Tim Mikša

ist CEO von netmedia und visionärer Vordenker des Social Workplace und das sind auch seine Themen in diesem Blog.

Bei Social geht’s ums Business

Der Fokus von Social Business muss auf der Optimierung von Geschäftsergebnissen liegen. Tim Miksa, CEO der Strategieberatung netmedia, erläutert, was dies für Unternehmen und die Anbieter von Social Software und Fachanwendungen bedeutet.

Auf der CeBIT Social Business Arena war es wieder deutlich zu spüren: Wenn es um das Thema Social Business geht, herrscht immer noch großes Begriffschaos. Je nachdem, ob es sich um Dienstleister, Softwarehersteller oder selbsternannte Evangelisten handelt, wird der Schwerpunkt frei auf Social Media, Enterprise 2.0 oder dem Arbeitsplatz der Zukunft gelegt. Dabei kann aus Sicht von Unternehmen nur eine Definition zielführend sein: Social Business ist die digitale Zusammenarbeit und Kommunikation mit Hilfe von sozialen Technologien, um – und jetzt kommt der entscheidende Faktor – bessere Geschäftsergebnisse zu erzielen. Darum geht es: Ums Business! Auch für Technologieanbieter erfordert dies ein Umdenken.

“Social wird erst strategisch, wenn der Fokus auf dem Business Mehrwert liegt”

Die sozialen Kulturwandler, vernetzenden Transformationsbegleiter und videoproduzierenden Change Kommunikatoren müssen jedoch nicht um ihre Bedeutung fürchten. Denn natürlich ist für erfolgreiches Social Business wichtig, endlich den Blickwinkel des Mitarbeiters einzunehmen und ihm die verdiente emotionale Wertschätzung zukommen zu lassen. Nur wenn es gelingt, seine tagtägliche Arbeit durch Social einfacher und effektiver zu gestalten, wird es zur versprochenen Innovations- und Produktivitätssteigerung kommen. Die dringend notwendige strategische Aufmerksamkeit für Social seitens des Managements gibt es jedoch erst, wenn die geschäftsrelevanten Argumente überzeugen.

Social Business erfordert Dialog an geschäftsrelevanten Prozessen und Business Objekten

Zwei Beispiele aus der Praxis: Ein Klinikum stellt für Ärzte und Pflegepersonal Dokumente zur Qualitätssicherung zur Verfügung. Daraus ergeben sich Rückfragen oder Vorschläge zur Verbesserung der Richtlinien aus der Praxiserfahrung, die direkt am Dokument gestellt und diskutiert werden können. Ein Feedback, das vorher nicht einfach möglich war. Klingt trivial, ist jedoch ein Anwendungsfall aus der Praxis eines Kunden, der damit eine wesentliche Qualitätssteigerung und Praxisnähe der Richtlinien erreichen konnte. Bei einem anderen Kunden werden Broschüren aus den Produktdatenblättern der Entwicklung erstellt. Durch die Schaffung eines digitalen Dialogs an diesen Dokumenten ist es gelungen, Rückmeldung vom Vertrieb zu diesen Broschüren zu erhalten und diese so wesentlich besser an die Markterwartungen anzupassen.

Aber auch für die klassischen Prozesse lässt sich dies weiterdenken: Die Beantragung von Urlaub ist in jedem Unternehmen ein großes Thema. In den meisten Unternehmen gibt es hierfür standardisierte HR Prozesse – und trotzdem jede Menge Dialogbedarf. Hier sorgt Social für die notwendige Transparenz und Effektivität.

Die Einsatzmöglichkeiten von Social in Unternehmen sind so zahlreich und unterschiedlich wie es Business Cases in Unternehmen gibt. Die generelle Aufgabe ist es, bei Arbeitsabläufen, Prozessen und Objekten einen digitalen Dialog zu ermöglichen. Es geht nicht darum, Prozesse zu ersetzen oder an ihnen vorbei eine Diskussion zu führen. Aber an vielen Stellen in Unternehmen werden Prozesse von der Realität eingeholt oder müssen schneller an sie angepasst werden als traditionell möglich. Digitaler Dialog zwischen vernetzten Menschen kann hier helfen.

Die Integrationsfähigkeit als technologische Herausforderung für die Softwareindustrie

Technologisch muss die Möglichkeit geschaffen werden, digitalen Dialog an sämtlichen Prozessen, Dokumenten und Objekten im Unternehmen einfach und effektiv zu ermöglichen. Für die Anbieter von Social Software wie Microsoft, IBM & Co. bedeutet dies, ihren Blickwinkel erheblich zu ändern. Es wird beispielsweise zukünftig nicht ausreichen, nur Statusaktualisierungen einzelner Objekte zu übernehmen. Vielmehr wird die Fähigkeit, sich in nahezu jegliche geschäftsrelevanten Systeme zu integrieren, zu einem der wichtigsten Kriterien für Social Software werden.

Diese Anforderung trifft aber auch die Anbieter von ERP-Software, ECM-Lösungen und anderen geschäftsrelevanten Fachanwendungen. Ihr derzeitiger Weg, Social Funktionalitäten beschränkt auf ihre eigene Lösungswelt oder sogar mit eigenen Social Plattformen anzubieten, ist zu kurzsichtig. Die Softwarehersteller müssen sich auf einen gemeinsamen Standard einigen und diesen dann auch umsetzen, um die Social Integration unternehmens- und systemübergreifend zu ermöglichen. Erst dann werden Unternehmen die Potenziale von Social Business voll ausschöpfen können.



  1. Hallo Herr Mikša, hallo Tim,

    das finde ich eine absolut relevante Meinung. Und: Diese Businessrelevanz sollten auch wir Berater stärker vorantreiben. Aus Gesprächen habe ich den Eindruck gewonnen, dass viele Consultants hier zu konservativ vorgehen. Oft mit der Begründung: Lass uns doch erstmal intern ein funktionierendes Social Business etablieren. Damit schaffen wir uns jedoch ein Henne vs. Ei-Problem.
    Szenarien, die ausschliesslich mit abstrakten Einsparpotenzialen für das Unternehmen hantieren, sind für viele Mitarbeiter (und Manager) nicht attraktiv. Deshalb plädiere auch ich: Öffnet Eure strategischen Blickwinkel (im Enterprise 2.0-Projekt) auch dahin, wo Eure Kunden sind! Schaut über die Firewall! Schaut, wo Eure Social Media-Verantwortlichen sind. Und trauen diese sich nicht, (strategisch) weit zu schauen, dann nehmt eine businessorientierte Social Media-Strategieagentur ins Boot!

    Wenn Social Business seinen Namen verdienen soll, dann muss es businessrelevanter werden!

    Martin