Stefan Pfeiffer

ist Marketing Lead Social Business Europe bei IBM Deutschland und nennt sich selbst "Schreiberling aus Passion".

Wie das iPad Android hilft, in die Unternehmen zu kommen

“Es genügt auch nicht mehr, dem Management Blackberries zur Verfügung zu stellen”, sagt IBM-Manager Stefan Pfeiffer. Für silicon.de beschreibt er, welche Erfahrungen er mit der Apple-Welt gemacht hat und welche Folgen iPad & Co für die IT-Landschaft haben.

Es gibt genug Gründe, Apple und seiner Produktpolitik kritisch gegenüber zu stehen, etwa den Zwang in den geschlossenen App-Store mit nur schwer durchschaubaren Regeln, das rigorose Verhalten gegenüber anderen Unternehmen bei der Verwendung ähnlicher Namen oder die teils brüske Art, mit Kritik von Kundenseite umzugehen (Stichwort “You’re holding it the wrong way”).

Ich gebe aber zu, dass mich die Technologie trotzdem weiterhin begeistert und ich in einer nahezu homogenen Apple-Welt sehr zufrieden lebe. Seit Juni 2009 nutze ich ein privat erworbenes weißes 13 Zoll MacBook als Arbeitsplatzrechner im Job. Es handelt sich um eine ältere Baureihe, aufgerüstet auf 3 GB Hauptspeicher und eine 500 MB Festplatte. Und noch immer bin ich von der Geschwindigkeit im Vergleich zu Windows absolut begeistert. Während Kollegen noch ihren Rechner hochfahren, ist mein Rechner schon lange einsatzbereit. Auch die Programme, die ich für meine tägliche Arbeit brauche, laden deutlich schneller. Kaum noch Zeit, um wie früher in Ruhe meinen Kaffee zu holen, während die Maschine startete…

Auf dem Mac nutze ich Lotus Notes als Collaboration Client inklusive Instant Messaging, Lotus Symphony als Office-Paket und daneben einige Tools wie Skitch für Grafiken, Skim als PDF Reader, Norton als Sicherheitspaket, Evernote als elektronischen Spickzettel, Gruml als Google-kompatiblen RSS Feedreader, Hootsuite als Social Media-Client sowie neben Sametime Skype und Adium zur Kommunikation. Viele andere Geschäftsanwendungen laufen – Stichwort Arbeitsplatz in der Cloud –, sowieso im Browser, wodurch die Hardware-Platttform kein Problem darstellt. Die Zeiten, wo IE6 für Webanwendungen gebraucht wurde, sind vorbei und ich bin mit Firefox als Browser unter OS X hoch zufrieden. Also nix zu meckern auf dem Mac im Unternehmenseinsatz.

Neben dem MacBook haben sich über die Jahre eine Reihe weiterer Apple-Produkte angesammelt, vom “uralten” 60 GB iPod über das iPhone 3G und iPad mit 32 GB bis hin zur TimeCapsule Backup-Lösung. Auf iPhone und iPad synchronisiere ich meine E-Mails und weitere Geschäftsanwendungen und -dateien, so dass ich mobil die wichtigsten Aufgaben meiner täglichen Arbeit erledigen kann.

Gerade das iPad hat eine Flut an Artikeln und Kommentaren hervorgerufen, die sich mit dem Thema Apple generell und der Tauglichkeit für den Geschäftseinsatz insbesondere auseinandersetzen. Auf silicon.de finden sich verschiedene Umfragen, die die Vorteile von Apple-Geräten in Unternehmen zeigen. Die genannten Ergebnisse in Sachen Produktivitätsgewinn decken sich mit meinen persönlichen Erfahrungen. Neben dem Mac wird jedoch vor allem das Tablet von Apple einen großen Einfluss auf Unternehmen haben.

Gartner zum Beispiel empfiehlt den Unternehmenschef, sich persönlich in die Diskussion um das iPad einzuschalten und einen Dialog mit ihren IT-Abteilungen rund um den Sinn des iPad für ihre Unternehmen zu beginnen. Ein Grund dafür ist laut dem Analystenhaus, dass sich die Mitarbeiter im Privaten verstärkt diesen Produkten zuwenden und dementsprechend erwarten, dass diese auch von ihren Unternehmen unterstützt werden. Dieses Phänomen bezeichnet Gartner als Consumerization. Unternehmen müssen und sollten sich darauf einstellen, dass neue Geräte, die die Anwender aus der privaten Nutzung kennen, an die Türen der Unternehmens-IT pochen.

Auch mein Arbeitgeber IBM sah sich mit dem Thema konfrontiert und geht konstruktiv damit um. Mitarbeiter wie ich dürfen Mac’s als Arbeitsgerät benutzen. Eine entsprechende Infrastruktur für VPN-Zugang wird ebenso wie Security-Werkzeuge zur Verfügung gestellt. Daneben gibt es aber keinen Support durch eine offizielle Hotline. Stattdessen hat sich eine weltweite Community von Apple-Anwendern auf dem Intranet organisiert, die Social Software nutzen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Wenn ich ein Problem habe, gehe ich in diese Community und finde dort meistens die Lösung oder hinterlasse eine Frage, die in der Regel sehr schnell gelöst wird. Wenn das nicht auch ein gutes Beispiel für Enterprise 2.0, für offenen Wissensaustausch, unbürokratisches Teilen von Informationen, Engagement der einzelnen Mitarbeiter und die Weisheit der Massen ist?

Natürlich bin ich nicht so naiv, diese Lösung für alle Unternehmen als gangbar zu erachten. Zwar sollte man seinen Mitarbeitern manches im positiven Sinne zutrauen, aber nicht jeder ist ein Hightech-Konzern, dessen Mitarbeiter sich logischerweise wesentlich enger mit IT-Themen auseinandersetzen. Und natürlich gibt es Hürden und Stolperfallen. silicon.de hat diese in einem Artikel rund um den Einsatz von Apple in Unternehmen sehr gut zusammengefasst.

Für mich steht jedoch fest, dass sich die Zeit von Windows als monopolistischem Standardbetriebssystem unaufhaltsam dem Ende zuneigt. Und es genügt auch nicht mehr, dem Management Blackberries zur Verfügung zu stellen. Das iPhone hat deutlich an die Tür des Unternehmens geklopft, das iPad stößt diese Tür weit auf (und die Macs schlüpfen vielleicht durch die Hintertür hinein). Die Unternehmens-IT sieht sich einer Allianz von Führungskräften, die das neueste Spielzeug haben wollen, und Anwendern, die die Geräte privat nutzen, gegenüber. Ich bin mir sicher, dass diese Zangenbewegung zu einer breiteren Verwendung von iPads, iPhones und Macs in Unternehmen führen wird.

Doch damit nicht genug. Ironischerweise öffnet Apple insbesondere mit dem iPad auch die Tür für Android-Geräte. Android-Tablets und Smart Phones werden ebenfalls erfolgreich sein, wie schon jetzt die Verkaufszahlen zeigen. IT-Abteilungen haben es also künftig mit multiplen Gerätetypen zu tun, mit Tablets, Notebooks, Computern, Netbooks und Smart Phones unter verschiedenen Betriebssystemen. Sie werden diese Vielfalt beherrschen und managen müssen. Ich wünsche und hoffe, dass sie proaktiv die Verwendbarkeit prüfen, Sicherheitsregeln und -werkzeuge vorgeben und die Nutzung für ihre Mitarbeiter freigeben, statt einfach überrollt zu werden. Doch auch die Software-Anbieter haben zu tun. Sie werden ihre Programme auf den wichtigsten Plattformen mit dem notwendigen Funktionsumfang und einer für die jeweiligen Geräte optimierten Benutzerführung zur Verfügung stellen müssen. Viele Lösungen werden in den Browser und in die Cloud wandern, um sie so von allen denkbaren Endgeräten aus bedienen zu können. Megatrends wie Cloud, Web 2.0/Enterprise 2.0, neue Arbeitsweltkonzepte und Mobility – getrieben durch iPad, iPhone und Android – kommen derzeit zeitgleich zusammen und verändern auch die bisher gekannte Unternehmens-IT dramatisch.

Stefan Pfeiffer ist Market Segment Manager Lotus bei IBM Deutschland. Weitere Meinungen und Erfahrungen von ihm können Sie auch in seinem Blog und hier bei silicon.de nachlesen.