Markus Nispel

ist als VP Solutions Architecture von Extreme Networks der Experte für strategische Netzwerkthemen.

Die Migration auf 802.11ac – Drei grundsätzliche Betrachtungen

silicon.de-Blogger Markus Nispel, VP Solutions Architecture von Extreme Networks, widmet sich in einer Artikel-Serie dem neuen WLAN-Standard 802.11ac. Und heute geht es ans Eingemachte, denn zusammen mit älteren Standards kann es mit 802.11ac schnell zu Problemen kommen, die man beim Design der Infrastruktur nicht außer acht lassen sollte.

In meinem letzten Blog hatte ich auf die enormen Chancen durch den neuen WLAN-Standard 802.11ac hingewiesen, aber auch auf die derzeit noch vorhandenen Probleme. Die wohl interessantesten neuen Features werden erst in der zweiten Generation (wave-2) verfügbar sein, insbesondere Multi-User MIMO, bei dem mehrere Stationen (Sender/Empfänger) auf dem gleichen Kanal zur gleichen Zeit zu unterstützt werden und das gerade im Hinblick auf Video-Streaming einen erheblicher Vorteil darstellt. Dennoch lohnt sich bereits jetzt schon ein Blick auf die erste Generation und vor allem auf drei Aspekte, die in der gegenwärtigen Diskussion ein wenig zu kurz geraten: die Clients als entscheidender Faktor in Bezug auf die Geschwindigkeit, die breiteren Kanäle sowie die 256 QAM-Modulation.

Der wahrscheinlich am meisten vernachlässigte Aspekt sind die Clients: Der schnellste AP nutzt letztlich nichts, wenn das Endgerät nicht darauf ausgelegt ist. Man sollte deshalb die eingesetzten Clients betrachten, um sicherzustellen, dass die gewünschten Effekte (vor allem die Geschwindigkeit) auch erreicht werden.

Die Verfügbarkeit von 80 MHz-Kanalbandbreite alleine sagt nichts darüber aus, ob dies auch (sinnvoll) im Unternehmensnetzwerk eingesetzt werden kann. Hierbei sollten vor allem die Themen Kanalüberlappung und DFS/non-DFS-Kanäle beachtet werden. Gerade in Hinblick auf ältere Endgeräte kann es zu Interferenzen kommen. Insofern ist eine sorgfältige Kanal-Planung Voraussetzung für einen erfolgreichen und stabilen Betrieb.

Ein letzter Punkt ist noch die geringere Ausbreitung der Funkzelle im 5 Ghz Band sowie das verbesserte  256 QAM-Modulationsverfahren.  Durch eine – im Vergleich zum Vorgängerstandard – viermal dichtere Modulation mit 256 QAM wird ein deutlich höherer Durchsatz ermöglicht. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass das Gerät eine Sichtverbindung zum AP hat und auch in dessen Nähe ist. Sollte dies nicht der Fall sein, wird auf eine 64 QAM Modulation wie bei 11n zurückgegriffen. Darüber hinaus benötigt das neue Modulationsverfahren eine relativ “saubere” Funk-Umgebung und ein größeres Signal-Rausch-Verhältnis (SNR). Dies hat einen direkten Einfluss auf das Design der Infrastruktur mit dem Resultat, dass die APs enger beieinander platziert werden müssen und man somit auch mehr APs benötigt.

Wenn man diese drei Schlüsselfaktoren beachtet, steht einer – schon in der ersten Welle – erfolgreichen Implementierung nichts im Wege.