Ratmir Timashev

ist ein ebenso erfahrener wie erfolgreicher Unternehmensgründer. Heute ist er President und CEO bei Veeam Software.

IT-Trend 2012 – Koexistenz von Virtualisierungsplattformen

Silicon.de-Blogger Ratmir Timashev erwartet für 2012 einen Trend, für den wohl kein Buchmacher eine Wette anbieten würde.

Der Hypervisor beeinflusst die IT-Strategie – noch

So mancher Trend entpuppt sich als trüber Blick in die Glaskugel. Doch einen Trend erwarte ich 2012, für den wohl kein Buchmacher eine Wette anbieten würde: den Trend zur Koexistenz zweier Hypervisoren. Microsoft ist inzwischen in den Rechenzentren an- und damit Branchenprimus VMware deutlich näher gekommen. Einige sehen in Hyper-V gar einen Anwärter auf den Virtualisierungsthron. Sie auch?

Vom Pionier zum Marktführer

Der Trend zur Koexistenz ist eigentlich keine große Überraschung. VMware war einst Pionier der Virtualisierung und mauserte sich zu Recht zum Marktführer. Der technologische Vorsprung verhalf dem Unternehmen zum Titel des Klassenbesten. Das umfangreiche Feature-Set und die ständige Anpassung an immer komplexere Anforderungen der Nutzer waren Garanten dafür, dass die VMware-Kunden hohe Investitionssicherheit hatten und haben. Die vSphere-Technologien sind weiterhin das Maß der Dinge in der Virtualisierung.

Vom Underdog zum ernsten Kontrahenten

In VMwares Windschatten hat Microsoft technologisch enorm aufgeholt und Hyper-V seit dessen Markteinführung kontinuierlich weiterentwickelt. Der Hypervisor aus Redmond erfüllt in vieler Hinsicht aktuelle Anforderungen an Performance, Skalierbarkeit und Verfügbarkeit. Und bald stehen Hyper-V R3 und der Windows Server Version 8 in den Startlöchern. Microsoft könnte noch einen großen Schritt nach vorne machen und dem VMware-Kontrahenten auf Augenhöhe begegnen.

IT-Ökosystem nicht länger abhängig vom Hypervisor

Viele CIOs bevorzugen bei der Infrastruktur eine langfristige Strategie und planen ihre virtuelle IT-Landschaft entsprechend. Zudem fühlen sich Administratoren und Berater mit ihrem vertrauten Hypervisor wohl und meistern neue Herausforderungen mit den gegebenen Mitteln. Doch eine ganze Reihe von Szenarien wäre auch mit einem anderen Hypervisor umsetzbar, ohne Abstriche bei Verfügbarkeit und Management. Ich rechne damit, dass einige Unternehmensentscheider im neuen Jahr ihre Strategie intensiv prüfen und ihre Hypervisor-Wahl häufiger von der anstehenden Aufgabe abhängig machen werden. Flexiblere Multi-Hypervisor-

Strategien werden 2012 an Akzeptanz gewinnen

Der Trend zur Koexistenz wird außerdem von der zunehmenden Flexibilität des gesamten IT-Ökosystems getrieben. Die IT ist nur so leistungsfähig wie die Anwendungen, die auf der virtualisierten Infrastruktur laufen. Nutzer oder Anwendungen definieren deshalb verstärkt die Anforderungen an die zugrunde liegende Virtualisierungstechnologie, nicht anders herum. Hardware-Anbieter und Software-Systeme unterstützen sowohl Hyper-V als auch vSphere. Der Hypervisor hat künftig nicht mehr den alles entscheidenden Einfluss auf Investitionsentscheidungen für Infrastruktur und Ausstattung.

Universelles Management erleichtert die Hypervisor-Wahl

Technisch unterscheiden sich die Ansätze von VMware und Microsoft deutlich. Bei einzelnen Aufgaben wie Datenspeicherung, Bereitstellung von virtuellen Maschinen, Management oder Datensicherung gehen die Hersteller eigene Wege, erzielen aber letztlich vergleichbare Ergebnisse. Die nötigen Tools für das Management sind hier wie dort vorhanden. Ein komfortabler Umstand für die Unternehmen: Sie können jederzeit neu entscheiden, mit welcher Virtualisierungstechnologie sie bei dieser oder jener Zielsetzung arbeiten möchten.

Ob dieses Szenario für jede virtualisierte Infrastruktur anwendbar ist, kann man sicher leidenschaftlich diskutieren. Ich persönlich glaube, dass 2012 zunehmend Hyper-V und vSphere im selben Rechenzentrum betrieben und vom gleichen IT-Mitarbeiter verwaltet werden. Auf Anwenderseite ist längst beides möglich.