Ära Chambers geht bei Cisco endgültig zu Ende

John Chambers (Bild: ZDNet.com)

Seine Nachfolge soll CEO Chuck Robbins antreten. John Chambers war seit Juli 2015 Executive Chairman bei Cisco. Zuvor leitete er die Geschicke des Unternehmens über 20 Jahre lang als CEO. Chambers kam 1991 als Vertreibsleiter zu Cisco.

John Chambers, aktuell noch Executive Chairman bei Cisco, hat das Unternehmen vergangene Woche darüber informiert (PDF), dass er für eine Wiederwahl nicht zur Verfügung steht. Seine derzeitige Amtszeit endet mit der jährlichen Aktionärsversammlung am 11. Dezember. Wie das Unternehmen jetzt mitgeteilt hat, plant der Vorstand dann dem aktuellen CEO Chuck Robbins den Vorsitz zu übertragen. Chambers soll der Ehrentitel “Chairman Emeritus” verliehen werden.

John Chambers (Bild: Cisco)

John Chambers wurde im Juli 2015 Vorstandsvorsitzender bei Cisco. Zuvor war er über 20 Jahre lang CEO des Unternehmens. Den Posten hatte er im Januar 1995 angetreten. Chambers war 1991 als Vertriebsleiter zu dem Netzwerkausrüster gekommen. Während seiner Zeit als CEO steigerte das Unternehmen den Umsatz von etwas über einer Milliarde auf nahezu 50 Milliarden Dollar pro Jahr.

Dazu trug zwar auch die generell günstige Entwicklung des Marktes bei, dass diese Entwicklung dennoch kein Selbstläufer war, sondern durch entsprechende Entscheidung des Managements zumindest gefördert werden musste, zeigt das Schicksal einiger 1995 noch deutlich größerer Wettbewerber: Rivalen wie 3Com und Nortel Networks verschwanden inzwischen völlig vom Markt. Siemens erlag dem Angriff von Cisco im Bereich Telefonie und die von Alcatel zwischenzeitlich aufgebaute Netzwerksparte versank wieder in der Bedeutungslosigkeit.

John T. Chambers während seiner Keynote auf der Cisco Expo 2008 in Berlin (Bild: Cisco/ Bernd Lammel)
John T. Chambers während seiner Keynote auf der Cisco Expo 2008 in Berlin (Bild: Cisco/ Bernd Lammel)

Der langjährige IP-Telefonie-Konkurrent Avaya kämpft sich gerade aus dem Gläubigerschutz heraus und Juniper Networks hat den Marktführer zwar immer geärgert, konnte seine Ambitionen als Cisco-Killer aber nie verwirklichen. Lediglich die Netzwerksparte von Hewlett-Packard, die inzwischen Teil von HPE ist, ist von den langjährigen Marktbegleitern als ernsthafter Herausforderer übrig geblieben.

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Dafür ist inzwischen eine neue Generation von Herausforderern auf den Plan getreten: Im Silicon Valley gehört dazu im Bereich der Rechenzentrumsvernetzung vor allem Arista Networks, in Firmennetzwerken nach diversen Zukäufen, zuletzt der Übernahme der Netzwerksparte von Brocade wahrscheinlich auch wieder Extreme Networks. Druck machen zudem chinesische Anbieter, vor allem Huawei, bei den Providerkunden aber auch ZTE.

Im Bereich Netzwerksicherheit sehen Beobachter Firmen wie Fortinet, Fireeye, und Palo Alto Networks als wichtige Wettbewerber und natürlich spielt Firewall-Urgestein Check Point hier auch noch eine Rolle. Aber auch aus unerwarteten Bereichen droht Gefahr, etwa durch VMware und seine in der jüngeren Vergangenheit deutlich ausgebautes Angebot rund um NSX.

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Dennoch ist Cisco aus den Kämpfen um die Vorherrschaft in den von ihm anvisierten Marktsegmenten in der Ära Chambers trotz kleinerer Rückschlage immer wieder eher gestärkt hervorgegangen. Zu den Sackgassen. Dazu gehörten etwa die Übernahmen von Linksys und des Kameraspezialisten Flip oder das mit der Milliardenübernahme von Scientific Atlanta erworbene Geschäft mit Set-Top-Boxen, das 2015 an Technicolor abgeben wurde.

Nach 20 Jahren als CEO zog John Chambers im Mai 2015 zu Rechte eine überwiegend positive Bilanz. (Bild: Cisco)
Nach 20 Jahren als CEO zog John Chambers im Mai 2015 zu Rechte eine überwiegend positive Bilanz. (Bild: Cisco)

Chambers Verdienst dürfte es nicht zuletzt gewesen sein, hier immer rechtzeitig die Reißleine gezogen und sich auf neue, vielversprechender Bereiche konzentriert zu haben. Daneben gehörte unter seiner Leitung zu Ciscos Stärken immer wieder auch, sich neue, dem eigentlichen Netzwerkgeschäft zuarbeitende Segmente zu erschließen. Dazu gehörten zuerst die IP-Telefonie, deren erhöhte Anforderungen an das Netzwerk Cisco in die Karten spielten ebenso wie der Einstieg in den Bereich WLAN oder der mit der Übernahme von Tandberg erst so richtig angekurbelte Bereich Videokonferenzen und Telepresence.

Chuck Robbins (Bild: Cisco)
CEO Chuck Robbins, schon seit 1997 bei Cisco und Chambers designierter Nachfolger auf dem Posten des Executive Chairman (Bild: Cisco)

Aktuell steht Cisco mit den in diesem Jahr bereits angekündigten, umfassenderen Veränderungen in den Bereichen IT-Sicherheit oder der hauseigenen Antwort auf das zunehmende Interesse an Software Defined Networking (SDN) vor großen Umbrüchen. Diese Entwicklung bei SDN schien zunächst offenbar besonders Cisco zu gefährden, von dem der Trend daher abgelehnt wurde, dass ihn nun aber in seinem Sinne umdefiniert.

Aber auch im Server-Markt, in dem sich Cisco seit seinem Einstieg 2009 eine respektable Position erarbeitet hat, stehen gravierende Veränderungen bevor. Dasselbe gilt für den Bereich Collaboration, in dem Cisco seit der Übernahme von WebEx 2007 verstärkt aktiv ist. Zwar hat es sich seitdem auch hier durch diverse weitere Übernahmen verstärkt, aber seitdem Microsoft mit der Übernahme von Skype hier aktiv wurde oder neu entstandene und hoch gehandelte Firmen wie Slack rasant Nutzer gewinnen, wirken die komplexen Cisco-Angebote in diesem Segment etwas schwerfällig.