Amazon subventioniert Preise unabhängiger Händler im Marketplace

Amazon.com (Bild: Amazon)

Ohne viel Aufsehen wurden in Einzelfällen Preise von Angeboten im Amazon Marketplace in den USA um bis zu 9 Prozent reduziert. Den Fehlbetrag zahlt Amazon aus eigener Tasche an die Händler. Dem Konzern geht es offenbar darum, die Konkurrenz in jedem Fall zu unterbieten.

Amazon kämpft in den USA mit einer neuen Methode um die Vorherrschaft im E-Commerce. Wie das Wall Street Journal berichtet, subventioniert das Unternehmen mit einem “Discount provided by Amazon” – derzeit offenbar nur in Einzelfällen – Produkte von Online-Händlern im Amazon Marketplace. Deren Preise werden dadurch von Amazon automatisch reduziert, um Angebote auf anderen E-Commerce-Plattformen zu unterbieten. Die Differenz erstatte Amazon dem Händler.

Amazon.com (Bild: Amazon)

Dem Bericht zufolge wurden so ohne viel Aufhebens und ohne große Ankündigung Preise um bis zu 9 Prozent reduziert. Bisher hat Amazon auf seiner Plattform Preise direkt nur bei seinen eigenen Angeboten kontrolliert und verändert. Bis November 2013 zwang es allerdings auch Marketplace-Händler in Deutschland, die Waren nicht ausschließlich im Amazon Marketplace anboten, mit einer Klausel zu sogenannten Preisparität Produkte nirgendwo günstiger anzubieten als im Amazon Marketplace.

Das Verbot galt sowohl für konkurrierende Online-Marktplätze als auch eigene Online-Shops der Händler. Es wurde erst nach einer umfangreichen Untersuchung durch das Bundeskartellamt, das dabei mit dem Office of Fair Trading, der britischen Wettbewerbsbehörde, zusammengearbeitet hatte, aufgegeben.

Zwar hatte Amazon davor keine Möglichkeit, Händler die gegen die Klausel verstießen, rechtlich zu belangen, es konnte aber mit dem Ausschluss von seinem Marktplatz drohen. In der Praxis wurde diese Drohung aber wohl nur selten in die Tat umgesetzt. Insbesondere bei umsatzstarken Händlern drückte Amazon offenbar ein Auge zu, wie unter anderem ein Preisvergleich der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zeigte: Bei der Stichprobe wurde mit einem Direktkauf im Shop des Händlers ein Drittel der 50 überprüften Amazon-Offerten im Marketplace unterboten.

“Discount provided by Amazon” wird offenbar nur auf Produkte angewandt, wenn der Anbieter Amazons Fulfillment-Dienst in Anspruch nimmt. Außerdem wird der “Zwangs-Rabatt” jeweils nur sehr kurze Zeit angezeigt. Welche Faktoren dafür ausschlaggebend sind, dass der Amazon-Discount gewährt wird, wollte eine Amazon-Sprecherin WSJ gegenüber nicht verraten. Die Verkäufer, deren Produkte rabattiert wurden, haben von Amazon im Vorfeld darüber keine Benachrichtigung erhalten. Sie haben dadurch zwar nicht unmittelbar finanzielle Ausfälle, könnten aber Schwierigkeiten mit anderen Plattformen oder Herstellern bekommen, wenn sie so ohne eigenes Zutun Preisvereinbarungen mit denen brechen, gibt das Wall Street Journal zu bedenken.

Ob die Methode auch in Deutschland angewendet werden soll, ist derzeit noch nicht bekannt. Diesbezüglich hat silicon.de bei Amazon angefragt. Sobald eine Antwort vorliegt, wird dieser Beitrag darum ergänzt. Traditionell macht der US-Konzern jedoch außerhalb seiner geplanten Pressemitteilungen normalerweise auf Anfrage keine Aussagen zu künftigen Aktionen oder Maßnahmen.