Ralf Ohlhausen

Ralf Ohlhausen ist Business Development Director beim Payment-Lösungsanbieter PPRO und Experte für elektronische Bezahlungssysteme.

Andere Länder, andere Bezahlarten

Die ganze Welt shoppt im Internet. Wie Käufer aus verschiedenen Ländern ihre Einkäufe bezahlen, variiert jedoch stark, weiß Ralf Ohlhausen von dem Payment-Spezialisten PRO Group. Vieles funktioniert – nur das gute alte Bargeld nicht.

Der Einkauf im Internet wird von den meisten Menschen sehr geschätzt. Es gibt nichts, was es online nicht zu kaufen gibt. Die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt – die einzige Bezahlart, die im E-Commerce nicht wirklich funktioniert, ist die Barzahlung. Je nach Land entscheiden sich die Kunden von Online-Shops für verschiedene Arten, ihre Ausgaben zu begleichen.

Ein Überblick über die wichtigsten Eckdaten zur weltweiten Bezahlung im E-Commerce zeigt deutlich, wie groß die Unterschiede von Land zu Land sind. Global rangiert nach wie vor die Karte – Kredit-, Charge- und Debitkarten zusammengefasst – mit etwas über 50 Prozent auf Platz eins der beliebtesten bargeldlosen Zahlungsmittel. Wie nicht anders zu erwarten, liegt Nordamerika mit 67 Prozent deutlich über dem weltweiten Durchschnitt, gefolgt von Lateinamerika (52 Prozent), den EMEA-Staaten (49 Prozent) und dem asiatisch-pazifischen Raum (40 Prozent). Doch auch wenn Karten nach wie vor die Bezahlmethode Nummer eins im Online-Handel sind, nimmt ihre Marktdurchdringung nach und nach zugunsten anderer, alternativer Zahlarten ab. So ist eine steigende Akzeptanz von E-Wallets, also dem virtuellen Geldbeutel, auszumachen. Mit 34 Prozent Anteil liegt die praktische elektronische Geldbörse im asiatisch-pazifischen Raum nur knapp hinter den Karten. Aber auch im EMEA-Wirtschaftsraum (20 Prozent) und in Nordamerika (14 Prozent) sind E-Wallets auf dem Vormarsch.

Sieger nach Punkten: Karten und Überweisungen

Global und regional findet sich die Bezahlung via Überweisung auf Platz drei der beliebtesten Zahlarten. Weltweit werden etwa 11 Prozent aller Online-Käufe per Überweisung bezahlt. Dieser Anteil wird sich in den kommenden fünf Jahren nur unwesentlich verändern, mit einer leichten Tendenz nach oben. Im weltweiten Vergleich ist die Überweisung in der EMEA-Region mit einem Anteil von rund 17 Prozent am beliebtesten, gefolgt von Asien-Pazifik (11 Prozent), Lateinamerika (9 Prozent) und Nordamerika (7 Prozent). Im internationalen Vergleich belegen Karten nach wie vor Platz eins der beliebtesten Bezahlmethoden.

Gegenläufiger Trend

Einzig Lateinamerika widerspricht diesem globalen Muster: Zwar rangieren Karten und Banküberweisung auch hier auf Platz eins (52 Prozent) und drei (9 Prozent), Platz zwei belegen anstelle von E-Wallets jedoch Cash-basierte Bezahlmethoden mit einem Anteil von 16 Prozent. Dabei bestellt ein Kunde Waren online und bezahlt den jeweiligen Betrag zu einem späteren Zeitpunkt vor Ort: in Bank- oder Postfilialen, in Supermärkten oder an Geldautomaten. Ein Grund für die Beliebtheit dieser Bezahlart ist die sehr niedrige Bankkonten-Dichte in Südamerika. Zum Beispiel verfügt in Brasilien, dem mit Abstand am weitesten entwickelten E-Commerce-Markt Lateinamerikas, über die Hälfte aller Einwohner über kein eigenes Bankkonto. Deshalb ist hier Boleto Bancário (portugiesisch für “Banktticket”) äußerst beliebt, ein lokales Cash-basiertes Bezahlverfahren.

Fazit:

Die Payment-Branche ist im Wandel. Und auch wenn es voraussichtlich noch einige Zeit dauern wird, bis Bargeld und Plastikkarten nur noch im Museum zu finden sind, können bereits heute die globalen E-Commerce-Entwicklungen als Indikator für die sich verändernden Strukturen hin zu einer neuen und technologisch ausgereifteren Payment-Landschaft gewertet werden, die sich irgendwann auch jenseits des Internethandels etablieren wird.