Ende von LiMux: Umstellung auf Window 10 kostet Stadt München knapp 50 Millionen Euro

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Darin enthalten sind Ausgaben für Windows- und Office-Lizenzen. Ziel ist die Einrichtung eines einheitlichen IT-Arbeitsplatzes auf Basis von Windows 10. Zusammen mit Nebenkosten soll das Projekt den Haushalt in den kommenden Jahren mit mehr als 86 Millionen Euro belasten.

Die Stadt München schätzt, dass die Rückkehr von Linux auf Windows 49,3 Millionen Euro kosten wird. Der Betrag muss laut einer Anlage zu einer Sitzungsvorlage (PDF) für die Schaffung eines einheitlichen IT-Arbeitsplatzes auf Basis von Windows 10 aufgewendet werden. Das gesamte Projekt inklusive Nebenkosten soll die Stadt München innerhalb von sechs Jahren insgesamt 86,1 Millionen Euro kosten.

Mux, Kolab, ESG, München (Kollage: silicon.de)Diese Summe setzt sich der Vorlage zufolge aus 14 Millionen Euro für Personalkosten, 24 Millionen Euro für externe Beratung, IT-Dienstleistungen in Höhe von 13,4 Millionen Euro und Hardware in Höhe von 4,8 Millionen Euro zusammen. Hinzu kommt der größte Einzelposten: 29,9 Millionen Euro sollen in Lizenzen für Windows, Office, die Softwareverteilung, ein Lizenz-, Druck- und Profilmanagement und den Aufbau eines “Identity Management im Rahmen des einheitlichen Verwaltungsnetzes sowie der Erweiterung der Virtualisierungsumgebung” fließen.

Letztere ist einem Gutachten zufolge ein wichtiger Bestandteil der Modernisierung der “Anwendungslandschaft”, die begleitend zur Umstellung von Linux auf Windows empfohlen wird. Die beantragten Mittel sollen also auch für “umfangreiche Investitionen im Bereich Virtualisierung” genutzt werden.

Darüber hinaus rechnet die Stadt München mit sogenannten nicht-zahlungswirksamen Kosten, also einem zusätzlichen internen Aufwand bei der Umstellung auf Windows 10, der nicht mit Dritten abgerechnet wird. Die Ermittlung von Anforderungen, Tests, Schulungen und die Abnahme des einheitlichen Arbeitsplatzes sollen weitere 3,1 Millionen Euro verschlingen.

Die Ausgaben rechtfertigt die Stadt München in dem Dokument mit der Empfehlung des Gutachters, zur “Steigerung der Leistungsfähigkeit der IT” die Windows-Clients komplett neu aufzubauen, inklusive der zugehörigen Infrastruktur. In einer Übergangsphase sollen die städtischen Angestellten jedoch Zugriff auf Windows und den LiMux-Client haben. Langfristig sei der Betrieb beider Infrastrukturen wirtschaftlich nicht sinnvoll.

Ein Posten ist jedoch noch ungeklärt. Derzeit nutzt die Stadt München im Bereich Office zahlreiche Formulare und Makros, die nun von Libre Office auf Microsofts Office-Anwendungen umgestellt werden müssen. Diese als hoch eingeschätzten Kosten sollen nun erneut durch einen Sachverständigen geprüft und dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt werden, und zwar bis Ende 2018.

Anfang November hatte sich ein Ausschuss des Stadtrats für den Umstieg von Linux auf Windows 10 entschieden. Ziel sei der Aufbau eines einheitlichen Clients auf Windows-10-Basis, der Linux-Clients und noch vorhandene ältere Windows-Clients ersetzen soll. Die Umstellung betrifft rund 18.500 LiMux-Clients und rund 10.700 Windows-Standard-Clients.

2003 hatte München als erste deutsche Großstadt eine Umstellung von Windows auf Linux vorgenommen. 2014 prüfte die Stadt bereits wieder eine Rückkehr zu Microsoft – mit der Begründung, dass die Nutzer mit der Bedienung unzufrieden seien. Damals stand der Stadtrat jedoch noch hinter dem Vorzeigeprojekt LiMux und lehnte die Rückkehr zu Windows und Office ab. Begünstigt wurde die spätere Entscheidung gegen LiMux schließlich durch den Umzug von Microsoft aus dem Umland in die Stadt München im September 2016 – in Schwabing errichtete der Softwarekonzern seine neue Deutschland-Zentrale.

Der einheitliche Windows-Client soll bis spätestens Ende 2020 verfügbar sein und an die Referate und Eigenbetriebe der Stadt ausgerollt werden, verbunden mit den benötigten Fachanwendungen. Mindestens zwei Jahre kalkulieren die Planer für erforderliche Anpassungen und die Umstellung der LiMux-Arbeitsplätze ein, sodass die Migration frühestens 2022 abzuschließen ist.

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