Kleinanzeigenportale geraten verstärkt ins Visier von Online-Betrügern

(Bild: Shutterstock.com/John T Takai)

Der Erfolg von Kleinanzeigenportalen im Internet ist auch den Kriminellen nicht verborgen geblieben. Experten beobachten immer mehr betrügerische Online-Kleinanzeigen, sei es nun für Waren, Jobs oder Wohnungen. Sie mahnen bei vermeintlich unwiderstehlichen Schnäppchen und Überweisungen ins Ausland zu besonderer Vorsicht.

Kriminelle haben sich inzwischen auch verstärkt auf Kleinanzeigenportalen im Internet breit gemacht. Sie nutzen damit die wachsende Popularität dieser Angebote bei Verbrauchern aus. Bislang ist ihnen das weitgehend unter dem Radar der Öffentlichkeit gelungen, da viele Geschädigte auf eine Anzeige verzichten.

Nun warnt jedoch Peter Meyer, Leiter des Anti-Botnet-Beratungszentrums Botfrei im eco – Verband der Internetwirtschaft e. V.: “Bei der Durchsicht von Online-Anzeigen sollte man aktuell besonders vorsichtig sein. Bösewichter mischen ihre gefälschten Anzeigen unter die echten mit dem Ziel, über Betrugsversuche an die Daten und das Geld der Nutzer zu gelangen.”

Peter Meyer, Leiter des Anti-Botnet-Beratungszentrums Botfrei im eco - Verband der Internetwirtschaft e. V (Bild: Botfrei)
Peter Meyer, Leiter des Anti-Botnet-Beratungszentrums Botfrei im eco – Verband der Internetwirtschaft e. V (Bild: Botfrei)

Laut Meyer verzichten viele Geschädigte auf eine Anzeige bei der Polizei. Er mutmaßt, dass der Grund dafür ist, dass sich die meisten wenig Hoffnung machen, ihr Geld wieder zu bekommen. Doch nur wenn Geschädigte Anzeige erstatten haben Ermittlungsbehörden und Seitenbetreiber die Möglichkeit, gegen die Betrüger vorzugehen.

Oft ist es mit dem Verlust einer bestimmten Summe allerdings nicht getan. Sofern im Zuge des Geschäfts umfassende persönliche Daten in die Hände der Kriminellen gelangen, könnten diese dann versuchen, die Identität der Geschädigten zu übernehmen und diese dann als Tarnung für weitere kriminelle Handlungen nutzen. Möglich seien etwa Einkäufe in Online-Shops mit Angabe der gestohlenen Anschrift als Rechnungsadresse.

“Die Hintermänner sind in solchen Fällen so gut wie nicht greifbar, da diese in der Regel aus dem Ausland agieren”, erklärt Botfrei-Sprecher Meyer. Er rät generell zu besonderer Vorsicht bei außergewöhnlich günstigen Angeboten, insbesondere wenn der Ansprechpartner im Ausland sitzt und eine Überweisung auf ein ausländisches Konto verlangt wird.

Websurfen (Bild: Shutterstock/Arieliona)

Vorsicht bei vermeintlichen Treuhändern

Auch bei angeblich vertrauenswürdigen Treuhand- oder Logistikunternehmen, die eine sichere Geschäftsabwicklung garantieren sollen, heißt es aufgepasst. Deren Website sei oft schon kurz nach der Überweisung nicht mehr erreichbar. Mit solchen Methoden versuchen die Kriminellen die Hürden zu umgehen, die sie bei der Eröffnung eines Kontos bei einer deutschen Bank nehmen müssten. Und bei einem Konto in Deutschland wäre im Falle eines Betruges der Inhaber auch leicht zu identifizieren.

Die Botfrei-Initiative empfiehlt, niemals Kopien des Personalausweises, Kreditkartendaten oder andere Zahlungsmittel an unbekannte Personen zu senden. Bei Stellenausschreibungen sollte die Website der Firma konsultiert werden um zu prüfen, ob die angebotene Stelle dort tatsächlich ausgeschrieben ist. Sofern die Kontaktdaten in der Stellenanzeige von den üblichen Firmenadressen abweichen, wird eine telefonische Nachfrage im Unternehmen empfohlen. Nutzer sollten zudem niemals Geld an unbekannte Firmen, Mittelsmänner oder Treuhändler mit Sitz im Ausland senden.

Sicherheitsempfehlungen für Verkäufer

Empfehlungen für Verkäufer auf Kleinanzeigenportalen gab die Verbraucherzentrale Sachsen bereits 2015.Sie griff damals einen Fall auf, bei dem über ein Kleinanzeigenportal eine Person aus dem Ausland sich als alte Dame ausgab und ein erstaunlich hochpreisiges Kaufangebot für Notebook abgab und eine Bank als Treuhänder einschaltete. Doch damit sollte der Verkäufer lediglich zum Versand bewegt werden, Geld hätte er laut Katja Henschler von der Verbraucherzentrale Sachsen nie erhalten. Die scheinbar von der Bank kommende E-Mail stammte tatsächlich von den Betrügern, die das Logo der Bank missbrauchten.

“Die Plattform Ebay Kleinanzeigen ermöglicht Privatleuten einen reibungslosen und unaufwändigen Austausch von Waren und vermittelt damit eine Art Flohmarkt-Gefühl”, erklärt Henschler damals. “Mit betrügerischen Angeboten rechnet dort kaum einer, so dass Betrüger hier ein besonders leichtes Spiel haben.”

Empfehlungen der Kleinanzeigenportale

Für solche Fälle hat Ebay ein Formular zur Schadensmeldung bereit. Allerdings ist Ebay nicht die einzige Plattform und gibt es Probleme offenbar auch anderswo. Quoka verspricht in seiner FAQ-Liste Nutzern eine Sicherheitskontrolle für Anzeigen. Zudem können Nutzern Anzeigen, die unseriös erscheinen in der geöffneten Anzeige in den Option unter “Anzeige melden” zur nochmaligen Prüfung markieren.

Bei Markt.de gibt es mit der Funktion “Verstoß melden” eine vergleichbare Möglichkeit. Zusätzlich zu den allgemeinen Sicherheitshinweisen gibt es eine besonders umfangreiche, eigene Seite mit Hinweisen zu Betrugsversuchen aus dem Ausland, sowie sich diese erkennen und verhindern lassen. Kleinanzeigen.de empfiehlt lediglich, alles Material umgehend auszudrucken – also sowohl die Anzeige als auch die Korrespondenz – und sich an das örtliche Polizeirevier zu wenden.

Kalaydo.de rät Nutzern in seinen Sicherheitshinweisen ebenfalls zu Vorsicht bei scheinbar besonders attraktiven Schnäppchen sowie zur Vorauskasse oder Anzahlen im Voraus bei hochpreisigen Artikeln. Außerdem gab es offenbar häufig Betrugsversuche an Verkäufern bei Bezahlungen per Scheck.

Dazu gehört nicht nur, dass die ungedeckt sind, sondern auch die Masche, dass auf dem per Post versandten Scheck “versehentlich” eine höhere Summe als der vereinbarte Kaufpreis eingetragen ist und der Empfänger gebeten wird, die Differenz auf ein Konto zu überweisen. “Das sollten Sie auf keinen Fall tun, selbst wenn Ihre Bank nach einem ersten Check grünes Licht gibt. Meistens stellen sich solche Schecks nämlich erst später als gestohlen oder gefälscht heraus”, erklärt der Portalbetreiber dazu.