Sven Mulder

ist Geschäftsführer und Vice President Central Europe, Southern East (SEE) und Russland bei CA Technologies. Seinen Twitter-Account finden Sie hier.

Warum deutsche Unternehmen beim API-Management hinterherhinken

API Management: jeder nutzt es, aber kaum einer richtig. Um die größten Vorteile aus API-Lösungen zu erzielen, müssen Unternehmen auch die Geschäftsperspektive miteinbeziehen. Silicon.de-Blogger Sven Mulder ist davon überzeugt, dass es nicht länger ausreicht, APIs einfach nur zu unterstützen.

Die Application Economy ist davon abhängig, dass Apps und Anwendungen auf Daten und Services zugreifen können. Application Programming Interfaces (APIs) ermöglichen diesen Austausch und bilden die Grundlage für den Erfolg, auf dem Apps, Services und sogar Geschäftsmodelle basieren. Banking-Apps sind ein gutes Beispiel dafür. Sie bieten mobiles Bezahlen oder versammeln die gesamten Finanzinformationen von Kunden an einem Ort, benötigen dafür allerdings Zugang zu Konto- und Kreditkartendaten unterschiedlicher Finanzinstitutionen.

CA wollte wissen, ob deutsche Unternehmen APIs nutzen und vor allem, ob sie es auch richtig machen. Die IT-Analysten von Freeform Dynamics führten im Auftrag von CA Technologies daher die weltweite Studie “APIs and the Digital Enterprise: From Operational Efficiency to Digital Disruption” durch. In der Studie befragten die Experten 1442 IT- und -Business-Führungskräfte, 506 davon in Europa. Deutschland war eines von sechs europäischen Ländern.

Zunächst einmal ist die Durchdringung von APIs in Deutschland recht zufriedenstellend: Rund 84 Prozent nutzen sie, um Web-Anwendungen zu entwickeln. Das ist der europäische Spitzenwert. Rund 82 Prozent nutzen APIs für die Integration von Back-Office-Applikationen und 74 Prozent für die Einbindung von Third-Party-Services. Zu den aktuellen und künftigen Treibern für API-Nutzung gehören, eine neue respektive bessere Kundenerfahrung (90 Prozent) zu bieten, neue Geschäftsmodelle zu sondieren (88 Prozent) und die digitale Reichweite zu vergrößern (86 Prozent). Diese Elemente sind alle entscheidend für den Erfolg der Application Economy.

Unternehmen haben also APIs implementiert, aber sind sie auch bereit, die Hauptherausforderungen in Angriff zu nehmen? Der Studie zufolge sieht es leider nicht danach aus: Nur 21 Prozent der deutschen Organisationen haben bereits die Budgetverantwortlichen gebrieft und entsprechende Mittel gesichert. 24 Prozent haben eine kritische Masse an Entwicklern für ihr API-Programm und weniger als ein Drittel (31 Prozent) haben die richtigen Anbieter gefunden, die ihnen mit Fachkompetenz und Rat zur Seite stehen. Es scheint, als wüssten deutsche Unternehmen um die Bedeutung von APIs für die Application Economy, aber sie haben noch immer Schwierigkeiten, eine erfolgreiche Strategie aufzusetzen, die für den Unternehmenserfolg notwendig ist.

Die Studie zeigt, warum dies besonders negative Auswirkungen hat: Die Fähigkeit zur intelligenten API-Nutzung korreliert sehr stark mit den tatsächlichen Vorteilen, die aus API-bezogenen Investitionen resultieren. Im Durchschnitt erreichen fortgeschrittene Unternehmen auf der europäischen Ebene zwei bis drei Mal so häufig signifikante Vorteile wie vergleichbare Unternehmen ohne umfangreiche API-Strategie.

Die Studie definiert dafür einen API Capability Index. Die schockierende Erkenntnis, die aus dem Index herauszulesen ist: Die deutschen Unternehmen erreichen die niedrigsten Werte. Das hat schwerwiegende Folgen – 63 Prozent der europäischen Organisationen mit einer fortgeschrittenen API-Fähigkeit haben die Erfahrungen ihrer Kunden verbessert. Bei den Unternehmen mit limitierten Fähigkeiten sind dies nur 23 Prozent. Ähnlich sieht es bei der Bereitstellung von umsatzfördernden Apps (62 vs. 25 Prozent) und der digitalen Reichweite (57 vs. 21 Prozent) aus. Vor allem die digitale Reichweite ist aber ein entscheidendes Kriterium für den Erfolg in der Application Economy. Zudem leidet auch die Sicherheit unter unzureichenden API-Fähigkeiten.

Wie sehen also diese Herausforderungen und passende Lösungen “im echten Leben” aus? Die R+V Versicherung AG, eine der Top-5 Versicherungsunternehmen in Deutschland, hat beispielsweise ein API Gateway für einen speziellen Business Case implementiert. Die Produkte der R+V werden auch von Maklern vermittelt, die zur Kalkulation ihrer Angebote auf einen direkten und reibungslosen Zugriff der Unternehmensdaten angewiesen sind. Die Makler selbst nutzen schon seit einiger Zeit die Online-Anbindung via Internet, allerdings ist mittlerweile auch die Anzahl der Anwendungen in den Versicherungsunternehmen erheblich gestiegen. Da also Apps den Maklern die Arbeit erleichtern, musste die Versicherung die Daten über APIs verfügbar machen.

Die R+V muss als Bestandteil einer Bankengruppe zudem höchste Anforderungen an Compliance, Datenschutz und Datensicherheit erfüllen. Im Mittelpunkt einer API-Lösung sollte also die Risikominimierung stehen, damit unberechtigte Zugriffe auf die Datenbestände, Verletzungen der Datenintegrität und Beeinträchtigungen der unternehmenseigenen Infrastruktur soweit wie möglich ausgeschlossen werden können.

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Ein zuverlässiges API Gateway löst diese Probleme. Dabei sind die technischen Details nicht so wichtig wie die Geschäftsvorteile: Verbesserte Geschwindigkeiten bei B2B- und B2C-Prozessen, mehr Sicherheit und ein problemloser Datenaustausch über Systemgrenzen hinweg. Mittlerweile kann die R+V zusätzliche B2B-Angebote innerhalb von Stunden bereitstellen – ein Prozess, der früher mehrere Tage oder sogar Wochen dauerte.

Dieses Beispiel zeigt: Da APIs das Geschäft verbessern, müssen Unternehmen auch die Geschäftsperspektive miteinbeziehen, um die größten Vorteile aus API-Lösungen zu erzielen. Es ist nicht länger genug, APIs einfach nur zu unterstützen. Deutsche Unternehmen müssen auch die Möglichkeiten ausnutzen.