John Newton

John Newton ist Gründer und Chief Technology Officer von Alfresco und ist einer der Pioniere des Enterprise-Content-Management (ECM). Der Berkeley-Absolvent zählt zu den Gründern des Content-Management-Spezialisten Documentum und war in der Gründungsmannschaft des Datenbank-Spezialisten Ingres.

Mehr Offenheit! – Immer mehr Unternehmen setzen auf Open Source

Drei Viertel aller Unternehmen betreiben heute einen Teil ihreres Business auf Basis quelloffener Software. Alfresco CTO John Newton geht darum der Frage nach, warum Anwender so sehr auf “Offenheit” setzen.

Der Einsatz von Open-Source-Software im kommerziellen Bereich ist immens gestiegen. Laut einer Umfrage zur Zukunft von Open Source ist sie in allen Branchen und Unternehmensgrößen heute so verbreitet wie nie zuvor. 78 Prozent aller Unternehmen setzen zumindest teilweise auf quelloffene Programme. Doch ist das eine gute Wahl – und wenn ja, warum?

Dazu muss man wissen: Für IT-Teams in Unternehmen ist es ein ständiger Kampf, veraltete IT-Systeme am Leben zu halten. Jahrzehntelang flossen immense Investitionen in Wartung und Ausbau dieser Systeme. Das macht es so schwer, sie einfach abzuschalten und durch neue zu ersetzen. Um eine veraltete Infrastruktur zu modernisieren, sind Open-Source-Systeme bestens geeignet. Denn sie sind anbieterunabhängig und führen nicht zu einem weiteren “Vendor Lock-in”. Mehr noch: Sie fördern die Innovation im gesamten Unternehmen und sparen in vielen Fällen auch noch Zeit und Geld.

Individualisierung erleichtert Innovation

Herstellerabhängige Software ist zum einen teuer, zum anderen schränkt sie ihre Betreiber auch stark ein. Denn sie lässt sich nicht nach individuellen Bedürfnissen konfigurieren. Jedes Mal, wenn eine Anpassung gemacht werden soll, ist die IT auf den Hersteller oder einen seiner Partner angewiesen. Zudem sind die Anpassungs-Möglichkeiten in der Regel so begrenzt, dass die Software mit den sich wandelnden Business-Anforderungen nicht Schritt halten kann.

Open Source (Bild: Shutterstock/kentoh)
Open Source (Bild: Shutterstock/kentoh)

Zu Open-Source-Software hingegen gehören auch offene APIs. Daher können Entwickler die Lösung bedarfsgerecht anpassen. Einmal heruntergeladen lässt sie sich beliebig verändern: Code kann entfernt, hinzugefügt oder geändert werden. Erweiterungen einer Open-Source-Plattform sind zudem nicht nur einfacher, sie sind auch stabiler.

Anwender müssen auch nicht mehr jahrelang auf eine neue Anwendung warten. Sie kann bereits vor dem Kauf getestet werden. Open-Source-Software eignet sich daher besonders gut für die Entwicklung in Teams, für Rapid Prototyping und für das Experimentieren. Open Source sorgt so für kontinuierliche Innovation. Hinzu kommt: Da ihr offene Standards zugrunde liegen, ist sie von vorneherein mit anderen Anwendungen kompatibel. Es überrascht also nicht, dass überall dort, wo neue Startups, Services und Anwendungen entstehen, Open Source mit im Spiel ist.

Freie Anbieter-Wahl spart Geld

Mit Open Source befreien sich Unternehmen aus den Fesseln proprietärer Systeme: Betrachtet man deren Langzeit-Kosten, so wurden von den traditionellen Softwareherstellern für Updates und neue Applikationen beachtliche Summen gefordert. Dennoch hatten die Unternehmen kein Recht, den Quellcode zu nutzen, denn dieser gehört dem Hersteller, der ihn auch pflegt. Der Quellcode von Open-Source-Software steht dagegen, wie der Name schon sagt, allen offen. Das bedeutet, dass jedermann gleichermaßen die Software für seinen ganz persönlichen Anwendungsfall erweitern oder anpassen kann. Jedes Unternehmen kann darauf aufsetzen und weiterentwickeln. Eine Open-Source-Lösung wird möglicherweise sogar von mehreren Anbietern betrieben und gepflegt. Was wiederum einen Herstellerwechsel deutlich erleichtert, denn der Kunde ist nicht an einen einzigen Hersteller gebunden.

Da Open-Source-Software von allen Entwicklern, die mit dem Code vertraut sind, ergänzt werden kann, befinden sich Unternehmen, die Änderungen benötigen, nicht in der Hand eines einzelnen Anbieters. Das Unternehmen ist stets im Besitz seiner eigenen Lösungen – unabhängig vom Anbieter und davon, was mit ihm zukünftig geschieht.

An Open-Source-Plattformen arbeiten in der Regel zehntausende Entwickler mit, die die modernen Programme ständig um neue Applikationen erweitern. Dadurch werden Updates kostengünstig oder sogar gratis verfügbar. Unternehmen verfügen so über eine Technologie, die immer weiter verbessert wird, ohne dass sie für teure Updates bezahlen müssten. Die Entwickler investieren ihre Zeit und Expertise freiwillig und werden von einer vergleichsweise kleinen Zahl bezahlter Programmierer koordiniert. Die geringeren Overhead-Kosten summieren sich zu signifikanten Einsparungen. Das gilt ebenso für die Tatsache, dass bei Open-Source-Software in der Regel keine Lizenzkosten pro Arbeitsplatz anfallen.

Doch die Möglichkeiten, mit Open Source Geld zu sparen, gehen über die genannten Kostenvorteile hinaus: Durch den Einsatz von Open Source lassen sich Massen an IT-Ausrüstung und Ausgaben für dedizierte IT-Spezialisten und interne Expertise einsparen. Stattdessen können Unternehmen ihre Ressourcen für Werkzeuge, die auf der vorhandenen Infrastruktur aufsetzen, verwenden und damit ihr Budget optimal nutzen.

Open Source Software fördert Produktivität, Wachstum und Kollaboration

Open-Source-Lösungen basieren auf einer Architektur, die sich auch an unvorhersehbare Änderungen im Bereich Unternehmens-IT anpasst, ganz ohne den “Vendor Lock-in” proprietärer Produkte. Diese Offenheit, verbunden mit Transparenz und dem kritischen Schulterblick der Community, beschleunigt die Innovation – und das bei geringeren Kosten. Offene Standards erleichtern es, Open-Source-Angebote in existierende IT-Umgebungen zu integrieren. Auch die Adaption der Systeme an neue geschäftliche Bedürfnisse und Technologien wird vereinfacht.

Das Open-Source-Modell kann die Produkt-Innovationsrate extrem erhöhen. Damit passt diese Form einer offenen, modernen Architektur perfekt in die heutige Arbeits- und Computerwelt. Open-Source-Lösungen werden Unternehmen künftig dabei helfen, produktiver zu arbeiten. Sie fördern das Wachstum und die digitale Zusammenarbeit über das gesamte “erweiterte Unternehmen” hinweg.