Nikolaus Reuter

sieht als Gründer der Etengo (Deutschland) AG im Freelancing einen Megatrend und in flexiblen Einsatzszenarien einen elementaren Baustein künftiger Erwerbsmodelle.

Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance!

Dynamische Gesten, Hawai-Hemd und Halbe – Als Personaldienstleister erlebt man einiges. Heute plaudert Nikolaus Reuter aus dem Nähkästchen, was bei ihm alles auf dem Schreibtisch landet. Selbst für den besten IT-Experten könnte sich in manchen fällen professionelle Hilfe eines Fotografen positiv bemerkbar machen.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte … Sie kennen diese tausendfach bemühten Floskeln? Umso überraschender ist, dass diese zwar überstrapazierten, doch immer noch gültigen Weisheiten offensichtlich nur allzu gern ignoriert werden. Anders kann ich mir die Vielzahl wirklich unvorteilhafter Fotos auf Freelancer-Profilen und auch in Bewerbungsunterlagen nicht erklären.
Eigentlich müsste sich mittlerweile überall herumgesprochen haben, dass zu einer seriösen Bewerbung – und nichts anderes ist ein Freelancer-Profil genaugenommen – auch ein seriöses, professionelles Foto gehört, über welches sich die Entscheider zusätzlich ein, nun ja, erstes “Bild” von Ihnen machen können.

Ach, Sie stehen über solch antiquierter Oberflächlichkeit wie profanen Lichtbildaufnahmen? Sie glauben Ihre Fähigkeiten sprechen für sich? Ihre Kompetenzen und Skills sind es, die den Kunden überzeugen sich letztlich für Sie zu entscheiden?

Aus meiner täglichen Praxis der spezialisierten Personaldienstleistung muss ich Ihnen heute leider sagen: “Das ist nur die halbe Wahrheit!” Täglich sehen wir auf eingehenden Profilen von freiberuflichen IT-Experten leider Fotos, die wirklich überhaupt nichts für das Image des Experten tun, außer es zu torpedieren.

Selbstverständlich bewerben Sie sich als freiberuflicher IT-Experte nicht bei Heidi Klum um einen Modelvertrag, doch Sie werben mit ihrem Profil beim Kunden für ihre Person und Ihre Fähigkeiten. Und dazu gehört besonders in Deutschland nach wie vor auch das “korrekte” Bewerber-Foto.

Doch anstatt für den Kandidaten zu werben, stellen viele Fotos auf den Deckblättern von Freelancer-Profilen alles andere in den Schatten! In solch einen Schatten beispielsweise, wie den der Palme, unter welcher das Foto beim letzten Strandurlaub aufgenommen wurde; mit dem buntgemusterten Hawaiihemd und dem kühlen Bier in der Hand – beides vom Bewerber offenbar als optische Belege für a) einen kühlen Kopf, der auch in heißen Projektphasen stets bewahrt wird und b) der eigenen Integrationsfähigkeit in bestehende Teams (Hawaiihemden tragen hier doch alle!) deklariert – Soft Skills sind ja heute mindestens ebenso wichtig wie Fachwissen!

Doch Spaß beiseite: Das Qualifikationsprofil ist das Aushängeschild eines jeden freiberuflichen Experten. Jeder Freiberufler sollte viel Mühe in das Erstellen und Aktualisieren seines Profils investieren. Idealerweise entnimmt der Kunde diesem auf einen Blick ob der Freelancer die entsprechende Qualifikation für das zu besetzende Projekt mitbringt. Es gibt Auskunft über Kompetenzen und Skills des Experten, verschafft einen Überblick über vergangene Projekteinsätze – und beinhaltet eben auch ein aktuelles Business-Portrait. Bei diesem darf die Mühe nun keinesfalls aufhören!

Bilder beziehungsweise Fotos dienen als Impulsgeber fürs Gehirn und beeinflussen ihre Betrachter unterschwellig. Im Kontext der Kandidatensuche zur Projektbesetzung beispielsweise zieht der Betrachter beim Anblick des Bewerberfotos stets unbewusst Rückschlüsse auf den Charakter des Bewerbers. Handelt es sich beim Bewerbungsfoto also um ein selbstgeschustertes, unprofessionelles Exemplar vermittelt dies automatisch den Eindruck, dass Sie weder Ihre Bewerbung noch die zukünftige Projektunterstützung besonders ernst nehmen – auch wenn in der Praxis später das Gegenteil der Fall ist. Ein schlechtes Foto lässt Ihr Profil bereits in der ersten Sondierungsrunde oft ausscheiden. Aufgrund von vorhandenen Mitbewerbern und den stets engen Zeitplänen der Projektwirtschaft kommt es in der Regel auch nicht zu einem zweiten Blick auf Ihr Profil.

Vermeiden Sie deshalb das K.O.-Kriterium “schlechtes Foto” und lassen Sie professionelle Business-Aufnahmen bei einem professionellen Fotografen von sich machen.
Kleiden Sie sich für die Aufnahmen stets für den Job den Sie wollen! Ja sicher, in kreativen Branchen darf es hier und da auch gern mal etwas ausgefallener sein, generell liegen Sie jedoch mit der klassischen Garderobe nie falsch: Hemd, Krawatte und Jackett gebügelt und fleckenfrei, in gedeckten bzw. dunklen Farben, sind für wirklich jede Position das Passende. Frauen sind mit Blazer, Bluse und einem gepflegten Kopf stets gut beraten.

Besprechen Sie mit dem Fotografen Ihres Vertrauens in welcher Branche bzw. Kundenklientel Sie sich bewerben. Er wird Ihnen sagen, welcher der passende Gesichtsausdruck – etwa fürs Bankenwesen – ist.

Und bitte lassen Sie sich keinesfalls zu “Businessgesten” hinreißen, wie beispielsweise zur Denkerpose mit Hand am Kinn, einem entschlossenen Zeigefinger in Richtung Betrachter oder womöglich noch zwei senkrecht erhobene Daumen samt Siegerlächeln. Außer Sie wollen den Job wirklich nicht, dann posieren Sie los!

Bleiben Sie doch auf Ihren Profilfotos einfach Sie selbst – nur in seriöser Garderobe und mit einem aufgeschlossenen, freundlichen und motivierten Gesichtsausdruck, der Ihr Gegenüber für Sie einnimmt.

Denn das sind Sie doch schließlich: freundlich, motiviert und aufgeschlossen – oder?!



  1. Ja und – wer was kann der findet immer eine Anstellung. Und Firmen die auf “anständige” Bewerbungen wert legen müssen halt mit den weniger begabten Mitarbeiter vorlieb nehmen.

    Von 100 ITlern haben es nur 8-12 maximal wirklich drauf. Und die können sich Dinge wie lustige Bilder einfach leisten. Wenn HR Vollpfosten solche Bewerber aussortieren, ist das für den Bewerber sogar gut, weil es ein Top Filter ist bei dem laden erst gar nicht erst anzufangen. Bei mir rufen jeden Woche bis zu 12 Headhunter an. – Da suche ich mir die Firma aus, nicht die Firma mich.

  2. Ich kann mir es zwar kaum vorstellen, aber wenn Sie es sagen, so glaube ich es einfach mal, dass jemand eine Pose auf seinem Bewerbungsfoto macht. Es gibt kaum etwas, das eine höhere Unseriosität vermittelt als die Daumenpose. “Der Denker” wirkt einfach sehr vertrottelt und zu inszeniert. Alles in allem ist das klassische Foto ein Muss.