Social Media macht gar nicht einsam und unglücklich

Frau mit Smartphone (Bild: Shutterstock/Robert Neumann)

Einer aktuellen Studie der Universität Hohenheim zufolge regt digitale Kommunikation zu analogen Gesprächen an. Den Medienpsychologen zufolge sind soziale Netzwerke daher ein Kommunikationsinitiator. Auch die Lebenszufriedenheit nimmt der aktuellen Studie zufolge mit der Social-Media-Nutzung leicht zu.

Der Verdacht liegt nahe: Menschen, die ständig auf ihr Smartphone starren und sich mit einer Vielzahl von Bekanntschaften, mit denen sie sich möglicherwiese nie getroffen haben, im Internet austauschen, nehmen weniger aktiv am gesellschaftlichen Leben teil, sprechen tendenziell eher mit weniger Menschen und sind insgesamt in Bezug auf ihr Sozialleben etwas “sonderbar“. Wobei natürlich jeder sich selbst nicht zu dieser Gruppe zählt, immer nur die anderen.

Frau mit Smartphone (Bild: Shutterstock/Robert Neumann)

Die aus der Beobachtung in S-Bahnen, U-Bahnen, Bussen, Cafés und sonstigen öffentlichen Plätzen abgeleitet Küchenpsychologische Schlussfolgerung trifft so offenbar jedoch nicht zu. Zumindest legen das jetzt Forschungen von Medienpsychologen der Universität Hohenheim nahe. Den nun veröffentlichten Ergebnissen ihrer Studie zufolge führen Personen, die aktiv über soziale Netzwerke kommunizieren, auch deshalb mehr direkte, persönliche Gespräche. Zudem sind aktive Social-Media-Nutzer tendenziell mit ihrem Leben insgesamt etwas zufriedener.

Die jetzt im Journal of Computer-Mediated Communication veröffentlichte Studie wurde im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts “Privatheit im Wandel” von Dr. Tobias Dienlin von einer Forschungsgruppe um Professor Sabine Trepte durchgeführt. Für sie wurden die Kommunikationsgewohnheiten der Menschen durch zwei bundesweite Umfragen im Abstand von einem halben Jahr erfasst. Dabei gaben die Befragten eine Selbsteinschätzung zu ihrem Kommunikationsverhalten über soziale Netzwerke, Instant Messenger und im direkten Gespräch ab.

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Die dabei erhobenen Daten geben “keinerlei Hinweise auf negative Effekte der digitalen Kommunikation. Sie zeigen vielmehr, dass die Kommunikation über soziale Netzwerke und Instant Messenger auch direkte Gespräche zwischen den Menschen verstärkt“ erklärt Dienlin in einer Pressemitteilung. Darüber hinaus gehe die Nutzung sozialer Netzwerke auch mit einer leicht erhöhten Lebenszufriedenheit einher.

“Deutlich sind zwei Trends: Wer viel über soziale Netzwerke kommuniziert, nutzt später nicht nur mehr Instant Messenger, sondern führt auch mehr direkte Gespräche. Und die meisten, die bei der ersten Befragung viel über Instant Messenger kommunizieren, nutzen später mehr soziale Netzwerke”, so Dienlin weiter. Digitale Kommunikationskanäle können ihm zufolge also offenbar als “Kommunikationsinitiator” fungieren. Ob sich der einzelne einsam fühlt oder nicht, scheint allerdings gar nicht vom Kommunikationsverhalten abzuhängen. Diesbezüglich haben den erhobenen Werten zufolge weder die digitale Kommunikation noch direkte Gespräche einen signifikanten Einfluss.

Aktivitäten der Deutschen im Netz, Stand 2016 (Grafik: Statista)
Aktivitäten der Deutschen im Netz, Stand 2016 (Grafik: Statista)

“Es scheint tatsächlich so zu sein, dass die Kommunikation die Lebenszufriedenheit erhöht – denn den gegenteiligen Effekt, dass zufriedene Menschen später auch mehr kommunizieren, konnten wir nicht finden”, so Dienlin weiter.

Er greift damit einen möglichen Kritikpunkt auf, der auch bei einer im Frühjahr in den USA veröffentlichten von Forschern der University of Pittsburgh durchgeführten Studie vorgebracht wurde, die damals im American Journal of Preventive Medicine veröffentlicht worden war: Was ist zuerst da: Das Gefühl von Einsamkeit, das dann zur Social-Media-Nutzung treibt oder die Nutzung, die dann das Gefühl von Einsamkeit und Unzufriedenheit verursacht? Die Forscher selbst räumten ein, diesen Aspekt mit ihrer Umfrage nicht erfasst zu haben.

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Der US-Studie zufolge fühlen sich junge Erwachsene umso einsamer, je mehr Zeit sie mit sozialen Medien verbringen. Das subjektive Empfinden von Einsamkeit wird demnach auch durch die Häufigkeit beeinflusst, mit der Social Media aufgerufen wird. Bei der von einem Team um den Mediziner Brian Primack durchgeführten Umfrage war die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Teilnehmer sozial isoliert fühlt, doppelt so hoch, wenn er soziale Netzwerke mehr als zwei Stunden am Tag nutzte, als bei Personen, deren Nutzungsdauer bei weniger als einer halbe Stunde lag. Und bei Teilnehmern, die pro Woche mehr als 58-mal Social-Media-Kanäle aufsuchten, war die Gefahr dreimal so groß wie bei jenen, die dies höchsten neunmal pro Woche taten.

In einer Umfrage im März 2017 ermittelten Statista und YouGov, in welchen Situationen die Deutschen Selfies machen. Dabei gaben 58 Prozent der Befragten an, zuhause Selfies von sich gemacht zu haben, 52 Prozent im Urlaub. Jeder sechste hat zudem schon bei der Arbeit Selfies aufgenommen (Grafik: Statista)
In einer Umfrage im März 2017 ermittelten Statista und YouGov, in welchen Situationen die Deutschen Selfies machen. Dabei gaben 58 Prozent der Befragten an, zuhause Selfies von sich gemacht zu haben, 52 Prozent im Urlaub. Jeder sechste hat zudem schon bei der Arbeit Selfies aufgenommen (Grafik: Statista)

Einen negativen Einfluss von Social Media postulierte bereits 2012 der Psychologe Heiko Schulz. “Aufgrund von Erfahrungen” spreche einiges dafür, dass die übertriebene Nutzung von Social Media zu einem Erschöpfungssyndrom beitragen könne. Schulz wies damals aber auch darauf hin, dass es noch keine belastbaren Studien zu der Frage gebe. Außerdem ging es nicht darum, ob sich Nutzer sozial akzeptiert fühlen, sondern wie sie mit der Flut an Informationen und aufmerksamkeitsheischenden Benachrichtigungen umgehen.

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Dass die sich sogar zumindest negativ auf die Konzentrationsfähigkeit auswirken kann, selbst wenn das Smartphone gar nicht angeschaltet ist, haben erst kürzlich Forscher der Universität Texas ermittelt. Bei einem Konzentrationstest nahm alleine die Anwesenheit des Smartphones auf dem Tisch die Aufmerksamkeit ihrer Besitzer so sehr in Anspruch, dass sie schlechter abschnitten, als Teilnehmer, deren Smartphone in der Tasche unter dem Tisch oder im Nachbarraum verwahrt wurde. Die Forscher erklärten sich das damit, dass ein Teil der “Rechenleistung” des Gehirns dafür aufgewendet werden muss, nicht auf das Smartphone zu achten. “Ressourcen, die benötigt werden, um zu verhindern, dass die Aufmerksamkeit dem Smartphone zugewendet wird, stehen nicht für andere Aufgaben zur Verfügung und diese Aufgaben leiden darunter”, so die Forscher.

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