Amazon: Nachbestellsystem Dash kommt in Deutschland nicht in Gang

Amazon Dash-Button (Bild: Amazon)

Neben den Dash Buttons, die seit Sommer 2016 in Deutschland angeboten werden, will Amazon mit dem Dash Replenishment Service unter anderem auch Verbrauchsmaterialien für Drucker liefern. Doch das funktioniert nicht wie geplant. silicon.de gibt ein Status-Update.

Im September 2016 hat Amazon mit der Markteinführung seiner Dash Button in Deutschland begonnen. Seitdem können Nutzer von Amazon Prime die kleinen Schalter erwerben und darüber etwa Hundefutter, Waschmittel, Rasierklingen, Zahnpasta oder ähnliche, dem regelmäßigen Verbrauch unterliegenden Waren erwerben. Gleichzeitig mit der Markteinführung der Dash Button hat Amazon auch den bevorstehenden Start des Amazon Dash Replenishment Service angekündigt.

Dafür ist dann kein physischer, zusätzlich zu erwerbender Knopf erforderlich. Vielmehr können Geräte mit Amazon DRS Verbrauchsmaterialien automatisch nachbestellen. Bei der Ankündigung in Deutschland im vergangenen Jahr nannte Amazon neben den Haushaltsgeräteherstellern Bauknecht, Bosch, Grundig und Siemens auch die Druckerhersteller Brother, Kyocera und Samsung als Partner. Sie würden den Dienst “bereits in ihre vernetzten Geräte” integrieren.

Der SL-C430W ist eines der vier von Samsung nach wie vor für den Amazon Dash Replenishment Service vorgesehenen Modelle. (Bild: Samsung)
Der SL-C430W ist eines der vier von Samsung nach wie vor für den Amazon Dash Replenishment Service vorgesehenen Modelle. (Bild: Samsung)

Amazon beschrieb DRS als einen Cloud-basierten Dienst, “der es Geräteherstellern ermöglicht, ihre netzwerkfähigen Geräte über simple Schnittstellen so aufzurüsten, dass sie automatisch Waren nachbestellen können. Eine Waschmaschine ist dann beispielsweise in der Lage, Waschmittel selbst zu ordern oder ein Drucker neuen Toner.”

Kompliziert ist all das laut Amazon nicht: “Egal ob Großkonzern oder Bastler, Gerätehersteller können DRS nutzen, um Bestellungen für ihre Kunden aufzugeben, ohne eine umfangreiche Backend-Infrastruktur für die Abwicklung aufsetzen zu müssen – Amazon übernimmt diese Arbeit und stellt Authentifikations- und Bezahldienste sowie Kundenservice und Logistiknetzwerk zur Verfügung.”

Wie silicon.de auf Nachfrage erfuhr, stand aber zumindest im Druckerbereich der Start nicht unmittelbar bevor. Kyocera erklärte damals, die erforderliche Firmware werde “ab Frühjahr 2017 für ausgewählte A4-Einstiegsysteme” verfügbar sein. Brother teilte mit, der Dienst solle mit voraussichtlich vier Modellen zunächst in einem Pilotprojekt “nicht vor dem ersten Quartal 2017“ erprobt werden. Samsung nannte bereits die für Amazon DRS vorgesehenen Modelle (SL-C430W, SL-C480FW, SL-M2835DW und SL-M2885FW), aber keinen Zeitplan.

Schwierigkeiten beim Amazon Dash Replenishment Service

Unterm Strich entstand der Eindruck, Amazon sei mit seiner Mitteilung etwas zu forsch an die Öffentlichkeit gegangen. Denn zumindest für die Druckerhersteller ist die Integration in den Dienst nicht nur eine technische Aufgabe, die durch die Anfang des Jahres wieder aufgeflammte Diskussion um die Sicherheit von Netzwerkdruckern nicht einfacher wurde, sondern auch eine politische Frage.

Dash-Button (Bild: Amazon)
Im Gegensatz zu den bereits verfügbaren, als Zusatz zu erwerbenden Dash Buttons von Amazon wird bei Amazon DRS das Verbrauchsmaterial anfordernde Geräte mittels Firmware-Update mit dem Cloud_dienst von Amazon verknüpft (Bild: Amazon)

Das Geschäft mit Verbrauchsmaterialien ist für sie gerade im Einstiegsegment enorm wichtig. Und alle drei verlassen sich beim Verkauf auf eine breite Basis an Vertriebspartnern. Die Befürchtung, Amazon könnte durch seine Geschäftspraktiken in diesem Bereich den Rahm abschöpfen, ist nicht von der Hand zu weisen. Es besteht die Gefahr, dass der US-Konzern die “Partner” zu Helfern degradiert, denen lediglich noch die aufwändige Entwicklung und Herstellung der Geräte obliegt und die obendrein durch die Markt- und Einkaufsmacht von Amazon über kurz oder lang gezwungen werden, dem US-Konzern die Verbrauchsmaterialien zu unattraktiven Konditionen liefern zu müssen.

Außerdem hat die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen direkt nach der Markteinführung Bedenken an der Funktionsweise des Dash Button geäußert. Dabei ging es zwar nicht um den Nachbestelldienst Amazon DRS, einige Aspekte könnten jedoch auch für ihn relavent sein, insbesondere wenn er Verbrauchern angeboten wird. Die zögerlichen Aktivitäten der Hersteller könnten daher auch darauf ausgelegt sein erst einmal abzuwarten, wie die von der Verbraucherzentrale eingereichte Klage gegen den Dash Button beziehungsweise gegen einzelne Klauseln der Nutzungsbedingungen, ausgeht.

Aktuell keine Aussage zur Verfügbarkeit in Deutschland

Solche Fragen zu klären, dauert wahrscheinlich länger, als die “Geräte über simple Schnittstellen so aufzurüsten, dass sie automatisch Waren nachbestellen können”, wie Amazon anpries. So kommt es, dass auch ein Jahr nach der ursprünglichen Ankündigung noch keine Taten gefolgt sind. Auf Anfrage von silicon.de teilt Amazon Anfang Oktober 2017 lediglich mit: “Es ist unser Ziel, sämtliche Amazon Produkte und Services so schnell wie möglich international anbieten zu können. Aktuell können wir keine Aussage zur Verfügbarkeit in Deutschland machen.”

Liste der Partner für Amazon DRS in Deutschland, Stand Oktober 2017 (Screenshot: silicon.de)
Liste der Partner für Amazon DRS in Deutschland, Stand Oktober 2017 (Screenshot: silicon.de)

Update 10. Oktober 2017, 15 Uhr 03: Ursprünglich wurde an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass Amazon zunächst Bauknecht als Partner genannt hat, das Unternehmen aber nun nicht mehr an Bord sei. Das ist so nicht richtig. Da Whirlpool die Konzernmutter von Bauknecht ist, zählt das Unternehmen darüber nach wie vor zu den DRS-Partnern. Zu Whirlpool gehören zudem noch die Marken Hotpoint, Indesit, Privileg und Kitchen Aid.

Zeitpläne der Druckerhersteller für Amazon DRS

Die Druckerhersteller halten zumindest an der Partnerschaft mit Amazon fest. Allerdings haben sie jetzt neue, deutlich nach hinten verschobene Zeitpläne genannt. Brother erklärte auf Anfrage von silicon.de, in den USA habe man bereits begonnen und plane in Deutschland noch im Lauf dieses Jahres einen Versuch zu starten. Dafür sollen zunächst drei Consumer-Modelle technisch darauf vorbereitet werden.

Ähnlich läuft es bei Kyocera. Das Unternehmen fährt derzeit eigenen Angaben zufolge einen erfolgreich Feldtest in den USA. Der Star des Dienstes in Deutschland und Großbritannien UK ist nun für das erste Quartal 2018 geplant, vermutlich ab Januar. Auf Wunsch der Kunden soll ab dann bei der Erstinstallation der Systeme ein kleines Programm zusätzlich installiert werden, über das er die Nachbestellung verwaltet werden kann. “Selbstverständlich kann der Kunde das auch nachträglich modifizieren oder deaktivieren”, betont ein Firmensprecher.

Von Samsung liegt dagegen aktuell kein konkreter Zeitplan vor. Das könnte möglicherweise auch daran liegen, das der Abschluss der Übernahme der Samsung-Druckersparte durch HP unmittelbar bevorsteht. Die war im September 2016 angekündigt worden und sollte eigentlich bis Ende September 2017 abgeschlossen sein. Allerdings haben die chinesischen Behörden die erforderliche Zustimmung unter Auflagen erst heute erteilt.

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Nun ist der Abschluss der Transaktion bis 31. Dezember geplant. Angesichts der dadurch zu erwartenden Umwälzungen bleiben eher kleine Business-Development-Projekte – Samsung hatte ja zunächst mit lediglich vier Modellen in einem Test geplant – dann schnell auf der Strecke.

Alternativen zu Amazon DRS von HP und Epson

Möglich wäre aber auch, dass intern das Projekt schon gestorben ist und man sich darauf vorbereitet, den von HP schon vor zwei Jahren eingeschlagenen Weg zu verfolgen. HP beliefert über das HP Instant Ink genannte Konzept Nutzer bestimmter Einstiegsdrucker nämlich lieber selbst mit Verbrauchsmaterialien, als sich dazu auf Amazon zu verlassen. Dazu können die Besitzer dieser HP-Geräte ein Abonnement abschließen. Dafür stehen drei Preisstaffeln zur Auswahl.

HP Instant Ink (Bild: HP)
HP Instant Ink, basiert nicht auf der verbrauchten Tinte, sondern der Anzahl gedruckter Seiten. Dabei wird pauschal abgerechnet. Tintenpatronen werden von kompatiblen Druckern automatisch nachbestellt und dann von HP geliefert. (Bild: HP)

Einen weiteren Ansatz hat gerade eben erst Epson vorgestellt. Er kommt näher als das HP-Konzept an die Amazon-Pläne heran, bezieht aber die Fachhändler umfassender ein als bei HP. Epson ReadyInk wird nicht nur über diese verkauft, sondern bietet ihnen sogar Spielraum bei der Gestaltung von Preisen und Konditionen. Und anders als bei HP schließen Endanwender bei Epson kein Abonnement ab.

Ganz wie bei Amazon sorgt bei ReadInk ein Software-Modul für die Nachbestellung, kurz bevor die aktuell genutzte Tintenpatrone zur Neige geht. Um den richtigen Zeitpunkt zu bestimmen, wird dabei auch das Druckverhalten ausgewertet und auf dieser Grundlage eine Prognose erstellt. Endgültig vergleichen und die günstigste Variante aller drei Ansätze ermitteln können wird man aber erst, wenn die Testphasen abgeschlossen sind und der Regelbetrieb aufgenommen wurde. Damit ist – so wie es derzeit aussieht – nicht vor Sommer 2018 zu rechnen – also ein Jahr später als ursprünglich angedeutet und zwei Jahre nach der Ankündigung durch Amazon.

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