösung deckt alle grundlegenden Funktionen ab, wie Monitoring und Berichtswesen, Produktverwaltung, Auftragsverwaltung, Kundenmanagement, Logistiksteuerung sowie Zahlungsabwicklung. Da Blisstribute-ERP Cloud-ready ist und auf einem Server-Cluster installiert wird, muss sich der Anwender weder um Betrieb noch Wartung des Systems kümmern.

Crowdfunding: mit Wagniskapital neue Geschäftsfelder erschließen

Warum startet nun das Start-up aus dem schwäbischen Westhausen eine Crowdfunding-Kampagne bei Companisto? Wichtigstes Ziel ist der Erlös von Wagniskapital, um neue Geschäftsfelder zu erschließen und die Internationalisierung der Online-Shops voranzutreiben. Das Prinzip des Crowdinvesting funktioniert so: Anleger investieren über Companisto einen frei wählbaren Betrag in das Start-up und erhalten in der Folge eine Beteiligung am Gewinn des Unternehmens. Wenn das Start-up beispielsweise von einem anderen Investor gekauft wird, erhalten die bisherigen Investoren eine Exit-Beteiligung.

Auch bei der Crowdfunding-Kampagne läuft es für ambico gut: Das Ziel von 100.000 Euro wurde nach zwei Wochen schon übererfüllt (Screenshot: silicon.de)
Auch bei der Crowdfunding-Kampagne läuft es für ambico gut: Das Ziel von 100.000 Euro wurde nach zwei Wochen schon übererfüllt (Screenshot: silicon.de)

Bei Companisto sind derzeit über 65.000 Anleger registriert, die sich mit einem Wagniskapital von insgesamt über 36 Millionen Euro an bisher 70 Finanzierungsrunden für Start-ups und Wachstumsfirmen beteiligt haben. André Glasmacher von der Companisto GmbH erklärt, warum Crowdinvesting den Start-ups Vorteile bietet: “Es ist eine Finanzierung, die in der Öffentlichkeit abläuft, was auch hilfreich bei der Neukundengewinnung ist. Hinzu kommt, dass das Unternehmen mehr Aufmerksamkeit von den Medien erhält.” Langfristig sieht er zudem den positiven Effekt, dass sich die Investoren häufig mit ihren eigenen Ideen in das Unternehmen einbringen.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Finanzierungsrunde werden die Start-ups über das “Companisto-Family-Programm” bei ihrer weiteren Entwicklung unterstützt. So können Gründer beispielsweise kostenlose, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Experten-Workshops besuchen sowie ihre Erfahrungen und ihr Wissen in einem Netzwerk mit anderen Gründern austauschen.

Von der Nische zum Wachstumsmarkt

Die Chancen, den bisherigen Geschäftserfolg fortzusetzen, stehen für ambico gut. So hat das Start-up bereits erste Schritte für die Erweiterung der Online-Marktplätze in Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien umgesetzt. Der Bereich “Wohnen und Einrichten” gehört zu den Wachstumsmärkten. So lag das Umsatzvolumen in diesem Marktsegment 2015 bei 103 Milliarden Euro. Nach einer Erhebung des EHI Retail Instituts wurden 2010 in Deutschland durchschnittlich 408 Euro für Wohnraumausstattung ausgegeben, 2015 waren es schon 504 Euro.

Mit dem frischen Kapital will ambico neue Shops eröffnen und sich interntaionaler aufstellen (Screenshot: ambico)
Mit dem frischen Kapital will ambico neue Shops eröffnen und sich internationaler aufstellen (Screenshot: ambico)

“Dieser Markt vollzieht derzeit einen massiven Wandel vom stationären Handel hin zum Onlinegeschäft”, ist Attenberger überzeugt. Die Branche sei dabei stark fragmentiert, zudem würden diese Nischenbereiche sowohl von etablierten Anbietern wie Möbelhandel, Baumärkten und Gartencentern als auch von Online-Shops häufig nicht umfassend abgedeckt. Und diese Lücke will ambico füllen.

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