Dirk Pfefferle

ist Area Vice President Central & Eastern Europe bei Citrix.

Der technische Rahmen einer neuen Arbeitswelt

Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer setzen sich heute für die Etablierung neuer Arbeitsmodelle als Alternative zum 8-Stunden-Tag ein. Doch auf dem Weg zu einem wirklich digitalisierten und flexiblen Arbeitsplatz tun sich nach wie vor Hürden auf.

Citrix hat eine repräsentative Umfrage unter den Mitarbeitern großer und mittelständischer deutscher Unternehmen über den Status Quo des mobilen und flexiblen Arbeitens durchgeführt. Die Ergebnisse (PDF) zeigen, dass in vielen Unternehmen sowohl auf Arbeitnehmer- als auch auf Arbeitgeberseite die Bereitschaft zu einer Abkehr vom 8-Stunden-Tag als Arbeitsmodell besteht.

Homeoffice (Bild: Shutterstock/Jakub Zak)

Allerdings tut sich auch eine bemerkenswerte Kluft auf: Zwar fördern mittlerweile 90 Prozent der Unternehmen mobiles und flexibles Arbeiten, aber die Angebote werden bislang nur von wenigen Mitarbeitern genutzt. Lediglich 12 Prozent tauschen den gewohnten Schreibtisch öfter als einmal pro Woche gegen einen anderen Arbeitsort, 21 Prozent weniger als einmal wöchentlich. Der Rest verharrt am stationären Arbeitsplatz. Worauf lässt sich das zurückführen?

It’s the technology, stupid!

Eine Mehrheit von 55 Prozent der Befragten beklagt, dass ihr Unternehmen keine geeignete Technologie zur mobilen Erledigung ihrer Arbeitsaufgaben zur Verfügung stellt. Gemeint sind damit zum Beispiel die sichere Bereitstellung von Desktops, Anwendungen und Daten, aber auch Kollaborations-Tools, die die Freigabe von Dateien erleichtern oder eine effiziente Kommunikation ermöglichen.

Trotz vielfältiger technischer Möglichkeitehn arbeiten nach wie vor viele Angestellte immer vom gleichen Standort aus (Grafik: Citrix)
Trotz vielfältiger technischer Möglichkeitehn arbeiten nach wie vor viele Angestellte immer vom gleichen Standort. (Grafik: Citrix)

Um ein Höchstmaß an Flexibilität zu gewährleisten, sollten diese Lösungen unabhängig vom Endgerät und Standort funktionieren. Stehen sie – im schlechtesten Fall – aber überhaupt nicht zur Verfügung, bleiben Mitarbeiter weiterhin an einen festen Arbeitsplatz gebunden, trotz aller Lippenbekenntnisse und gut gemeinter Initiativen der Verantwortlichen.

Die Zukunft der Arbeit erfordert also vonseiten der Unternehmen Investitionen in ihre technische Infrastruktur. Dass diese nicht nur die Work-Life-Balance der Mitarbeiter verbessern, sondern sich auch betriebswirtschaftlich auszahlen werden, bejaht die Mehrheit der Befragten: Gefragt nach den besten Methoden, um die Belegschaft eines Unternehmens produktiver zu machen, nannten sie “flexibleres/mobiles Arbeiten” (50 Prozent) und “Zugang zu besserer Technologie” (48 Prozent) am häufigsten. 84 Prozent sehen überdies einen direkten Zusammenhang zwischen der Technologie, die Unternehmen ihren Mitarbeitern zur Verfügung stellen, und deren organisatorischer Leistung.

Unternehmen in der Verantwortung

Es ist also auch im eigenen Interesse der Unternehmen, die von ihren Mitarbeitern vielfach gewünschten neuen Arbeitsmodelle zu fördern. Mit der Abkehr vom 8-Stunden-Bürotag ist aber auch eine neue Verantwortung verbunden: 87 Prozent der Teilnehmer an der Citrix-Umfrage kennen Fälle von Burnout bei Mitarbeitern, die flexibel arbeiten. Gerade wenn die räumlichen und zeitlichen Grenzen zwischen Beruf und Privatleben verschwimmen, muss sichergestellt sein, dass die Work-Life-Balance nicht aus dem Gleichgewicht gerät und Mitarbeiter zugunsten kurzfristiger Produktivitätsgewinne verbrannt werden.

Technologie hilft den Mitarbeitern am meisten, produktiver zu werden (Grafik: Citrix)
Technologie hilft den Mitarbeitern am meisten, produktiver zu werden (Grafik: Citrix)

Verantwortliche müssen deshalb eine größtmögliche Transparenz über Arbeitszeiten und die erbrachte Leistung gewährleisten, damit sie bei Überlastung einschreiten können. Derzeit gelingt das nicht überall: Von den Unternehmen, die mobiles und flexibles Arbeiten aktiv fördern, bewerten 36 Prozent ihre Mitarbeiter anhand der erbrachten Leistung, 27 Prozent dokumentieren Arbeitszeiten, 20 Prozent haben andere Formen der Messung etabliert und 17 Prozent messen gar nicht.

Unternehmen müssen also in zwei Bereichen aktiv werden, um die Zukunft der Arbeit Realität werden zu lassen. Erstens müssen sie die organisatorischen Voraussetzungen schaffen, zum Beispiel durch eine entsprechende Gestaltung der Arbeitsverträge und durch eine transparente Dokumentation der erbrachten Leistungen. Zweitens – und noch viel grundlegender – bedarf es einer zeitgemäßen technischen Infrastruktur. Ist diese nicht vorhanden, müssen alle Hoffnungen auf Produktivitätsgewinne und eine bessere Work-Life-Balance zwangsläufig verpuffen.

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